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Tag des Herrn

Luise Binder Image Nachweis Foto: AdobeStock Ein Blick hinter die Kulissen des „Priesterkarussells“. Wie gehen Pfarrer mit dem Wechsel ihrer Stelle um? Welche Herausforderungen und Chancen bringt ein neuer Einsatzort mit sich? Einblicke in die Gedankenwelt der Priester Ralph Kochinka, Gregor Giele und Markus Böhme. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, schrieb Hermann Hesse. Pfarrer Ralph Kochinka fühlt sich von diesen Worten seit Monaten herausgefordert. Das Gedicht „Stufen“ liegt stets griffbereit auf seinem Tisch in Falkenstein, neben einem Kreuz. Seit Monaten weiß er, dass seine Zeit im Vogtland begrenzt ist. Sein nächstes Ziel: Leipzig, um dort Propst zu werden. Zunächst war er skeptisch. Er hatte sich im Vogtland eingelebt, die Menschen schätzten ihn und er sie. Beim Gedanken an einen Wechsel kamen Zweifel: Ist er bereit, Propst in Leipzig zu werden? Ist es klug, in eine Gemeinde zurückzukehren, in der er einst Kaplan war? Ist jetzt der richtige Zeitpunkt? Tauscht eine Kirche gegen viele: Gregor Giele wird ab August Leitender Pfarrer der Gemeinde Heilige Familie in Zwickau.Gemeinden brauchen unterschiedliche Verkündigungsstile Sein Vorgänger in Leipzig, Gregor Giele, steht ebenfalls vor einem Wechsel. Nach 16 Jahren in Leipzig zieht es ihn nach Zwickau. Er mag Leipzig, findet aber, dass Veränderung gut ist. Auch Gemeinden sollten nicht eng auf einen bestimmten Verkündigungsstil hin geführt werden. „Priester haben ihren eigenen Zungenschlag, theologische Schwerpunkte und setzen seelsorgerische Akzente“, sagt Giele. „Irgendwann ist man eingefahren.“ Es sei wichtig, dass Gemeinden über die Zeit von verschiedenen Priestern begleitet werden. „Jesus hat es nirgendwo lange ausgehalten, nicht mal im Grab“, sagt Giele. Christus zog es weiter, selbst wenn die Menschen den Wunderheiler nicht gern gehen ließen. Wechsel sind essenziell im Priesterberuf. Etwa alle zehn Jahre wechseln Priester ihre Stelle. Das aktuelle „Priesterkarussell“ betrifft mehrere Priester. Kochinka war überrascht von der Anfrage, da er erst sieben Jahre im Vogtland ist. Giele hingegen hatte bereits vor fünf Jahren um den Wechsel gebeten.  Markus Böhme, Pfarrer in Zwickau, war ebenfalls überrascht. Er hatte gerade einen intensiven Prozess der Gemeindeneugründung hinter sich und wollte das Zusammenwachsen noch einige Jahre begleiten, außerdem das herausfordernde Immobilienkonzept abschließen. Doch der Bischof entschied anders. Böhme fühlte sich gedrängt, gab aber schließlich nach und wird im Sommer 2024 gehen.  Kehrt in seine Heimat zurück: Der geborene Oppacher Markus Böhme wird ab Oktober Pfarrer in Kamenz und in Bischofswerda wohnen.„Was ist, wenn Gott das will?“ – Geistlicher Prozess im Hintergrund Priester können theoretisch Nein zu einem Wechsel sagen. Praktisch wissen sie jedoch, dass sie dann andere aufhalten. „Dann verzögert sich das Karussell und dann blockieren die Räder“, sagt Kochinka. Er hatte Gründe gegen den Wechsel für das Personalgespräch vorbereitet, doch dann traf ihn ein Gedanke: „Was ist, wenn Gott das will?“  Er bat um Bedenkzeit und durchlief einen intensiven geistlichen Prozess. Bei einem Bischofsbesuch fragte Kochinka: „Nehmen Sie mich, weil der Kochinka nicht Nein sagen kann? Oder haben Sie sich im Gebet geprüft?“ Der Bischof bestätigte, dass er sich im Gebet geprüft habe und immer wieder auf Kochinka für Leipzig gekommen sei. „Da ist für mich deutlich geworden, das ist kein Befehl und ich muss gehorchen, sondern das ist für alle ein geistlicher Prozess“, sagt Kochinka. Braucht Natur in der Nähe und freut sich daher auf den Auwald: Ralph Kochinka wird ab September Propst in Leipzig.„Versetzung schmeckt nach Irritation“ Giele freut sich auf das Neue in Zwickau. Er sieht die Veränderung als Verjüngungskur im Denken. Alles ist neu und man muss sich vertraut machen. Herausfordernd, aber herrlich, findet er. „Versetzung schmeckt nach Irritation“, sagt er, „denn ich kann nicht einfach weitermachen wie bisher.“ Kochinka wurde bisher von Menschen an allen Orten gütig aufgenommen und unterstützt. Das hilft. Auch, dass er nicht allein ist, sondern in ein bestehendes Team kommt. Das mindert Unsicherheit und Aufregung. Auch sein Kollege Böhme freut sich inzwischen auf seine neuen Aufgaben in Kamenz. In Zwickau müsse er aber einen klaren Schlussstrich ziehen. „Jeder Pfarrer hat das Recht, die Dinge auch anders zu machen“, betont er. Nach seinem Weggang will er sich nicht mehr einmischen. Bis sie ihre neuen Stellen antreten, feiern sie Erntedank: Anerkennende Worte, Schulterklopfen, Tränen. Sie spüren, was gewachsen ist, auch, was hätte noch werden können. Und sie sind demütig: Nicht alles hängt an ihnen. Der Glaube erfordert Beweglichkeit und Neugier Böhme erinnert sich an eine Liedzeile die er vor zwei Jahren schrieb: „Bleib nicht stehen, geh den Weg, den er dir weist. Bleib nicht stehen, dich begleitet Gottes Geist.“ Giele betont, dass das Festgelegte und Enge nicht zum Glauben passt. „Wir nennen uns Katholiken und das heißt allumfassend. Das braucht Weite, Beweglichkeit und Neugier.“ Sonst droht Erschlaffung, liest Kochinka weiter bei Hesse. „Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.“   Priesterwechsel im Bistum Dresden-Meißen
