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Christianisierung begann vor gut 1200 Jahren

Zur Kirchengeschichte der Region

Überblick über die Geschichte und Vorgeschichte 
des Bistums Magdeburg vom Frühmittelalter bis heute
777 - 1994

von Franz Schrader, Magdeburg/Paderborn


1. Die Missionierung des Raumes zwischen Harz und Elbe durch Hildegrim von Chalons und Hersfelder Mönchen und die Gründung des Bistums Halberstadt

777
Auf dem Reichstag zu Paderborn wird unter dem Vorsitz von Karl dem Großen die Missionierung des eroberten sächsischen Gebietes besprochen. Dem Bischof von Chalons sur Marne wird dabei das Gebiet von Osterwieck und Halberstadt als Missionsgebiet übertragen, während dem Abt von Hersfeld das Mansfelder und Quedlinburger Gebiet anvertraut wird.

792-798
Die beiden Brüder Luidger und Hildegrim beginnen die Mission im Gebiet von Osterwieck und Halberstadt. Sie bauen später in Halberstadt den ersten Dom und die Kirche Heilige Martyrer Johannes und Paulus.

802
Der heilige Hildegrim wird von Karl dem Großen zum Bischof von Chalons sur Marne ernannt. Er bleibt zugleich der Leiter der Mission im Gebiet von Osterwieck und Halberstadt und verlegt sehr bald den Missionssitz von Osterwieck nach Halberstadt.

804
Karl der Große errichtet durch ein Immunitätsprivileg das Bistum Halberstadt, das dem heiligen Hildegrim als Bischof von Chalons weiterhin als Missionsgebiet anvertraut bleibt.

um 850
Unter Bischof Haimo (840-853) wird das Osterwieck-Halberstädter Missionsgebiet und das Mansfeld-Quedlinburger Missionsgebiet zu einem einheitlichen Halberstädter Bistumsgebiet zusammen geschlossen.

2. Der Raum zwischen Harz und Elbe wird unter den Ottonen Zentrum des Reiches und die Mission überschreitet mit der Gründung des Erzbistums Magdeburg die Elbe

955-968
Otto der Große erreicht nach langen Verhandlungen, dass der Papst in seiner Lieblingsstadt Magdeburg, die bereits 805 im Diedenhofer Capitular als Grenzhandelsplatz erwähnt worden war, ein Erzbistum errichtet, dem er die 948 gegründeten Bistümer Brandenburg und Havelberg und die neu gegründeten Bistümer Merseburg, Zeitz und Meißen unterstellt. Das neue Erzbistum, das zur Hälfte aus altem Halbestädter Diözesangebiet bestand, sollte Basis für die Mission unter den Slawen östlich von Elbe und Saale sein. Nachdem der neue Erzbischof Adalbert am 18. Oktober 968 in Rom vom Papst das Pallium erhalten hatte und Weihnachten 968 im Magdeburger Dom inthronisiert worden war, trat das neue Erzbistum faktisch ins Leben.

983 Die Slawen der nördlichen Gebiete erheben sich gegen die deutsche Herrschaft und zerstören die Bischofsstädte Brandenburg und Havelberg. Die Bistümer Brandenburg und Havelberg gehen unter.

3. Nach dem großen Slawenaufstand im Jahre 983 hat eine friedliche Mission durch den Prämonstratenserorden größere Erfolge bei der Mission der Slawen im Hevellerland und Magdeburger Recht dringt bis Osteuropa vor

1126
Der heilige Norbert von Xanten wird Erzbischof von Magdeburg. Er unterstützt die Reformbewegungen im Erzbistum und bringt den Prämonstratenserorden nach Magdeburg, der später die Missionierung in den untergegangenen Bistümern Brandenburg und Havelberg wiederaufnimmt.

1152/54
Der Naumburger Bischof Wichmann von Seeburg wird Erzbischof von Magdeburg. Er begründet die Landesherrschaft der Magdeburger Erzbischöfe und unterstützt den Ausbau der östlich der Elbe gelegenen Besitztümer des Erzbistums durch Ansetzung deutscher Siedler, die neben die ansässige slawische Bevölkerung traten. Das von Wichmann neu privilegierte Magdeburger Recht wurde Vorbild für das Recht vieler Städte in Mitteldeutschland und Osteuropa.

1209
Nach dem Brand des ottonischen Domes in Magdeburg (1207) beginnt Erzbischof Albrecht von Käfernberg den Neubau des Magdeburger Domes, des ersten gotischen Domes auf deutschem Boden.

1251-1291
Unter der 2. Äbtissin Gertrud von Hakeborn ist Helfta ein Zentrum der deutschen Frauenmystik. Hier lebten die heilig Gertrud von Helfta ( 1302), die heilig Mechthild von Hakeborn ( 1299) und die selige Mechthild von Magdeburg ( 1282).

