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Wille des Volkes verwirklicht

Pfarrer i.R. Heinrich Aust mit Ehrennadel des Landes ausgezeichnet

Er erinnert sich noch, als wenn es heute gewesen wäre. Pfarrer Heinrich Aust hat im Herbst 1989 im Vorbereitungsteam der Dienstagsdemonstrationen von Wittenberg mitgewirkt. „Montags sind viele von uns nach Leipzig zur Demo gefahren, dienstags haben wir dann in Wittenberg demonstriert.“ Im Dezember 1989 zog der Demonstrationszug zu den Stasi-Gebäuden und skalierte: „Stasi raus – Behinderte rein!“ Dieser Wille des Volkes wurde 1990 Wirklichkeit und Pfarrer Aust erhielt heute dafür von Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt. Denn auf dem Gelände der Stasi wurde in Wittenberg eine Behinderteneinrichtung mit der Unterstützung des ehemaligen Wittenberger Pfarrers gegründet.

Der 1925 im westfälischen Herne geborene Aust war 1990 Mitbegründer des ökumenischen Augustinuswerks in Wittenberg. In diesem christlichen Hilfswerk werden heute700 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung sowie pflegebedürftige alte Menschen von 200 Mitarbeitern betreut. Darüber hinaus hat Pfarrer Aust sich in der Seelsorge und der Jugendarbeit bleibende Verdienste erworben.

Haseloff würdigte das Engagement des Geehrten. „Ihre Arbeit ist von großem Idealismus und einer tiefen Verbundenheit zur Kirche geprägt. Sie haben den sozialen und christlichen Charakter unseres Gemeinwesens gestärkt. Insbesondere haben Sie Menschen geprägt und damit unser Land zum Guten verändert. Dafür sind wir Ihnen sehr dankbar.“

Auch Pfarrer Aust ist dankbar für die Ehrung. Bis heute ist es für ihn ein Wunder, dass die Rufe der Straße vom Runden Tisch aufgegriffen und mit umgesetzt wurden. Haseloff und Aust kennen und schätzen sich seit dieser Zeit, denn sie haben gemeinsam als Wittenberger im Vorbereitungsteam der Demos gesessen. Möglich wurde das Augustinuswerk auch, weil sich Menschen der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden in Wittenberg zusammengeschlossen und den Verein Augustinuswerk gegründet haben. „Liebe – und tue was du willst“, diese Worte des Heiligen Augustinus vor 1600 Jahren sind bis heute aktuell und sollen Richtschnur allen Handelns sein. Somit versteht sich das Augustinuswerk als eine christliche Dienstgemeinschaft in ökumenischer Offenheit. Der Verein achtet die Würde und Freiheit jedes Menschen, er fördert die Mitwirkung und Mitbestimmung. Ganzheitlichkeit ist eines der Grundprinzipien seiner Arbeit. Das Augustinuswerk sieht nicht nur die Schwächen und Defizite von Menschen, sondern auch ihre Ressourcen und ihre Einmaligkeit. Für jeden Menschen gilt, dass er Geschöpf und Ebenbild Gottes ist.

Weggefährten und dem Augustinuswerk verbundene Menschen wurden vom Minsterpräsidenten mit der Sachsen-Anhalt Medaille gewürdigt (von links): Pfarrer Reinhard Kroker, Minsterpräsident Haseloff, Pfarrer Aust, Bernd Keizl (der 1. Leiter der Einrichtung), Schwester Therese Goering und Helga Siegl. (Foto: Staatskanzlei)

Hintergrund:

Die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt wurde am 19. April 2000 durch den damaligen Ministerpräsidenten Reinhard Höppner als staatliche Auszeichnung gestiftet. Verliehen wird sie als Zeichen der Anerkennung für langjährige hervorragende ehrenamtliche Tätigkeiten oder für eine weit über das normale Maß hinausgehende Erfüllung beruflicher Pflichten.

(sus/Staatskanzlei; Foto: Staatskanzlei)

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