Dorothee Wanzek Foto: kna/Paolo Ganosi/Romano Sicilliani Im Blick auf das Heilige Jahr 2025 scheint die Innenstadt Roms eine einzige Baustelle zu sein. Wer 2025 an den Pilgerreisen ostdeutscher Bistümer zum Heiligen Jahr teilnimmt, könnte auf Florian Mroß treffen. Der Priester aus dem Sorbenland verrät, wie er Rom erlebt und hat Tipps für Pilger parat. Im Kolleg Santa Maria dell’ Anima nahe der Piazza Navona in der quirligen Altstadt von Rom wohnt Florian Mroß. Der Kaplan aus dem Bistum Dresden-Meißen gehört dort seit 2020 zu einer Gemeinschaft von 22 Priestern aus elf Nationen. Noch internationaler geht es an der Päpstlichen Universität Gregoriana zu, an der Florian Mroß gerade seine Doktorarbeit in Kirchenrecht schreibt, zu Fuß eine Viertelstunde vom Kolleg entfernt. „Die Vielfalt und Universalität der Kirche zu erleben, die in Rom zusammenkommt, beeindruckt mich immer wieder, sagt der 34-Jährige, „jede geistliche Gemeinschaft, jeder Ritus hat hier seinen Ort.“ Für deutschsprachige Pilger- und Besuchergruppen ist die eher unscheinbare Pilgerkirche der Anima ein solcher Ort. Als derzeit einziger Ostdeutscher am Kolleg begleitet Florian Mroß Gruppen aus seiner Heimatregion. Als er vor vier Jahren für ein Lizentiatsstudium nach Rom kam, befand sich die Stadt gerade im Corona-Lockdown. „Es waren weder Pilger noch Touristen da, ins Studium hineinzufinden war schwierig, die ganze Stadt war sehr, sehr still“, erzählt er. Von der Rückkehr zur Normalität zwei Jahre später fühlte sich der junge Sorbe zunächst fast erschlagen. Inzwischen gehört auch für ihn das römische Chaos zur täglichen Routine. In Vorbereitung des Heiligen Jahres ist es hier noch etwas chaotischer als gewöhnlich. An allen Ecken und Enden wird gebaut. Auf vielen kleinen Plätzen werden die als „Sanpietrini“ bekannten Quader-Pflastersteine neu befestigt, Kirchen und Außenfassaden werden saniert, Schmuddelecken aufgehübscht, es entstehen Infostände, die Stadt nimmt einen neuen Anlauf, ihr Müllproblem in den Griff zu bekommen. Versteckte Schätze In all dem Trubel ist es für Florian Mroß wichtig, gelegentlich bewusst nach Stille zu suchen. Gerne fährt er dazu beispielsweise zu dem etwas außerhalb der Innenstadt gelegenen alten Kloster Tre Fontane. Es entstand dort, wo der Überlieferung nach der heilige Paulus enthauptet wurde. „Wenn ich die Kirche dort betrete, spüre ich die Stille Gottes“, sagt er. Besuchern, die er durch Rom begleitet, möchte er solche spirituellen Erlebnisse eröffnen. Zugleich versucht er, ihnen die Faszination der antiken Sehenswürdigkeiten nahe zu bringen. Wenn es die Zeit erlaubt, geht er bei Führungen auch zu Stätten, die nicht jeder Tourist zu sehen bekommt – zu den Gräbern der Diakone Laurentius und Stephanus in der Kirche Sankt Laurentius vor den Mauern zum Beispiel. „Die Gräber der Apostel Petrus und Paulus sind ja längst nicht die einzigen Märtyrergräber in Rom“, erläutert er. An den touristischen Brennpunkten weist Florian Mroß gern auch auf selten erwähnte oder leicht zu übersehende Details hin – etwa auf die Kreuzesreliquien und das Schweißtuch der heiligen Veronika, die in großen Säulen des Petersdoms verborgen sind oder die Erde aus dem Garten Getsemane unter den Fundamenten einer Kapelle der Pilgerkirche Santa Croce in Gerusalemme. Florian Mroß (rechts) mit Gästen aus seiner Heimat in einer römischen Caffè-Bar.Wie man sich als Tourist outet Die Pilger, die im kommenden Jahr an einer der Rom-Wallfahrten der Bistümer Görlitz, Dresden-Meißen und Erfurt teilnehmen, lässt er gern auch an den römischen Erkenntnissen teilhaben, die er in den letzten Jahren gewonnen hat. Im Umgang mit den Bettlern, die besonders vor Kirchen auf die Rombesucher warten, empfiehlt er, vor der Reise ein Budget festzulegen, das man für Bedürftige bereithält. „Ich bin selbst oft hin- und hergerissen: Ich möchte keine organisierten Bettelbanden unterstützen, aber auch nicht achtlos an Menschen vorübergehen, die Not leiden“, sagt er. Sein monatliches Budget, das den Bettlern zugedacht ist, hilft ihm, eine gute Balance zu halten. Es fühlt sich für ihn entlastend an, zumal er weiß, dass es in der Stadt verschiedene Hilfsangebote für Obdachlose und Bedürftige gibt – und wenn es aufgebraucht ist, dann ist eben Schluss bis zum nächsten Monat. Über die Lebenskultur Roms sollte man seiner Ansicht nach wissen, dass sich das Leben hier zu einem guten Teil auf den Plätzen der Stadt abspielt. Schon vor dem – meistens eher späten – Arbeitsstart trinken die meisten Römer ihren Espresso in einer Bar, im Stehen. Nach einem „Espresso“ verlangen dabei allerdings nur Touristen, für die Einheimischen heißt der starke Heißtrunk schlichtweg „caffè“. Am späten Nachmittag treffen sich Familien häufig auf den öffentlichen Plätzen. Die Erwachsenen schauen ihren Kindern beim Spielen zu, unterhalten sich. Ab 17 Uhr breiten sich die Gerüche angeworfener Holzöfen aus. Die Pizzabäcker beginnen ihre Arbeit. Zwei Stunden später fangen dann allmählich auch Italiener an, Pizza zu essen, vorher sind die Touristen damit unter sich. Wie stolz die Italiener auf ihr Land, ihre Sprache, aber ganz besonders auch auf ihre Küche sind und wie sehr das Essen die Kultur prägt, ist Florian Mroß kürzlich bei einem Gespräch mit Erstkommunionkindern aufgefallen. Wo gleichaltrige Deutsche eher von ihren Freizeitaktivitäten erzählt hätten, ging es bei den kleinen Römern ausgiebig darum, dass die eigene Mama die beste Pasta zubereitet.   Erlebnisse und Tipps aus Rom
