Motto: „Das Leben findet einen Weg"Das war das Frauenfest im Kloster Helfta
30 Jahre Frauenfest, 20 Jahre Lebendiges Labyrinth im Kloster Helfta. Am vergangenen Wochenende gab es viele Jubiläen zu feiern. Von Anfang an war Barbara Striegel mit dabei.
Erscheinungsdatum: 15. Juni 2024
20 Kilometer. Barbara Striegel und ihre Pilgergruppe der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) aus Halle sind das letzte Stück zum Frauenfest im Kloster Helfta gepilgert. Drei kleine Andachten gab es unterwegs. Labyrinth und Weg – das Thema. Nun sind sie angekommen. Im Trockenen. Gott sei Dank.
Es ist Freitagabend und der Himmel über dem Kloster Helfta in Eisleben ist blau. Einzelne Wolken wischen weiße Striche in das Bild. Die Luft ist mild. Barbara Striegel ist zufrieden. „Ich habe gebetet, dass es trocken bleibt“, sagt sie. Sie wurde erhört.
Barbara Striegel ist 66 Jahre alt, pensionierte medizinisch-technische Assistentin und hat drei erwachsene Kinder. Kurzes Haar, Brille, zierliche Figur. Wache, fröhliche, warme Augen. Ihr Herz schlägt für das Engagement in der Katholischen Kirche. Schon immer. Auch zu DDR-Zeiten. Mit allen Diskriminierungserfahrungen, hat sie vorab erzählt.
Mitsing-Konzert
Heute Abend startet das Frauenfest im Kloster Helfta mit einem Mitsing-Konzert am Lebendigen Labyrinth. Barbara Striegel hat den Hut auf. Als Vorsitzende des Trägervereins Lebendiges Labyrinth hat sie alles organisiert. „Die Wiese wurde noch gemäht. Da bin ich froh“, sagt sie auf dem Weg zum Konzert.
Hinter dem Klostergelände öffnet sich der Blick auf Wiesen und Bäumen. Mittendrin: das Lebendige Labyrinth. Aus Heilkräutern, Hecken, Blumen. Eine gelbe Faltbox in der Hand, ein Roll-Up über der Schulter, geht Striegel über die Wiese. „Wie müssen noch den Wein, Gläser und ein paar Kekse auf den Tischen verteilen“, sagt sie. Die anderen Frauen sind sofort zur Stelle. Wuseln und richten her. Der Trägerverein des Labyrinths gibt heute einen aus. Labyrinth-Wein und selbst gebackene Kekse. Dazu das Konzert mit Sängerin Judith Antkowiak aus Berlin. Immerhin wird heute Abend der 20. Geburtstag des Labyrinths gefeiert.
Dieser Abend ist der Auftakt zum Frauenfest am Samstag. Auch das Frauenfest feiert 2024 ein Jubiläum: 30 Jahre.
400 Menschen feiern das Frauenfest
Am Samstagmorgen dann füllt sich der Mechthild-Saal. Das erste Lied ist gesungen. Menschen – Frauen und auch einige Männer - soweit das Auge reicht und es strömen noch mehr herein. Kaum ein Stuhl ist noch frei. Knapp 400 Frauen, eine Zahl, die beachtlich ist. Sie alle werden von der Haupt-Organisatorin dieses Festes, Bettina Albrecht, begrüßt. Mit einem Impuls zum Thema „Labyrinth und Irrgarten“ stimmt sie die Gäste auf diesen Tag ein.
Frauen aus den unterschiedlichsten Gegenden Deutschlands sind gekommen. Sogar eine kleine Gruppe aus der Nähe von Köln ist bereits am Mittwoch im Kloster Helfta angereist. Andere sind am Morgen gekommen, wie ein paar Frauen aus Delitzsch. Sie sitzen auf einer Bank und genießen den herrlichen Sonnenschein – nach einem leicht regnerischen Auftakt. Gut gelaunt und aufgeschlossen.
Es erwartet sie ein Tag voller Gespräche, Austausch, Workshops, Lieder und Genuss. Eine der Frauen sagt: „Einstimmung und Impuls am Morgen fand ich toll.“ Dann kommen sie ins Erzählen. „Der Weg zum Labyrinth, ein Muss. Schließlich feiert das Labyrinth 20-jähriges Jubiläum und ist immer einen Spaziergang wert“, berichtet eine von ihnen. Eine weitere gerät ins Schwärmen über das Ambiente auf dem Weg dorthin. Sie erzählt von dem frisch gemähten Gras am Wegesrand, dem Duft der Lindenblüten in der Nase, der Sonne im Gesicht und der einsamen Stille.
Anziehungspunkt Kloster Helfta
Labyrinth und Klostergelände seien schon immer ein Anziehungspunkt gewesen, schildert es eine Frau aus Staßfurt. Selbst als die Klosterkirche noch eine Ruine gewesen sei, ganz zu Beginn. Sie sitzt mit anderen Frauen auf der Terrasse des Deckert-Cafés. Jedes Jahr kommen sie zum Frauenfest und bringen ihr Picknick mit, erzählen sie. „Dieses Mal haben sie sogar die beiden Malteser des Krankenwagens mitversorgt“, ergänzt eine andere.
Auch Workshops stehen heute auf ihrem Programm, unter anderem auch die Möglichkeit, sich Henna-Tattoos aufmalen zu lassen. Die Erfahrung mit Henna sei für sie ganz neu gewesen, erzählt die Frau und präsentiert stolz ihre Bemalung. Die Freude über die zahlreichen Begegnungen vor Ort steht ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben.
Ein anderer Workshop wird von Annette Funke geleitet. Die Hallesche Künstlerin ist zum zweiten Mal als Mitwirkende beim Frauenfest dabei. Beharrlich reist sie jedes Mal mit dem Zug an und rollt dann per Fahrrad vom Eisleber Bahnhof ins Kloster Helfta hinunter.
Lebenslinien in Metallfolie
Aus ihren dicken Fahrradtaschen zaubert sie am Samstag die Utensilien ihres diesjährigen kreativen Angebots: Die eigenen Lebenslinien in eine Metallfolie gravieren und daraus ein Lebensbild gestalten. „Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue auf die gut gewählten Themen des Frauenfests“, sagt sie. „Zuerst verlangen sie mir eine persönliche Auseinandersetzung ab und dann entsteht eine kreative Gestaltungsidee.“ Nicht zuletzt der thematische Impuls des Vormittags sei ihr dabei eine gute Anregung, die sie dann in die Ermutigung zur Gestaltung der Kunstwerke einfließen lasse.
Am Nachmittag werden alle die Eucharistiefeier mit Priester Christoph Kunz und „YOSH!u.a.“, einem Chor- & Bandprojekt aus Halle, feiern. In seiner Predigt wird Christoph Kunz darüber sprechen, das Leben selbst aktiv zu gestalten und nicht in die Opferrolle zu gehen und abzuwarten, was „die da oben“ regeln, sondern selbst etwas zu tun. "Und dann findet das Leben eben seinen Weg."
Aktiv sein – das war auch für KFD-Frau Barbara Striegel schon immer das Motto. Schon damals als Christin in der DDR. Und dann 1994, als sie beim ersten Frauenfest im Kloster Helfta mitgefeiert hat. Auch Barbara Striegel weiß: „Das Leben findet einen Weg.“ Immer.
Fotos: Simeon Albrecht, Leonie Danzmann, Anja Schlender
https://www.bistum-magdeburg.de/frauenfest
Quelle: Bistum Magdeburg, Pressestelle, presse@bistum-magdeburg.de, 0391-5961134