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Gerhard Feige

ÖkumeneBischof Feige gratuliert ev. Landesbischof Kramer

Schon seit langem pflegt Bischof Gerhard Feige gute Kontakte zur evangelischen Kirche. Zum 60. Geburtstag des evangelischen Landesbischofs Friedrich Kramer appelliert Feige, als christliche Minderheit in einer weitgehend konfessionsfreien Umgebung zusammenzuwirken.

Erscheinungsdatum: 30. Oktober 2024

Bischof Dr. Gerhard Feige hat dem evangelischen Landesbischof Friedrich Kramer am 30. Oktober 2024 zum 60. Geburtstag gratuliert und die vertrauensvolle Beziehung und konstruktive Zusammenarbeit gewürdigt.

In seinem Grußwort in Magdeburg warb Feige für einen grundsätzlichen tiefgreifenden Perspektivwechsel im Miteinander der christlichen Kirchen. Ein geschwisterliches Miteinander sei umso wichtiger, als die Christen in Sachsen-Anhalt sich zunehmend als Minderheiten in einem weithin konfessions- und religionslosen Umfeld erlebten. Dabei stünden katholische und evangelische Kirche vor ähnlichen Herausforderungen. „Mehr denn je müssen wir danach suchen, wie wir auch diejenigen ansprechen können, die vom Evangelium noch nichts gehört haben“, sagte Feige. In so einer Situation komme dem Umgang der Kirchen miteinander sowie ihrem gemeinsamen Auftreten eine besondere Bedeutung für ihre Glaubwürdigkeit zu.

Bischof Feige ist Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz. Er wird anlässlich des Reformationstages am 31. Oktober 2024 in Hamburg um 10 Uhr in St. Petri gemeinsam mit der amtierenden Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs, Gottesdienst feiern und predigen.

"Sehr geehrter Herr Landesbischof, lieber Bruder Kramer,

es ist mir eine große Freude und Ehre, anlässlich Ihres 60. Geburtstags das Wort ergreifen und Ihnen persönlich gratulieren zu können. Ich tue dies sehr gern, auch im Namen meines Erfurter Mitbruders Ulrich Neymeyr und der Gläubigen unserer Bistümer Magdeburg und Erfurt.

1964 geboren zu sein, bedeutet, zu den Babyboomern nach dem II. Weltkrieg zu gehören, sogar auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung das Licht der Welt erblickt zu haben. 1964 war aber auch sonst nicht unbedeutend für Entwicklungen, die sich auf Ihr Leben auswirken sollten oder noch heute Folgen haben bzw. uns wieder beschäftigen. 
In jenem Jahr wurden in der DDR neue Personalausweise mit dem zusätzlichen Vermerk „Bürger der Deutschen Demokratischen Republik“ ausgegeben. In einem Freundschaftsvertrag zwischen der DDR und der UdSSR wurde erstmals von zwei souveränen deutschen Staaten ausgegangen und West-Berlin als selbstständige politische Einheit betrachtet. Von der SED organisiert fand ein Kongress über die Rolle der Frauen beim Aufbau des Sozialismus statt. Das Geld erhielt die Bezeichnung „Mark der deutschen Notenbank“, und Rentner bekamen die Möglichkeit, ein-mal jährlich in die sogenannte BRD zu reisen. 
Zudem wurde – wofür Sie sich später persönlich entschieden – der Wehrdienst ohne Waffe unter der Bezeichnung „Bausoldat“ eingeführt. In der Bundesrepublik konstituierte sich erstmals der Sachverständigenrat der sogenannten „5 Weisen“ zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Auch die Notwendigkeit einer verstärkten Bildungspolitik wurde erkannt. In Köln traf der millionste Gastarbeiter ein, und in Hannover wurde die rechtsextreme NPD gegründet. Die Volksrepublik China zündete ihre erste Atombombe, Martin Luther King erhielt den Friedensnobelpreis für seine gewaltlosen Protestaktionen zugunsten der schwarzen Bevölkerung und im Heiligen Land kam es zur Gründung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) in erklärter Gegnerschaft zum Staat Israel. 