Dorothee Wanzek Fotos: Dorothee Wanzek Pater Clemens Dölken vor seiner Lieblingsaussicht von der Dachterrasse des Prämonstratenserklosters. Im neuen Magdeburger Prämonstratenserkloster ist vieles noch im Werden. Prior Clemens Dölken hat aber bereits Vorstellungen davon, was Besucher, die sich für geistliches Leben oder Stadtgeschichte interessieren, hier künftig erleben könnten. Noch steht Martin Hoffmanns Statue des heiligen Norbert im Refektorium.Für den heiligen Norbert wird im neuen Kloster noch ein würdiger Platz gesucht. Der Magdeburger Künstler Martin Hoffmann hat ihn mit Mitra und Spaten dargestellt, herausgehauen aus einer alten Holzbohle, die wahrscheinlich einmal zum mittelalterlichen Straßenbelag gehörte. „Wir mögen diesen Norbert – auch wenn der Spaten nicht so ganz zur Überlieferung passt“, sagt Clemens Dölken.  Zwar habe der Ordensgründer von Magdeburg aus eine Reihe weiterer Prämonstratenserklöster gegründet, dass er sich dabei unter die Bauleute mischte, scheint aber eher unwahrscheinlich. Vorläufig ist die Skulptur im Refektorium, dem Kloster-Speisesaal, untergekommen. Um den massiven Holztisch sollen sich dort künftig auch Gäste versammeln, die für eine begrenzte Zeit im Kloster mit den Chorherren beten und arbeiten möchten. Drei Gäste-Appartements stehen für sie bereit, zwei davon barrierefrei. Tradition und Moderne verbinden sich im Leben der Prämonstratenser, das wird im Alltagsleben deutlich, aber auch in der Architektur. Im Refektorium erinnert allenfalls der große Tisch an traditionelle Klöster.  Statt dicker Mauen und historisch anmutender Gewölbe bestimmt hier viel Glas den Raumeindruck, sorgt für Helligkeit und Transparenz. Durch ein Fenster sind diejenigen, die in der Küche Mahlzeiten vorbereiten, mit denen verbunden, die schon im Refektorium Platz genommen haben. Eine gläserne Wand eröffnet den Blick auf die vorbeifließende Elbe. Pater Dölken will diese Aussicht noch toppen. Mit dem Fahrstuhl – nach neuen Empfehlungen der Missbrauchs-Prävention von außen einsehbar – führt er auf die Dachterrasse. Das Panorama prägen die Silhouetten der Türme des als Museum genutzten Liebfrauenklosters, des evangelischen Doms, der katholischen Magdalenenkapelle und der Klosterkirche der Prämonstratenser, der St. Petrikirche – ein Bild ökumenischer Nähe, wie sie die Chorherren in Magdeburg anstreben.  Die Nachbarschaft zur reformierten und zur evangelisch-lutherischen Altstadtgemeinde, die beide ihre Gottesdienste in der nahen Wallonerkirche feiern, hat im Zuge des Klosterneubaus im Projekt „Ökumenische Höfe“ Gestalt bekommen und soll weiter intensiviert werden. Eine wachsende Zahl von  Veranstaltungen läuft bereits ökumenisch, insbesondere in der Studentenseelsorge.  Ganz pragmatisch helfen sich die Nachbargemeinden gegenseitig mit Räumen und Parkplätzen. Durch einen gerade fertiggestellten Fuß- und Radweg sind sie vor einigen Tagen noch näher zusammengerückt. Bei der künftigen Zusammenarbeit soll der Gedanke der Versöhnung zentral sein. Christen, die sich vor Jahrhunderten gegenseitig als Feinde betrachteten und insbesondere im Dreißigjährigen Krieg erbittert bekämpften, wollen sich heute in Magdeburg gemeinsam für Frieden engagieren.  Die Wallonerkirche beherbergt beispielsweise bereits seit 2003 das Nagelkreuz von Coventry, mit dem sich in Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg christliche Gemeinden in aller Welt zum Engagement für Frieden und Versöhnung verpflichten. Clemens Dölken neben Resten der alten Stadtmauer, die auf dem Klosterareal ausgegraben wurden.Archäologie schafft Verbindungen Die Prämonstratenser erinnern sich ohne Bitterkeit an den Verlust des für sie so bedeutsamen Liebfrauenklosters. Von dem ging im zwölften Jahrhundert die Gründung aller weiter östlich gelegenen Klosterniederlassungen aus.  Sie betonen stattdessen ihre Dankbarkeit dafür, dass im Museum die Erinnerung an die Geschichte des Chorherrenstifts bewahrt bleibt, das hier jahrhundertelang lebte. Vor einigen Jahren ließ das Museum den Raum wiedererrichten, in dem der heilige Norbert im Jahr 1134 bestattet wurde. Ein Museumsbesuch darf deshalb nie fehlen, wenn die Prämonstratenser internationale Gäste ihrer Gemeinschaft empfangen.  Auch den archäologischen Funden, die während des Klosterbaus zutage traten, können Clemens Dölken und seine Mitbrüder Positives abgewinnen – wenngleich die den Bau erheblich verzögert und damit teurer gemacht haben.  „Die Funde haben unsere Kontakte in die Stadtgesellschaft vertieft, und das ist gut, denn unser Kloster will sich ja nicht nur für die christlichen Magdeburger öffnen“, sagt der Prior.  Es seien die ältesten Teile der Stadtmauer aus dem zwölften Jahrhundert ausgegraben worden, dazu ein kleiner, gut erhaltener Raum aus romanischer Zeit, Reste des früheren Augustinerklosters, Mauerreste und eine Fäkaliengrube aus der Zeit Otto von Guerickes.  Die Stadt hat nun vom Elbufer aus einen Hintereingang ins Kloster geschaffen, zu dem Stadtführer mit einem elektronischen Chip Zugang haben. So können sie, ohne die Chorherren herauszuklingeln, die Ausgrabungen zeigen.  Die so genannte „Romanische Stube“ ist bereits jetzt zugänglich und kann in Zukunft im Sommer von kleinen Gruppen für gemütliche Zusammenkünfte genutzt werden. Der angrenzende „Lutherturm“ wurde bisher nur gegen Einsturz gesichert. Wann die Stadt ihn saniert und wie er fortan genutzt wird, ist noch offen.  Von diesen Sehenswürdigkeiten und den geplanten Social-Media-Auftritten erhoffen sich die Chorherren viele neue Verbindungen weit über Magdeburg hinaus.   Neues Magdeburger Prämonstratenserkloster