4. Die Durchsetzung der Reformation in Mitteldeutschland

1513
Der 22-jährige Albrecht von Brandenburg wird Erzbischof von Magdeburg und Administrator des Bistums Halberstadt. Der in seinen Bistümern verkündete Ablass für den Petersdom wurde Anlass für die Reformation. Während seines Pontifikates setzte sich langsam gegen seinen Widerstand in beiden Bistümern die Reformation durch. Kardinal Albrecht zog sich 1541 aus beiden Bistümern in das Erzbistum Mainz zurück und starb 1545 in Aschaffenburg.

1561
Erzbischof Sigismund von Hohenzollern bekennt sich zur Reformation. Ihm folgt 1567 auch das Domkapitel des Erzbistums Magdeburg. Auch im Bistum Merseburg wird die Reformation im Jahres 1561 eingeführt.

1564
Bischof Julius Pflug von Naumburg, ein bedeutender katholischer Reformtheologe, stirbt in Zeitz. Nach seinem Tode wird die 1544 unter dem evangelischen Bischof Nikolaus von Amsdorf begonnene Reformation im Bistum Naumburg endgültig durchgesetzt.

1587
Der evangelische Bischof von Halberstadt Heinrich Julius von Wolfenbüttel versucht mit einer neuen Kirchenvisitation die mit der ersten Kirchenvisitation unter Bischof Sigismund von Hohenzollern 1561 begonnene Reformation des Bistums Halberstadt zu vollenden.

5. Erhalten gebliebene Frauen- und Männerklöster und kleine Missionen sind über zweieinhalb Jahrhunderte Träger katholischen Lebens im Raum zwischen Harz und Elbe

1648
Der Westfälische Frieden ermöglicht es, durch seine Bestimmungen über die Normaljahre 1624 und 1627, dass in den beiden evangelischen Territorien Magdeburg und Halberstadt 17 katholische Klöster bis zur Säkularisation bestehen bleiben können.
Es handelt sich dabei um folgende Klöster:
1. Adersleben (Zisterzienserinnen)
2. Badersleben (Augustinerinnen)
3. Hadmersleben (Benediktinerinnen)
4. Halberstadt "St. Andreas" (Franziskaner)
5. Halberstadt "St. Burchard" (Zisterzienserinnen)
6. Halberstadt "St. Johann" (Augustiner)
7. Halberstadt "St. Katharina" (Dominikaner)
8. Halberstadt "St. Nikolaus" (Dominikanerinnen)
9. Halberstadt "St. Ursula" (Cellitinnen)
10. Hamersleben (Augustiner)
11. Hedersleben (Zisterzienserinnen)
12. Huysburg (Benediktiner)
13. Althaldensleben (Zisterzienserinnen)
14. Egeln (Zisterzienserinnen)
15. Groß Ammensleben (Benediktiner)
16. Magdeburg (Zisterzienserinnen)
17. Meyendorf (Zisterzienserinnen)

1650-1669
Die 17 katholischen Klöster im brandenburgischen Herzogtum Magdeburg und im brandenburgischen Fürstentum Halberstadt werden der Jurisdiktion des Nuntius in Köln unterstellt.

1669
Mit der Bildung eines eigenen Apostolischen Vikariates, das sich später Apostolisches Vikariat des Nordens nannte, werden die 17 katholischen Klöster im Fürstentum Halberstadt und im Herzogtum Magdeburg zusätzlich diesem Vikariat unterstellt. In Anlehnung an diese Klöster entstanden gegen den Widerstand des Landesherren und der evangelischen Konsistorien kleine katholische Gemeinden. Nachwuchs erhielten diese Klöster zum größten Teil aus dem Bistum Hildesheim, teilweise auch aus den Bistümern Köln und Paderborn.

1803-1810
Die 17 katholischen Klöster in den preußischen Territorien Halberstadt und Magdeburg werden auf Grund der Bestimmungen des Reichsdeputionshauptschlusses vom 25.02.1803 aufgehoben. Nach Aufhebung der Klöster erkennt der preußische Staat die katholischen Klostergemeinden an und überweist ihnen die dazu gehörigen Klosterkirchen. Dabei handelt es sich um folgende Pfarreien: Althaldensleben, Magdeburg, Meyendorf, Großammensleben, Egeln, Adersleben, 2 Pfarreien in Halberstadt, Huysburg, Hamersleben, Badersleben, Hadmersleben und später Hedersleben. Dazu kamen noch 4 Pfarreien, die in diesem Gebiet im 18. Jahrhundert aus Missionen, für die Seelsorge an Studenten und Soldaten entstanden waren: Halle, Aschersleben, Burg und Stendal.

1811
Errichtung des Fürstbischöflichen Kommissariates für das Elbe- und Saale- Departement und für den Distrikt Helmstedt, dem nun die anerkannten alten Kloster- und Missionspfarreien unterstellt werden. Erster Kommissar wird der letzte Prior der Huysburg Carl van Eß.

6. Das Bistum Paderborn übernimmt mit der Gründung des Bischöflichen Kommissariates Magdeburg die seelsorgliche Verantwortung für dieses Gebiet

1821
Durch die Bulle "De salute animarum" wird das Fürstbischöfliche Kommissariat für das Elbe und Saale Departement aus dem Apostolischen Vikariat des Nordens herausgenommen und durch eine Real- und Personalunion mit dem Bistum Paderborn verbunden.

