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Afrikaner in einer Kirche
Pfarrer Ronald Kudla (3.v.r.) mit Bischof Jacques (3.v.l.) und einigen Firmlingen
Bildrechte / Quelle: Ronald Kudla

Afrika-Priester Ronald Kudla"Afrika ist ein Reichtum für Europa“

„Man kann die Welt nur verstehen, wenn man sie von der anderen Seite gesehen hat.“ Für Pfarrer Ronald Kudla war Afrika schon immer anziehend. 2001 reiste er zum ersten Mal nach Togo, seit 2004 ist er dort vom Bistum Magdeburg als Pfarrer eingesetzt. Er hat eine Pfarrei in Solla aufgebaut, betreut nun eine Pfarrei in Défale. Alle zwei Jahre kommt der Priester nach Deutschland, um über seine Arbeit vor Ort zu berichten und natürlich auch Spenden, zum Beispiel für die Grundschulen, zu sammeln. Ein Protokoll.

Erscheinungsdatum: 16. September 2024

„Ich musste immer schon darüber nachdenken, dass es Länder gibt, wo die Menschen wirklich arm sind. Das T-Kreuz, das Kreuz des heiligen Franziskus, das ich trage, könnte auch ein Zeichen dafür sein. Immer schon habe ich mich auch für die Weltkirche interessiert. Im Eine-Welt-Kreis des Pfarrers Reinhold Seppelt, damals in den 1990ern, fehlte ich selten. Reinhold Seppelt, der 1996 am Matterhorn abgestürzt ist, war ein Priester, der mich sehr beeindruckt hat durch sein einfaches Leben und seinen Eifer für Afrika.

Die seltsame Verteilung der Güter auf der Erde ist und bleibt für mich eine Herausforderung. Ich habe immer einen Teil meines Gehaltes gespendet. Das ganze Gehalt, das mir das Bistum Magdeburg zahlt, wird aktuell in Afrika investiert – ein Teil, um den Lebensunterhalt für mich und die Leute im Pfarrhaus von Défale abzusichern und der Rest für die Gemeinde und die Armen.

Ich bekomme auch viele Spenden, ich lerne hier in Deutschland viele großherzige Menschen kennen. Manchmal macht mir das etwas Angst, denn ich habe damit eine große Verantwortung, und das bedeutet für mich auch Arbeit. Ich bete, dass alles, was wir tun als Armutsbekämpfung, den Menschen auch innerlich Kraft gibt und sie in der Liebe wachsen lässt. 

Zwei Menschen an einem Schreibtisch
Pfarrer Kudla unterstützt die Menschen vor Ort mit Bildungsangeboten. Bildrechte / Quelle: Ronald Kudla

Einfach leben

Ich will aber nicht nur Geldgeber sein, sondern auch als Bruder auf dem Niveau der meisten Menschen unserer Erde, die nicht die europäischen Standards haben, leben. Manchmal sage ich scherzhaft: Ich kann in Europe kein einfaches Leben führen, die Konsumverlockungen sind zu groß. Deswegen bin ich nach Afrika gegangen.

Aber es ist noch etwas anderes, das mich nach Afrika zog: Die junge Kirche, die vielen offenen Herzen für den Glauben. Ich kann mir Kirche nicht ohne lebendige und frohe Christen vorstellen. In Deutschland schien mir die Glaubensverkündigung etwas in der Sackgasse, und ich wollte herausfinden, warum das in Afrika anders ist.

Als ich 2001 das erste Mal in Togo war, da kam mir wirklich so etwas in den Kopf: Die Ernte ist groß, aber es fehlen die Arbeiter. Ich sah riesige Kirchen, aber Pfarreien, in denen man auf nur schlecht ausgebildete Katechisten traf. Ich sah die vielen Chöre, die mit einfachen Mitteln loszogen und in Dörfern sangen, wo man noch wenig von Gott wusste. Schon damals war der Gedanke da: Wenn ich hier arbeite, wird die Kirche in Europa eines Tages davon profitieren. Anstatt zu lamentieren über mangelnden Glauben in Europa, sollte man dorthin gehen, wo der Glaube wächst und helfen, dass er gut wachsen kann. Und vielleicht werden die europäischen Menschen eines Tages davon profitieren. Afrika wird kommen, da bin ich sicher.