Eckhard Pohl Foto: Eckhard Pohl Während eines Mittagsimpulses trägt Anh (rechts im Bild) ihre Gedanken vor. Die Caritas-Schulen in Erfurt bilden Sozialassistenten, Erzieher und Pflegefachkräfte aus. Alle sollen in ihrer Berufsausbildung auch Respekt vor Menschen mit anderen Einstellungen lernen. Anh (22) hat den täglichen Mittagsimpuls übernommen. Das Thema lautet heute: „Gleich ist es vorbei.“ Im Raum der Stille der Berufsbildenden Schulen St. Elisabeth in Erfurt spricht die junge Vietnamesin von ihren guten Erfahrungen in der Ausbildung zur Pflegefachfrau und auch über ihre Anstrengungen beim Lernen der deutschen Sprache. Sie hoffe, dass sie sich bald ganz der Pflegearbeit widmen kann. Mit ihr auf dem Teppich sitzen sieben Mitstreiter. Sie durchlaufen wie Anh Ausbildungen zur Pflegefachkraft, aber auch zur Erzieherin oder zur Sozialassistentin, die ebenfalls in den Caritas-Schulen angeboten werden. Auch Religionslehrerin Friederike Stratmann und Schulleiterin Christiane Kirschner sind dabei. „Jeden Einzelnen ernst nehmen“ 125 junge Frauen und Männer bilden die staatlich anerkannten Schulen derzeit aus, bis zu 200 wären möglich. Doch es gebe nicht genug Bewerber, hinzu komme eine hohe Abbrecherquote besonders im Pflegebereich, sagt Leiterin Kirschner. Man gebe sich viel Mühe bei der Ausbildung: „Wir können aufgrund unserer kleinen Zahlen jeden einzelnen ernst nehmen, können unterstützen in Theorie, Praxis und auch privat. Unsere Schüler sehen das als Chance.“ Dass es in den Erfurter Caritas-Schulen neben dem Fachwissen um Haltungen und ein faires Miteinander, auch im Blick auf die Gesellschaft, geht, zeigt die Würdigung der Schule mit dem Titel: „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“. „Wir haben allein in unserer Schule schon eine bunte Vielfalt an Überzeugungen und Glaubensrichtungen“, sagt Friederike Stratmann, die für die Schulpastoral verantwortlich ist. Da sei es nötig, dass die Azubis vieles kennenlernen und Respekt für andere Auffassungen entwickeln. In diesem Jahr seien auch die Wahlen im Blick. „Unsere Schüler müssen wissen, worum es inhaltlich geht. Und wir ermutigen sie, wählen zu gehen“, sagt Stratmann. Auch Projekttage, die die Schulen mit dem Netzwerk für Demokratie und Courage zum Beispiel zum Thema Antisemitismus veranstalten, sollen vermitteln, was im gesellschaftlichen Miteinander wichtig ist. Stratmann ist wichtig, dass die jungen Leute aus ihrer Ausbildung christliches Basiswissen und eine Ahnung von einer entsprechenden Lebens-praxis mitnehmen. Neben der Gestaltung von Impulsen und Gottesdiensten, etwa im Advent, gehört die Durchführung von Feiern zum Schulprogramm. „Unsere Schule legt auf die Feier von Festen, die zum Jahr gehören, großen Wert“, sagt Sevrojin (19), die Erzieherin werden möchte und aus einer deutsch-türkischen Familie stammt. Zum Beispiel werden der Martins- und der Elisabeth-Tag begangen, aber auch Fasching gefeiert, ergänzt Alexander (33), der Pfleger wird. Monique (20) gehört keiner Konfession an. Da sie ab Klasse fünf eine Schule in evangelischer Trägerschaft besucht habe, sei ihr die Ausrichtung hier nicht fremd, betont die angehende Erzieherin. Anh, die einen buddhistischen Hintergrund mitbringt, ist übrigens vor drei Jahren auf Werben der Caritas aus Vietnam gekommen, um in Deutschland Pflegefachfrau zu werden. „Wir unterstützen sie, dass ihr das auch gelingt“, sagt Stratmann. Erfahrungen aus der Caritas-Schulen in Erfurt
Guido Erbrich Image „Wenn ich Gott wäre, würde ich die Wolken so machen, dass man sich drauflegen kann. Dann könnte ich früh auf eine Wolke steigen, in die Schule fahren und dabei noch schlafen.“ Guido ErbrichSenderbeauftragter der katholischen Kirche beim Mitteldeutschen RundfunkDas waren die Gedanken unserer jüngsten Tochter, als sie eine schöne Wolke am Himmel stehen sah. Würde es etwas helfen, wenn ich ihr erzähle, dass Wolken nichts mehr als Wasserdampf sind und sie machen kann, was sie will – sie würde dort sowieso nicht sitzen können? Nein, aber sie ist ja nicht doof und weiß das ohnehin. Aber gerade das ist das Schöne an poetischen Bildern. Sie stimmen nicht und sind doch wahr.  „Du bist schön wie der Morgenstern“ oder „Du klingst als hättest du eine Kehle aus Gold“. Astronomen, die wissen, wie zerklüftet es auf dem Morgenstern aussieht, will man da nicht hören. Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, die erklären, wie unmöglich Stimmbänder aus Gold klingen können, sind einfach nur unromantisch. Unsere schöne Sprache findet Bilder, die ausdrücken, was eigentlich nicht sagbar ist. Diese fröhliche Unlogik, die trotzdem nicht falsch ist, nutzen Verliebte und Begeisterte genauso wie gläubige Menschen.  Auch die Bibel versucht mit Sprachbildern Dinge zu sagen, die man nicht so richtig erklären kann. Der Erschaffung der Welt in sieben Tagen, das Alter der biblischen Patriarchen, die schon mal 900 Jahre alt werden konnten, Jesus als Weinstock oder Licht der Welt. Wer da anfängt, nachzurechnen oder den Faktengehalt zu prüfen, macht sich unnötige Arbeit. Manches versteht nicht der Kopf, sondern nur das Herz. Es ist wichtig, dass wir diese Sprachfähigkeit nicht verlieren. Anstoß 19/2024