Dorthin reiste auch erstmals ein Papst – Paul VI. – um sich in Besinnung auf die Ursprünge des Christentums mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Athenagoras zu treffen, in vielfacher Weise ein historisches Ereignis sondergleichen. Noch im selben Jahr wurde während des II. Vatikanischen Konzils in Rom das Dekret über den Ökumenismus verabschiedet, mit 2137 Ja- und nur 11 Nein-Stimmen. Damit trat auch die Katholische Kirche offiziell in die Ökumenische Bewegung ein und vollzog einen Wandel von ängstlicher Abgrenzung und Verteidigung zu einem aufrichtigen und konstruktiven Dialog. Damals schon fast ein Jugendlicher kann ich mich noch heute an den allerersten Ökumenischen Gottesdienst in der überfüllten Marktkirche meiner Heimatstadt Halle erinnern und weitere bewegende Ereignisse.

Wie erfreulich hat sich seitdem doch das Verhältnis zwischen den katholischen und evangelischen Christen und Christinnen in unserer Region entwickelt. Dabei ist auch für Sie, lieber Bruder Kramer, Ökumene ein Herzensanliegen. Geist- und verständnisvoll setzen Sie sich für ein konstruktives und geschwisterliches Miteinander ein. Das erscheint umso wichtiger, als wir uns insgesamt hierzulande ja zunehmend als Minderheiten in einem weithin konfessions- und religionslosen Umfeld erleben. Dabei stehen wir vor ähnlichen Herausforderungen, treiben uns ähnliche Fragen und Sorgen um. 

Das erfordert auf allen Ebenen einen tiefgreifenden Perspektivwechsel. Mehr denn je müssen wir danach suchen, wie wir auch diejenigen ansprechen können, die vom Evangelium noch nichts gehört haben. In so einer Situation „kommt dem Umgang der Kirchen miteinander sowie ihrem gemeinsamen Auftreten eine besondere Bedeutung für ihre Glaubwürdigkeit zu“.  Darin haben wir schon viele ermutigende Erfahrungen gemacht: ob im gottesdienstlichen und seelsorglichen Bereich, der Vermittlung christlicher Werte oder im Einsatz für Frieden Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, für die Würde eines jeden Menschen und ein tolerantes Miteinander sowie gegen jeglichen Extremismus und Rassismus. 

Das aber wird – wie die jüngste Kirchenmitgliedschaftsstudie eindrücklich gezeigt hat – durch viele von den Kirchen geradezu erwartet, und zwar in noch größerer ökumenischer „Sichtbarkeit in der Einheit und Versöhnung in der Verschiedenheit“. So lautet jedenfalls der Titel eines neuen gemeinsamen Textes der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland. Und der Spitzensatz darin ist sogar: „Wir wollen nicht mehr Kirche sein ohne den Dialog mit Euch.“

Ein besonderer Höhepunkt war für Sie sicher auch unsere gemeinsame Pilgerfahrt „Mit Luther zum Papst“ 2021. Etwa 500 zumeist junge Menschen aus Mitteldeutsch-land und darüber hinaus waren dazu gemeinsam nach Rom aufgebrochen. Auch wenn es dabei Bedeutsameres gab, werde ich nicht vergessen, wie wir am Abend des Anreisetages auf einem Campingplatz vor unseren Bungalows saßen und so lange Rotwein tranken, bis endlich gegen Mitternacht unser offenbar nicht mitgeflogenes Gepäck nachkam. Dankbar bin ich auch für unsere offiziellen und inoffiziellen Gespräche, bei denen es möglich ist, sich in großer Offenheit vertrauensvoll auszutauschen und selbst kritische Wahrnehmungen zu bedenken. Ökumene lebt zu einem großen Teil von persönlichen Beziehungen. Ich glaube, dass auch die Chemie zwischen uns ganz gut stimmt, und bin mir ziemlich sicher, dass wir uns auch weiterhin den Herausforderungen unserer Zeit vertrauensvoll, mit Herz und Verstand, Humor und Elan sowie auf Augenhöhe stellen werden. „Gott hat uns (ja) nicht“ – wie es im 2. Brief an Timotheus heißt (1,7) – „einen Geist der Verzagtheit geschenkt, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen viel Freude am Leben, Kraft und Zuversicht, vor allem aber Gottes reichen Segen, und – weil Sie in der Tradition Luthers auch noch des Lateinischen mächtig sind – „Ad multos annos!“ "
 

Quelle: Bistum Magdeburg, Pressestelle, presse@bistum-magdeburg.de, 0391-5961134


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