Natürlich sah ich später, dass es dort auch viele Probleme und Widerstände gegen den wirklichen christlichen Glauben gibt, den Glauben, der keine Magie, sondern persönliche Begegnung mit Jesus ist. Deswegen beschäftige ich mich viel mit der afrikanischen Kultur und versuche zu erarbeiten, wie man Glaube auf afrikanisch erklären muss.

Ein großes Wagnis

Man sollte auch nicht vergessen, dass meine Aussendung nach Togo ein großes Wagnis war. Für mich selbst, denn ich wusste nicht, was auf mich zukommt und ob ich es gesundheitlich oder belastungsmäßig überstehen würde. Einer meiner Mitbrüder sagte beim Abschied scherzhaft: Ich will nicht Märtyrer werden.

Ronald Kudla
Ronald Kudla hat mehrere Broschüren über seine Erfahrungen in Afrika veröffentlicht. Bildrechte / Quelle: Bistum Magdeburg

In den ersten Jahren lebte ich im Buschdorf Solla in einem gemieteten Dorf-Haus ohne Strom, ohne Kühlschrank, ohne Telefon und mit einem Auto, das in der Regenzeit im Schlamm versank. Geduscht habe ich mich mit einer Schüssel Wasser in der Hand. Ich hatte damals auch einige Male eine schwere Malaria. Ich weiß nicht, woher ich die Kraft bekam. Einmal sagte jemand, das war der Enthusiasmus. Nach drei Jahren hatten wir ein Pfarrhaus gebaut.

Eine mutige Entscheidung war es auch für den damaligen Bischof Leo Nowak, der mich aussendete. Ich hatte ja kaum eine missionarische Ausbildung oder Einführung in das Leben in Afrika.  Ich war auf gute Freunde in Togo angewiesen, die ich noch finden sollte, die mir im viermonatigen Crashkurs alles erklären würden. Und es hat geklappt.

In dieser Zeit habe ich noch einmal neu gelernt, an die Vorsehung zu glauben. 16 Jahre war ich wie gesagt in der Pfarrei "St. Augustinus" Solla, wo ich auch mit dem Geld vom Bistum und dank der vielen Spender viel aufgebaut habe. Viele der Menschen dort denken, dass das alles mein Geld ist. Ich habe versucht, ihnen zu verbieten zu sagen: Der Vater Ronald hat das oder das bezahlt und habe gesagt: Das sind Fonds, und ich verwalte die nur. Aber es nützt nicht viel. Es ist vielleicht auch die Freude, dass jemand aus der anderen Welt zu ihnen kommt und mit ihnen lebt, die einen zum Retter macht. Denn es kommt selten jemand.

Schwieriger Gemeinde-Aufbau

Die Entscheidung, vor vier Jahren aus Solla  wegzugehen, ist mir nicht leicht gefallen. Doch ich wollte noch einmal etwas anderes kennenlernen und habe mich an Bischof Jacques Danka Longa von Kara gewandt, etwas anderes für mich zu finden.

Und so bin ich seit 2000 in Défale, einer Pfarrei mit ganz anderen Herausforderungen. Sie ist nun 50 Jahre alt, wir haben im Dezember gefeiert. Es wurde eine Kirche fertiggestellt, an der meine Vorgänger seit fast 20 Jahren gebaut haben. Man merkt, dass in dieser etwas älteren Pfarrei schon manches schief gelaufen ist, und es war meine Aufgabe, Dinge zu ordnen, was mir, glaube ich, schon etwas gelungen ist. Ich möchte mich nicht rühmen, denn ich weiß nicht, ob es an meiner Pastoral liegt oder an den finanziellen Mitteln, die ich klug einsetze. Nur ein Beispiel: Mein Vorgänger schrieb im Übergabebericht, dass es in der Pfarrei keinen Katechisten gibt. Mittlerweile habe ich schon acht gefunden, davon zwei mit einer abgeschlossenen Ausbildung und zwei lernen noch.