Juliane Bittner Foto: kna/Harald Oppitz Viele Besucher nutzten den Katholikentag für die persönliche Begegnung und Austausch. Wer kommt heutzutage zu solchen Großveranstaltungen? Hat der vielbeschworene Austausch zwischen ost- und westdeutschen Christen wirklich stattgefunden? Unsere Berliner Autorin ist beim Katholikentag neugierig durch Erfurt geschlendert. Bild: kna/Julia SteinbrechtImmer wieder war auf dem Katholikentag Musik zu hören – in unterschiedlichsten Facetten.Volksfeststimmung herrscht auf dem Erfurter Domplatz. Himmel und Menschen. Auf der Bühne rockt eine Band. Junge Leute beginnen im Kreis zu tanzen. Etwas abseits steht ein älterer Herr und schaut dem Treiben zu. Eine Jugendliche geht auf ihn zu, reicht ihm die Hand und holt ihn hinein in den Kreis. Der Mann wirkt überfordert, lässt es aber geschehen. Die jungen Leute lassen sich auf ihn ein, tanzen langsamer. Als er den Kreis wieder verlässt, sagt er kein Wort. Doch auf seinem Gesicht liegt ein scheues Lächeln. An der Severi-Kirche sitzt eine braungebrannte Mittvierzigerin. Urlaub oder Schrebergarten, denke ich. Neben ihr ist noch Platz, ich setze mich dazu. Sie blättert etwas ratlos im Programmheft. „Suchen Sie was Bestimmtes“, frage ich. „Ja, Futter für meinen Glauben.“ Sie sei in der Uckermark zuhause, erzählt sie, dass sie als Landwirtin im Landesbauernverband aktiv sei und mit ihrem Traktor bei den Protesten dabei war. „Politische Diskussionen sind wichtig, klar, aber hier will ich mir Hoffnung holen.“ Der Herr neben ihr bietet uns erstmal „Glückskekse“ an. Auf der Verpackung steht „Du bist das Jetzt Gottes“. Er komme aus Hamburg, stellt er sich vor, und dass er sie verstehen könne. Ob er denn eine Idee habe fürs Frieden schaffen? Er schmunzelt: „Wie wär’s mit Beten?“ Die Bäuerin aus Prenzlau nickt: „Verraten Sie mir auch, wie Sie beten? Ich hab da so meine Probleme.“ Ein Ost-West-Glaubensgespräch beginnt. Kaffee und Frieden Bild: kna/Julia SteinbrechtAuf dem Erfurter Katholikentag wurde eine Menge getanzt.Am Anger läuft mir eine junge Frau mit zwei Kaffeebechern und dem Handy in den Händen über den Weg. Wenn das mal gut geht, denke ich, und frage, ob ich ihr einen Becher abnehmen soll, bevor der Kaffee das T-Shirt verziert. „Das ist voll lieb.“ Wir gehen ein Stück gemeinsam und landen beim Thema Frieden. „Da bin ich bin total der Meinung des Papstes. Es ist immer besser zu verhandeln, sich für den Frieden stark zu machen als sich für den Krieg zu, ertüchtigen‘.“ Sie berichtet von einem Mann, der 1992 aus Görlitz in ihre Gemeinde im Sauerland gekommen war. In der DDR hätte er bei den „Spatensoldaten“ der NVA gedient. Damals wäre klar gewesen: Ein Christ verweigert den Kriegsdienst mit der Waffe. „Er hat sogar in Kauf genommen, dass er deswegen nicht studieren durfte. Für mich ist er ein Mensch des Friedens.“ Inzwischen haben wir ihre Freundin erreicht, die mit zwei Stück Huckelkuchen auf den Kaffee wartet. Der Kuchen sei so „huckelig“ wie die Landschaft, hat sie von der Verkäuferin gelernt. Später wollen sie einen Gottesdienst besuchen, den der Erfurter Malteser Hilfsdienst mit vorbereitet hat. „Wir sind bei den Maltesern und wollen neue Kameraden kennenlernen.“ Inspirationen für Ehrenamtliche Am Thüringer-Rostbratwurst-Stand stehen zwei Frauen vor mir in der Schlange. Eine ist aus Potsdam, die andere aus Berlin. Die Lehrerin aus Kreuzberg erhofft sich Impulse für die Beheimatung von Kindern in der Gemeinde und fürs Ehrenamt. Ihre Bekannte nickt: „Viele klagen, dass die Seelsorge den Bach runtergeht.“ Die Hauptamtlichen seien am Limit. Und Ehrenamtliche, die versuchen, „den Laden irgendwie zusammenzuhalten“, fühlten sich überfordert. „Ich brauche einfach neuen Schwung, deshalb bin ich hier.“ Auf der Kirchenmeile, einer Mischung aus Markt der Möglichkeiten und Ideenbörse, habe sie schon einiges gefunden, das sie „abkupfern“ wolle. Für die Informatikerin aus Potsdam sind Katholikentage so was wie Familientreffen: „Eben hab ich ein Ehepaar aus Freiburg getroffen, das ich vor 20 Jahren im Urlaub kennengelernt hatte. Die sind jetzt mit ihren Enkeln hier.“ Am Stand der Erzbistums Berlin unter dem augenzwinkernden Motto „Bei Gott ist es nie zu Späti“ steht ein Mann mit kurzen Rasta-Locken, die ihm lustig vom Kopf abstehen. Der Jura-Student aus Augsburg wartet auf seine Partnerin, die Erfurt erkundet. „G‘hört auch amal dazu“, sagt er im gemütlichen Schwäbisch. Beide waren noch nie im Osten der Republik. Wen er hier treffen wolle, frage ich ihn. „Den Soziologen Hartmut Rosa und den Linken-Politiker Bodo Ramelow“. Und warum? „Weil die ihre Überzeugung sachlich begründen und eine Vision von Zukunft suchen, auf die es sich lohnt, zuzugehen.“ Kleiner Schluck aus der Club-Mate-Flasche, dann „und die politisch Andersdenkende nicht moralisch herabwürdigen“. Gute Streitkultur erleben Das Moralisieren in der Politik führe dazu, „dass es eine angeblich politisch-moralisch richtige Meinung gibt und wer die nicht teilt, ganz schnell als schlechter Mensch dasteht“. Bei Gesprächen, die er etwa am Stand der Katholischen Militärseelsorge oder bei Pax Christi hatte, habe er eine gute Streitkultur erlebt: „Da wurde einander zugehört und sachlich diskutiert.