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Bereits bevor ich diesen Aufgabenbereich übernommen habe, durfte ich Erfahrungen darin sammeln. Einmal im Jahr 2016/17 in der Begleitung einer Gruppe von Körperbehinderten in Magdeburg auf dem Weg zu ihrer Feier der Lebenswende. Damals haben wir im Laufe der Vorbereitung einen Rucksack des Lebens mit verschiedenen Symbolen gepackt. Es ergaben sich spannende Dialoge, tiefgreifende Gespräche und emotionale Momente. In diesem Jahr begleitete ich zwei Gruppen in Halle. Bei meinem ersten Kleingruppentreffen war ich erstaunt darüber, wie schnell die Jugendlichen in tiefe Gespräche kamen. Der Zeitpunkt der Feier der Lebenswende in der achten Klasse ist insofern günstig, als dass die Jugendlichen eigentlich alle schon einmal die Erfahrung gemacht haben, an Grenzen gekommen zu sein, mit etwas nicht fertig geworden zu sein oder auch, dass Freundschaften zerbrochen sind.
Die Vorbereitung auf die Feier der Lebenswende nimmt diese Erfahrungen ernst und ist damit nicht nur für die Jugendlichen ein kleiner Schritt auf einem großen Lebensweg, sondern wirkt auch in die Gesellschaft hinein. Denn dort, wo Menschen sich ihrer selbst bewusst sind, wo Menschen ein Stück Weg miteinander geteilt haben, ist für Streit und Hass, ist für Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung kein Platz. Die Feier der Lebenswende und ihre Vorbereitung sind so ein Wegabschnitt auf der Suche nach dem verheißenen Leben in Fülle.
Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. (Joh 10,10)
Dieses Zitat gilt als Leitwort der Jugendpastoral und es begleitet mich schon seit einigen Jahren in meiner Arbeit als Jugendbildungsreferent. Jugendpastoral ist der Dienst der Kirche an der Jugend überhaupt und an der Jugend der Kirche. Als Mitarbeitende in der Jugendpastoral verkünden wir damit auch die Verheißung Jesu eines Lebens in Fülle und versuchen, dies in der Feiervorbereitung auf dem je eigenen Weg zu entdecken. Die Feier der Lebenswende hat keine missionarische Intention und dient nicht der Gewinnung neuer Mitglieder, sondern sie ist ein Dienst der Kirche an der Jugend. Dieser Dienst unterstützt die jungen Menschen, er schenkt ihnen Hoffnung für das verheißene Leben in Fülle und beinhaltet insofern eine missionarische Dimension. Es geht um Begleitung auf dem je eigenen Lebensweg, sodass die jungen Menschen, die an der Feier teilnehmen, begreifen, was der eingangs zitierte Satz für ihr eigenes Leben bedeuten mag: Es gibt einen Weg, den keiner geht, wenn du ihn nicht gehst.
Jonas Borgwardt
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Was ist die Feier der Lebenswende?
Als Erfinder der Feier der Lebenswende darf der damalige Erfurter Dompfarrer und heutige Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke gelten. Ende der 90-er Jahre bot er erstmals eine solche Feier samt Vorbereitung für konfessionslose Jugendliche an.
Während die christlichen Konfessionen verschiedene (sakramentale) Initiationsfeiern kennen, haben sich in Ostdeutschland mit der Jugendweihe eigenständige bekenntnisfreie Formen der Initiation Jugendlicher entwickelt (die Tradition der Jugendweihe ist indes viel älter und seit 1889 aus freireligiösen Kreisen bekannt). Die Feier der Lebenswende ist ein alternatives kirchliches Angebot für konfessionslose Jugendliche, die sonst von entsprechenden Vereinen zur Jugendweihe eingeladen werden.
Im Bistum Magdeburg gibt es vor allem in Halle, aber auch an anderen Orten (z.B. Magdeburg, Dessau-Roßlau, Köthen, Merseburg) das Angebot der Feier der Lebenswende. In Halle findet dieses Projekt in Kooperation mit dem dortigen evangelischen Kirchenkreis statt.
Weitere Informationen und Onlineanmeldung zu den Feiern.
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Jonas Borgwardt
ist 1993 in Essen geboren. Nach seinen Studien der Musikwissenschaft (B.A.) in Leipzig sowie der Kulturanalyse und Kulturvermittlung (M.A.) in Dortmund ist er seit 2016 als Jugendbildungs-
referent für das Bistum Magdeburg tätig. Seit Sommer 2019 liegt sein Schwerpunkt auf der Koordination des Projekts "Feier der Lebenswende". Er ist Musiker, Pfadfinder und in der Spiritualität von Taizé zuhause.
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