Zum Schluss: Eins meiner Herzensanliegen ist die Begegnung zwischen Europa und Afrika. Der eine weiß ganz wenig vom andern. Dabei kann man sich gegenseitig wunderbar bereichern. In Europa gibt es immer noch das Bild der "armen ausgehungerten Schwarzen" in der einen oder anderen Form. In Afrika träumen viele von Europa als Land des Reichtums und der unbegrenzten Möglichkeiten, ohne sich ihrer eigenen afrikanischen Werte und Stärken bewusst zu sein. Gleichzeitig geht das Gespenst des bösen Europäers um. Im Sahel wurden zum Beispiel sogar europäische Hilfsorganisationen verdächtigt und verboten. Ideen von Menschenrechten, Pressefreiheit und Demokratie scheinen Afrikaner nicht so sehr zu beeindrucken wie das Empfinden, schon wieder von oben herab belehrt zu werden von Menschen, deren Reichtum und dessen Ursprung ihnen einiges zu denken aufgibt.

Afrika vor Ort erleben

Europa muss endlich anfangen, sich wirklich mit Afrika zu beschäftigen. Man muss dafür vor Ort sein und wirklich bei den Menschen und am besten nicht in den teuren Autos der internationalen Organisationen und vollklimatisieren Vierteln der Europäer, sondern wirklich vor Ort. "Afrika ist reich" heißt der provozierende Titel einer meiner Broschüren. Die neue Version heißt "In Afrika verstehe ich vieles besser - ein Lehrbuch des Glaubens aus einer anderen Welt". Aber immer geht es mir darum, den wahren Reichtum Afrikas zu entdecken.

Und ich denke, dass der afrikanische Glaube ein Reichtum für das religiös unterkühlte Europa ist. Ich hatte, glaube ich, den Vorteil, von Anfang an als Diözesanpriester im Pfarrhaus mit afrikanischen Priestern zusammen zu wohnen. Bei missionarischen Gesellschaften ist das oft anders. Ich konnte mich nicht abends unter Europäern über afrikanische Besonderheiten lustig machen. Ich habe meinen togolesischen Mitbrüdern zugehört, Fragen gestellt und gelernt.

Schon in den ersten Monaten spielte die Hautfarbe keine Rolle mehr. Manchmal habe ich mich nach einem Gespräch gefragt: Habe ich denn wirklich mit einem Schwarzen gesprochen? Ich stellte fest, ich habe gar nicht mehr auf seine Hautfarbe geachtet. Es war ein Mensch. Ich habe ihn nicht bemitleidet, ihn auch nicht irgendwie eingeordnet oder Andersheiten gesucht. Wir hatten einfach unser Thema und haben gemeinsam nach Antworten gesucht. Das war eines der interessantesten Erlebnisse am Anfang in Togo: Die Menschen sind sich gleich. Ich begriff besser, was der Mensch ist. Das ist nichts Äußerliches, das ist innerlich.“

Bitte um Spenden

Pfarrer Kudla veröffentlicht regelmäßig Broschüren über seine Arbeit.

Aktuell sammelt er Spenden für zwei katholische Schulen in Solla, die in Togo wenig Unterstützung vom Staat bekommen. Es geht auch um die Unterstützung katholischer Kindergärten und vieler mittelloser Schüler und Studenten in Togo, um die Hilfe für Kranke, die keine Krankenkasse haben, den Kirchbau im Dorf Tchitchidé und viele andere Nöte, denen er in Togo begegnet. 

Spendenkonto: 

Bistum Magdeburg
Darlehenskasse Münster
IBAN DE 18 4006 0265 0000 0182 00
BIC GENODEM1DKM
Vermerk: Spende Mission Kudla

Für Informationen über Afrika und unsere Projekte wenden Sie sich an: kudlaronald@gmail.com

Eine Gruppe Afrikaner
"Manchmal fühlt man sich wie das Sozialamt - das es ja in Togo nicht gibt", sagt Pfarrer Kudla. Bildrechte / Quelle: Ronald Kudla

Quelle: Bistum Magdeburg, Pressestelle, presse@bistum-magdeburg.de, 0391-5961134


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