“ Foto: epd/Paul-Phillip Braun Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow war ein begehrter Gast auf dem Katholikentag. Für die einen als Sprecher, für andere als Fotomotiv.Ministerpräsident Ramelow wolle er treffen „weil der für die Aufnahme eines Waffenlieferverbots ins Grundgesetz wirbt, also dass aus Deutschland keine Waffen exportiert werden. Nirgendwohin. Utopisch, sollte aber hier, wo es um die biblische Friedensvision geht, thematisiert werden“. Ich erzähle von einem Leipziger Studenten, den der Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen“ auf dem Parka in den 1980ern fast ins Gefängnis gebracht hätte. „Krass“, sagt angehende Jurist, „der war ungefähr so alt wie ich?“ – „Mmh.“ – Wir schweigen. Es ist ein gutes Schweigen. Auf dem Fischmarkt sitzt ein junger Mann auf dem Asphalt. „Ich helfe“ steht auf seinem grünen Halstuch. Und müde sieht er aus. „Bin ich, hab ne Schicht hinter mir“, sagt er. „Aber macht ja auch Spaß. Ihr seid echt super drauf, sogar wenn’s in Strömen gießt.“ Perfekt vorbereitet auf Regenwetter ist die „Familien-Oase“ im Ursulinenkloster. Kinder können basteln, spielen, toben und Mama (oder Papa) in der Hängematte entspannen. Eine Familie aus Husum genießt die Oasenzeit. „In Friesland sind nur wenige katholisch“, erzählt der Vater. In Erfurt mit Tausenden zusammen Eucharistie zu feiern und „unbefangen über meinen Glauben und meine Kirche reden zu können, das gibt mir Kraft“. „Wir brauchen euch“ Ein Tag geht zu Ende. Im Bus sieht der Mann neben mir meinen Katholikentags-Schal und legt los: „In der ‚Sächsischen Zeitung‘ stand, dass bei uns 30 Millionen Menschen von der Hand in den Mund leben. Weil die nix auf der hohen Kante haben. Wer dann richtig krank wird oder arbeitslos, der ist am A…“ Dass die Katholiken auch über die Armut der Deutschen reden, finde er gut. „Ich bin gelernter DDR-Bürger“, erklärt er mir, heißt: nicht kirchlich sozialisiert. Seine Frau wäre aber in einem katholischen Pflegeheim betreut worden: „Das Personal war immer aufmerksam, richtig lieb zu meiner Gundi. Also macht weiter so. Wir brauchen euch.“  Auch das Thema Krieg gehe ihm nahe: „Wenn ich mir vorstelle, dass meine Enkel vielleicht in den nächsten Krieg ziehen müssen…“, sagt er leise. Und dann: „Sie glauben doch an Gott. Beten Sie, dass der das verhüten möge.“ Ich verspreche es ihm. Spaziergang über den Katholikentag Erfurt
Dorothee Wanzek Foto: Prämonstratenser Magdeburg  Altfried Kutsch, Clemens Doelken, Oliver Potschien und Andreas Struck (von links) vor dem Klosterneubau In ihrem Magdeburger Klosterneubau sind die Prämonstratenser-Chorherren jetzt zu viert. Pater Oliver Potschien, der bisher im Kloster Duisburg-Hamborn gelebt hat, ist zur Verstärkung nach Magdeburg gekommen. Jetzt kann das Klosterleben Fahrt aufnehmen. Auch wenn noch nicht jedes Bild seinen endgültigen Platz an der Wand gefunden hat, die eine oder andere Kiste unausgepackt in der Ecke steht und man baulich an einigen Ecken noch auf Unfertiges stößt – bei den Prämonstratensern in Magdeburg ist Erleichterung spürbar: „Endlich ist normales Klosterleben möglich. Wir können im neuen Kloster gemeinsam wohnen, beten und arbeiten und haben auch noch Platz für Gäste, die eine Zeitlang mitleben möchten“, sagt Pater Clemens Dölken, Prior der Magdeburger Gemeinschaft. Darauf hatte die Gemeinschaft 23 Jahre lang gewartet. Immer wieder hatten sich die Planungen und der Bau verzögert, zuletzt durch archäologische Ausgrabungen und Anforderungen der Denkmalpflege. Vor wenigen Tagen haben sie ihr bisheriges Domizil in der Büchnerstraße im Stadtteil Cracau ausgeräumt und können sich damit in der Nähe der St. Petri-Kirche nun ganz und gar auf das Neue konzentrieren. „Stiften Sie ein Stift!“ Platz bietet das helle, lichtdurchflutete Kloster mit Elbblick nun für sechs Prämonstratenser. Clemens Dölken wäre zufrieden, wenn sich zu dem aktuellen Quartett irgendwann ein fünfter dazugesellen würde – und hält diese Hoffnung für durchaus realistisch. „Magdeburg hat bei den Prämonstratensern international einen besonderen Klang“, erläutert er, „schließlich war es die Bischofsstadt des heiligen Norbert, unseres Gründers.“ Ein Risiko ist und bleibt ein Klosterbau trotzdem, dessen sind sich die Chorherren bewusst. Eine große Zahl von Spendern und Unterstützern stimmt sie aber zuversichtlich. „Deutschlandweit teilen viele Menschen unser Anliegen, hier einen Ort der Begegnung mit Gott und den Menschen zu bauen“, sagt Pater Dölken. In Magdeburg habe die Gemeinschaft Vertrauen gewonnen, nicht zuletzt durch ihre jahrzehntelange Arbeit in der Pfarrei- und Studentenseelsorge. Dank vieler Spenden seien inzwischen „nur noch“ Rechnungen in Höhe von 148 000 Euro offen. Zur Klostereröffnung im Oktober hätten noch rund 250 000 Euro gefehlt. Um das Kloster langfristig finanziell abzusichern, haben die Patres vor kurzem die Aktion „Stiften Sie ein Stift!