1828
Der Sitz des Kommissariates wird von der Huysburg nach Magdeburg verlegt (jetzt Bischöfliches Kommissariat Magdeburg).

7. Die Sorge für die zuziehenden und schlecht gestellten Schnitter aus dem Eichsfeld, Schlesien und Polen erzwingt die Gründung neuer Gemeinden

1850
Die neue Zuckerrübenindustrie in der Magdeburger Börde zieht ab 1850 katholische Eichsfelder und ab 1885 katholische Polen und Schlesier als Landarbeiter und Schnitter (Saisonarbeiter) in diesen Raum.

1862
Aus dem Bischöflichen Kommissariat Magdeburg wird der Regierungsbezirk Merseburg herausgelöst und dem Geistlichen Gericht Erfurt unterstellt.

1868
Die bisher dem Nuntius in München unterstellten Pfarreien des Landes Anhalt werden dem Bischof von Paderborn als Apostolisches Vikariat Anhalt vertraut.

1914
Die Zahl der Pfarreien des Bischöflichen Kommissariates Magdeburg hat sich infolge der aufblühenden Zuckerrüben- und Maschinenindustrie von 1828 bis 1914 von 17 auf 100 erhöht. Der Zuzug von Eichsfeldern, Polen und Schlesiern, die als Schnitter hier arbeiteten, war der Grund für die Gründung neuer Pfarreien.

1921
Durch einen Vertrag mit dem Heilig Stuhl wird das Apostolische Vikariat Anhalt endgültig dem Bistum Paderborn einverleibt.

1929
Durch das preußische Konkordat wird die mitteldeutsche Kirchenprovinz errichtet. Dadurch wird das Bistum Paderborn zum Erzbistum erhoben und der Regierungsbezirk Merseburg wird vom Geistlichen Gericht Erfurt getrennt und dem Erzbischöflichen Kommissariat Magdeburg wieder unterstellt.

8. Das Ende des zweiten Weltkrieges bringt große katholische Flüchtlingsmassen in das Kommissariat Magdeburg und infolge der Teilung Deutschlands eine wachsende Verselbständigung des Kommissariates Magdeburg mit sich.

1945
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges kommen mit den Flüchtlingen und Vertriebenen aus den Ostgebieten große Mengen von Katholiken (ca. 470 000) in das Erzbischöfliche Kommissiariat Magdeburg. Daher mussten weitere Pfarreien und Seelsorgestellen errichtet werden. So wurden von 1945-1955 allein 108 neue Seelsorgestellen errichtet.

1949
Der erzbischöfliche Kommissiar Propst Wilhelm Weskamm wird zum zweiten Weihbischof von Paderborn mit Sitz in Magdeburg ernannt und am 30. November in der St. Sebastianskirche zu Magdeburg zum Bischof geweiht. Der Bischof von Hildesheim überträgt dem erzbischöflichen Kommissar in Magdeburg die Betreuung der Katholiken des Kreises Blankenburg.

1951/52
Nach Ernennung von Weihbischof Wilhelm Weskamm zum Bischof von Berlin wird der Paderborner Generalvikar Dr. Friedrich Maria Rintelen zum zweiten Weihbischof von Paderborn mit Sitz in Magdeburg ernannt. Als Kommissar wird er zugleich auch stellvertretender Generalvikar des Erzbischofs von Paderborn.

1970
Der Rektor des Norbertuswerkes in Magdeburg, Johannes Braun, wird zum Adjutor-Bischof des Weihbischofs Dr. Friedrich Maria Rintelen ernannt und übernimmt nach dessen Resignation das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg.

1973
Im Zuge der weiteren Verselbständigung des Kommissariates wird Bischof Johannes Braun zum Apostolischen Administrator in Magdeburg ernannt und aus dem Erzbischöflichen Kommissariat Magdeburg wird das Bischöfliche Amt Magdeburg.

1990
Nach der Resignation von Bischof Johannes Braun wird der Leiter des 
Seelsorgeamtes in Magdeburg, Leo Nowak, zum Apostolischen Administrator in Magdeburg ernannt.

9. Die Errichtung des Bistums Magdeburg

1994
Am 14. April wird nach langwierigen Verhandlungen in Magdeburg der Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und den Bundesländern Sachsen- Anhalt, Brandenburg und Sachsen über die Errichtung des Bistums Magdeburg unterzeichnet. Die ratifizierten Urkunden werden am 7. Juli in Bonn ausgetauscht. Der Vertrag tritt am 8. Juli in Kraft. Am gleichen Tag errichtet der Heilige Stuhl das Bistum Magdeburg. Es wird als Suffragandiözese dem Erzbistum Paderborn zugeordnet. Zum ersten Bischof des Bistums wird der bisherige Bischof und Apostolische Administrator in Magdeburg, Leo Nowak, ernannt. Nach einem Festgottesdienst am 9. Oktober, zu dem alle katholischen Christen des Bistums Magdeburg und viele Gäste eingeladen sind, wird Bischof Nowak in seine Bischofskirche St. Sebastian eingeführt.

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