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Eine kleine Frau, die ganz groß war!

In den frühen Morgenstunden des 1. Mai 2020 hat der barmherzige Gott Maria Kuschel zu sich gerufen.

Er schenke dir,
was dein Herz begehrt,
und er erfülle all dein Planen.

Psalm 20,5

„Maria wurde am 21. Oktober 1933 in Steinwitz (Grafschaft Glatz, Schlesien) geboren.
Ihre Kindheit erlebte sie in der schlesischen Heimat.
Im Herbst 1947 war die ‚Evakuierung’ unserer Familie (so hieß der Rausschmiss damals). Mit nur wenig Gepäck, das unterwegs dann noch kontrolliert und geplündert wurde, musste unsere gesamte Familie ihre Heimat verlassen.
Nach Barackenlager-Aufenthalten in Rüdersdorf bei Berlin und Schkopau (bei den Bunawerken) kamen wir schließlich nach Merseburg.
Merseburg wurde die neue Heimat. Das erste, was die Eltern mit uns unternahmen, war die Suche nach der katholischen Kirche.
Maria beendete in Merseburg ihre Schulzeit.
Durch Vermittlung von Pfarrer Gerwin machte sie in dem von Salzkottener Franziskanerinnen geleiteten Konrad-Martin-Haus in Bad Kösen zwei praktische Haushaltsjahre.
Danach wollte sie im St. Elisabethkrankenhaus in Halle Krankenschwester werden.
In dieser Zeit reifte in ihr der Entschluss, in die Kongregation der Grauen Schwestern der hl. Elisabeth einzutreten. Bis 1973 war sie Mitglied dieser Schwesterngemeinschaft.
Von Halle aus wurde sie in das Diözesanseminar für Seelsorgehelferinnen in Erfurt geschickt. Dort legte sie 1959 ihr Abschlussexamen ab und Bischof Freusberg erteilte ihr die Missio für das Gebiet des heutigen Bistums Erfurt. Ihre Dienstorte waren in dieser Zeit: Gernrode/Eichsfeld (1955), Erfurt St. Laurentius (1960), Dessau, als Leiterin der Aspirantur (1963), und Bernterode/Eichsfeld (1966).
1973 erteilte ihr Bischof Braun die Missio für das Bischöfliche Amt Magdeburg. Ihre Dienstorte waren in dieser Zeit: Hessen/Zilly (1972), Bad Bibra (1973) und Magdeburg, St. Mechthild (1982).
1993 ging sie in den Ruhestand. In dieser Zeit lebte sie in Magdeburg-Nord in einer Privatwohnung.
Im Jahre 1975 hatte sie in der Universitätsklinik Halle eine Herzklappenoperation.
Das hatte zur Folge, dass sie invalid geschrieben wurde und eigentlich nicht mehr voll arbeiten sollte, was sie aber nicht hinderte, in den Gemeinden Bad Bibra und Magdeburg St. Mechthild voll Dienst zu tun. Vor allem war sie als Katechetin in der Kinderarbeit tätig. Aber auch alle anderen Dienste, die in der Gemeinde nötig waren, führte sie mit viel Liebe verantwortungsvoll aus.
In dieser Zeit war sie durchgängig in kardiologischer Behandlung. Mehrmals hatte sie Kranken-hausaufenthalte. Besonders die letzten Jahre ihres Ruhestandes waren von ihrem Herzleiden geprägt. Nach mehreren Aufenthalten in den Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg 2019 und 2020 erhielt sie einen Kurzzeitpflegeplatz im Bischof-Weskamm-Haus in Magdeburg. Ab 1. März 2020 wohnte sie fest dort.
Am 27. April erlitt sie einen schweren Schlaganfall und musste stationär im Städtischen Klinikum Magdeburg-Olvenstedt behandelt werden. Am darauf folgenden Tag spendete ich ihr das Sakrament der Krankensalbung.
In den frühen Morgenstunden des 1. Mai 2020 ist sie friedlich und schmerzfrei ‚eingeschlafen’. Sie möge nun in Frieden in der Ewigen Heimat verweilen.“

Propst i.R. Josef Kuschel

Die Beerdigung ist – den Corona-Auflagen entsprechend – am 8.Mai 2020 im engen Freundeskreis auf dem Westfriedhof in Magdeburg.
Das Requiem feiern wir zu einem späteren Zeitpunkt in der St. Mechthild-Kirche, in Magdeburg-Nord.