“ ins Leben gerufen. Mit „Bausteinen“ ab fünf Euro können sich Förderwillige an einem Aufbaufonds in Höhe von 250 000 Euro beteiligen, aus deren regelmäßigen Erträgen der dauerhafte Erhalt des Klosters und der Ausbau von Arbeitsräumen im benachbarten alten Gemeindehaus bezahlt werden könnte. Darüber hinaus werben die Prämonstratenser für den Beitritt in ihren bestehenden Förderverein. „Wir hoffen auch auf Spendenaufrufe für das Kloster zu Geburtstagen, Trauungen und Beerdigungen und auf Vermächtnisse“, schreiben die Patres auf der kürzlich eigens für den Klosterneubau eingerichteten Internetseite www.klosterneubau.de. Von allen Seiten zugänglich Mit staatlichen Fördermitteln werde derzeit an der Zugangsstraße zum Kloster weitergebaut, heißt es dort weiter. Geplant sei, dass das Kloster und die benachbarten evangelisch-lutherischen, reformierten und katholischen Gemeinden, die in den „Ökumenischen Höfen“ mit ihm verbunden sind, in Zukunft von allen Seiten zugänglich sein werden. Von der Elbe her soll einmal ein Treppenaufgang ins Kloster führen. Von hier aus sollen auch die öffentlichen Bereiche der Romanischen Stube und dem so genannten Lutherturm der historischen Stadtmauer – unter anderem für Stadtführungen – einen Zugang bekommen. Zur Sache Nach 350 Jahren sind die Prämonstratenser in den 1990er Jahren von der Abtei Duisburg-Hamborn aus nach Magdeburg zurückgekehrt, wo ihr Ordensgründer Norbert von Xanten im zwölften Jahrhundert acht Jahre lang Erzbischof war. Der Klosterneubau entsteht in der Altstadt am westlichen Ufer der Elbe   Prämonstratenser in Magdeburg
Ruth Weinhold-Heße Foto: Privat Angelika und Markus Banowski mit Pater Anselm Grün bei einem seiner Besuche in Meißen. Seit über 20 Jahren kommt Anselm Grün regelmäßig nach Meißen. Angelika und Markus Banowski laden ihn ein und organisieren die Abende. Warum sie das tun, verrät Markus Banowski. „Wir könnten locker damit reich werden, wenn wir 20 Euro pro Karte verlangen“, sagt Markus Banowski. „Aber das wollen wir bewusst nicht tun.“ Rund 500 Menschen erhalten eine Karte für einen Vortragsabend mit Anselm Grün im Meißner Theater. Die Vorträge finden regelmäßig rund alle zwei Jahre statt –­  seit über 20 Jahren schon. Markus Banows-ki und seine Frau Angelika laden den berühmten Pater aus der  Benediktinerabtei Münsterschwarzach bei Würzburg ein, und zwar ganz privat. Wer dabei sein will, ruft bei ihnen zuhause an und erhält anschließend eine kostenlose Eintrittskarte per Post zugeschickt. Auf der Warteliste stehen in manchen Jahren bis zu 400 Personen, die den Erfolgsautor Anselm Grün hören möchten. „Wir wollen, dass so viele Menschen wie möglich die Liebe Gottes erfahren, wie sie Pater Anselm ausstrahlt“, erklärt der Ordinariatsrat, der für das Bistum Dresden-Meißen die Abteilung Personal leitet. Die Vorträge mit Pater Anselm organisiert er als Hobby, abends ruft er Menschen zurück, die auf den Anrufbeantworter gesprochen haben. „Da entstehen manchmal am Telefon sehr tiefe Gespräche“, erzählt er. „Anselm Grün hat mir geholfen, mein Leben anzunehmen“ Grund für die erste Einladung 2003 war ein tiefgreifendes Erlebnis des Ehepaares: Markus Banowski war schwer krank und seine Frau ermutigte ihn, mit ihr am Seminar „Wenn ich nicht mehr beten kann“ teilzunehmen, das Pater Anselm in Münsterschwarzach hielt. „Ich kannte ihn überhaupt noch nicht, meine Frau hatte ein paar Bücher gelesen. Das Seminar hat uns beiden so viel Kraft gegeben! Pater Anselm ermutigte mich, meine Krankheit anzunehmen und zu umarmen. Das hat mir geholfen, mein Leben anzunehmen, wie es ist.“ Diese Erfahrung wollte er unbedingt weitergeben, an möglichst viele Menschen. Pater Anselm sagte der ersten Einladung schnell zu, es entstand eine Freundschaft zwischen der Familie Banowski und dem Pater. Inzwischen geben die Meißner selbst die Themen vor, die sie als aktuell wichtig in ihrer Region betrachten: „In diesem Jahr wollten wir gerne, dass Pater Anselm über Hoffnung spricht, weil gerade so viele Menschen hoffnungslos sind.“ Der Pater gehe auf die Themenanfragen auch immer ein, erklärt Banowski. „Anselm Grün geht ohne Zettel auf die Theaterbühne und spricht eine sehr natürliche Sprache. Er kommt sehr authentisch rüber und lebt das, was er sagt. Das kommt bei den Leuten gut an.“ Und auch, wenn der Pater nach der Veranstaltung grundsätzlich noch die Heimfahrt antritt, um sein Klosterleben nicht zu vernachlässigen, lebe er im Augenblick, nehme sich Zeit für die Signierstunde und auch viele persönliche Gespräche. „Er ist komplett für den da, mit dem er spricht“, beschreibt Markus Banowski seine Erfahrung. Mit den Jahren hat sich ein kleiner privater Helferkreis gebildet, die Kosten werden durch Spenden gedeckt, aber das Finanzielle ist für das Ehepaar Banowski Nebensache. „Wir machen das bewusst kostenlos, damit auch die kommen, die es sich sonst nicht leisten könnten.“ Das Publikum im Meißner Theater ist in der Regel gut gemischt, über- und auch nichtkonfessionell. Geworben wird unter anderem im Kulturkalender der Stadt, aber auch in katholischen und evangelischen Gemeinden. Die Vortragsabende schließe Pater Anselm jedes Mal mit einer Gebetsgebärde. „Da lassen sich alle drauf ein, egal ob Christ oder nicht. Da könnte man eine Stecknadel fallen hören. Das ist jedes Mal sehr berührend“, erzählt Markus Banowski. Pater Anselm Grün spricht in Meißen über „Hoffnung in verwirrender Zeit“ Wann? 17. Juni, 19.30 Uhr Wo? Theater Meißen (Theaterplatz 15) Der Eintritt ist frei, für die Unkosten wird eine Spende erbeten Kartenbestellung bei Angelika & Markus Banowski: Pfarrgasse 2, 01662 Meißen / Telefon: 0 35 21 / 73 71 97   Vortragsabend mit Anselm Grün in Meißen