Ich bitte Sie alle, unserer verstorbenen Mitarbeiterin Maria Kuschel im Gebet zu gedenken.

Magdeburg, den 7. Mai 2020

Dr. Gerhard Feige
        Bischof

 

„Eine kleine Frau, die ganz groß war!

Wenn ich an Maria Kuschel denke, dann kommt mir schnell unsere erste Begegnung in meinem Berufspraktischen Jahr in Magdeburg in den Sinn. Es muss 2013 nach einer Frühmesse in St. Mechthild gewesen sein, in der wir uns das erste Mal begegneten. Eine kleine Frau, die äußerst interessiert war und mich rasch zu einem Gespräch zu sich nach Hause einlud. Es dauerte nicht lange, bis das Eis gebrochen war. Denn uns verband gewissermaßen das Extreme. Wir witzelten über unsere beiden Erscheinungsbilder: sie, die kleine quirlige Frau und ich, der riesige junge Einsteiger im pastoralen Dienst. Maria, die auf mich charismatisch wirkte und voller Witz war, hat mir inmitten ihrer Plattenbauwohnung in Magdeburg-Neustadt viel aus ihrem Leben erzählt. Es waren mehrere Etappen, die sie mich in ihre Vergangenheit mitnahm: Vertreibung aus der Grafschaft Glatz, Wirken im Eichsfeld, Kloster und Dienst in Magdeburg. Für mich waren es keineswegs Geschichten aus einer anderen Zeit. Es war ihre Freude über das Erlebte, das sie fest im Vertrauen an ihren Glauben für mich in die Gegenwart holte, so dass die Geschichte wahrlich für mich fassbar wurde.
Sie konnte sich in Gesprächen öffnen und da sein. Ihre – im besten Sinne – Einfachheit ist für mich bei den vielen Begegnungen beeindruckend gewesen.
Ihr Leben war voller existentieller Erfahrungen, die sie immer weiter zu Gott brachten. Ferner standen ihrerseits auch Fragen im Raum, die sie jetzt mit Gott selbst klären kann – er wird einen großen Gefallen an ihr haben; davon bin ich überzeugt. Dass sie sich in schweren politischen Zeiten als Frau auf den Weg machte, um durch die Kirche und ihren Glauben den Menschen in der Gesellschaft zu dienen, zeigt mir ihre feste charakterliche Entschlossenheit. Sie war für ihre Zeit eine sehr selbstbewusste, aber vor allem selbstbestimmte Frau, und das ohne für großes Aufsehen zu sorgen.
Sie war voller Stolz, miterlebt zu haben, wie sie, ihr Bruder Josef, und Diakon Schelenz die Gemeinde in St. Mechthild aufbauten. ‚Wir waren in dieser Zeit katholische Pioniere – die keine Kirche hatten, und die Gemeinde aufbauten’, so beschrieb sie es oft.

Liebe Maria,

dass du gestorben bist, macht mich traurig. Mir wird so manches fehlen: Vor allem dass du mir nicht nochmal mit deinem Gehstock vor mein Schienbein tippen wirst, um mich auf deinen ‚Ärger’ über die Ungerechtigkeit der göttlichen Körpergrößenverteilung hinzuweisen. Für all die Menschen, die du in deinem dienstlichen, aber vor allem in deinem Alltag im Verborgenen begleitet hast, möchte ich dir stellvertretend von Herzen danken. Auf dass deine Fragen, die noch ‚offen’ waren, beantwortet sind. In Erinnerung an die kleine Frau, die so groß war.“

Martin Papke

 

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