Thomas Marin Fotos: Thomas Marin Nach dem Festhochamt mit Erzbischof Heiner Koch wurde der Märkische Katholikentag auf dem Hof vor der Dreifaltigkeitskirche gefeiert. Der Märkische Katholikentag am Pfingstmontag in Brandenburg an der Havel war vor allem durch viele Jugendliche und das Gedenken an den ersten Blutzeugen des Bistums Berlin geprägt. Am Abend des Pfingstsonntags beteten die Jugendlichen in St. Nikolai.„Guten Morgen, Sonnenschein!“ – zu den Klängen des alten Schlagers regte es sich in den Schlafsäcken auf dem Rasen und in den Räumen der Gemeinde Heilige Familie in Brandenburg. Die wenigen Stunden zwischen der Pfingstnacht der Jugend und dem Gottesdienst mit Erzbischof Heiner Koch im Brandenburger Dom hatten einige Jugendliche im Freien oder unter den Pavillons, die für den Kuchenstand aufgebaut waren, verschlafen. Mehr als 80 junge Katholiken aus der Region zwischen Rathenow, Brandenburg und Nauen über Potsdam bis nach Blankenfelde waren am Pfingstsonntag in die alte Bischofsstadt gekommen. Seit 2015 stimmt die Pfingstnacht auf den früheren Dekanatstag ein. So viele Teilnehmer wie diesmal gab es aber noch nie. Gemeinsam zogen sie nach einigen Spielen und dem Abendbrot in die Altstadt, wo die Nikolaikirche mit ihrem romanischen Flair zum Gebetsabend einlud. Einladendes Licht, Musik von Taizé bis Lobpreis und der eucharistische Christus in der Monstranz hielten die meisten bis nach Mitternacht in der Kirche. Vor der Kirche bot die Lounge an der Feuerschale Gesprächsmöglichkeiten, während in der Kirche vier Priester mit dem Angebot von Beichte und Segen kaum Pausen hatten. Zurück auf dem Pfarrgelände blieben manche nach dem Nachtimbiss noch lange auf dem Hof zusammen, während sich andere die Nacht zur Anbetung bis in den Morgen aufgeteilt hatten. Langes Ausruhen stand anschließend nicht auf dem Plan: das Frühstück wollte vorbereitet werden und während die einen als Minis-tranten zum Dom aufbrachen, richteten die anderen das Pfarrgelände für das Programm des Märkischen Katholikentags her. Die mehr als 400 Teilnehmer am Gottesdienst in der Mutterkirche des Brandenburger Christentums merkten nichts von den Anstrengungen der Nacht, wenn auch einigen Jugendlichen beim Gruß des Erzbischofs und der langen Ezechiel-Lesung die Augen zufallen wollten. Im Gegenteil, die fröhliche Stimmung schien sich trotz einiger Regentropfen auf die vielen Teilnehmer zu übertragen, die nach der heiligen Messe für das weitere Programm zum Pfarrgelände zogen. Den inhaltlichen Schwerpunkt des Tages bildete das Erinnern an den letzten großen Märkischen Katholikentag vor 90 Jahren und an Erich Klausener. „Sei wahrhaftig in deinem Handeln“, eine der Lebensmaximen des Vorsitzenden der Katholischen Aktion, war zusammen mit dem Johannesvers „Der Geist der Wahrheit wird euch leiten“ das Doppelmotto für den Tag. Beim Katholikentag im Juni 1934 in Hoppegarten hatte Klausener die 40 000 Teilnehmer mit einer Rede begeistert, die ihn allerdings auf die Todesliste der Nazis brachte. Tage später wurde er in seinem Dienstzimmer im Reichsverkehrsministerium erschossen. Im Pfarrsaal stellte ihn Josef Wieneke, Pfarrer der Gemeinde St. Matthias in Berlin-Schöneberg, deren Kirchenvorstand Klausener angehört hatte, vor allem als praktisch handelnden Christen vor. Aus tiefem Glauben sei dieser ein „Macher“ gewesen, der als Christ, als Landrat und Ministerialbeamter auf die konkreten Nöte der Menschen reagiert habe. An seinen Wirkungsorten sei er durch seine sozialpolitischen Initiativen auch heute noch ein brauchbares Vorbild für christliches Engagement. Märkischer Katholikentag in Brandenburg
Pater Josef kleine Bornhorst Image Es gibt Situation im Leben, die vergisst man nicht. So erging es mir, als ich vor einigen Wochen nicht mehr hören konnte. Josef kleine BornhorstPrior des Dominikanerklosters in LeipzigAlles war still um mich, kein Gespräch war möglich, kein Weckerton zu hören, kein Gespräch am Handy. Auch im Kloster war es still um mich herum, mit meinen Mitbrüdern war nur noch schriftliche Kommunikation möglich. Die Diagnose des Arztes lautete „Gehörsturz“.  Daraufhin suchte ich eine Hals-Nasen-Ohren-Ärztin auf. Sie erklärte, was zu tun sei, informierte mich über die Behandlungsmöglichkeiten – bis hin zu einem operativen Eingriff. Nach einigen Tagen meldete sich schrittweise das Gehör wieder. Ich bin wieder ein Hörender, Gott sei Dank! Ich bin dankbar dafür. Ob es Stress oder andere Faktoren waren, die dazu führten, ist nicht so entscheidend. Wichtig ist, wieder zu hören: den Klang der Stimmen und die Möglichkeit zum Gespräch, das Gezwitscher der Vögel, den Klang der Musik, das Rauschen des Wassers unseres Klosterbrunnens und so vieles mehr. Ich höre bewusster, intensiver und dankbarer. Doch weiß ich auch, das es nicht nur das äußere Ohr gibt, sondern auch das innere Ohr, es gibt die äußere Stimme und die innere Stimme. Es gibt die menschliche und die göttliche Stimme, die zu mir und die in mir spricht. Ja, jeden Morgen weckt Gott mein Ohr, auf das ich höre – die verschiedenen Stimmen, die lauten und leisen Töne. Wichtig ist aber auch, Gottes Stimme zu hören, zu erkennen, wenn er zu mir spricht. Dazu lade ich ein: „Hört auf die Stimme des Herrn, verschließt ihm nicht das Herz.“ Anstoß 18/2024

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