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Mann mit Buch
Altbischof Leo Nowak liest derzeit ein Buch, das Papst Franziskus veröffentlicht hat: "Über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu Christi"
Bildrechte / Quelle: Bistum Magdeburg

Interview mit Altbischof Leo"Menschenfreundlichkeit ist das Entscheidende"

Altbischof Leo Nowak feiert am 17. März 2025 seinen 96. Geburtstag. Klein und fein in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg, mit Gottesdienst um 18 Uhr und einem Empfang. Wenn man auf das Lebenswerk des Altbischofs zurückschaut, sticht die Stiftung "netzwerk leben" hervor. Ein Interview.

Erscheinungsdatum: 27. Februar 2025

Anja Schlender:  Sie haben 2002 miterlebt, dass auf Anregung des damaligen Katholikenrates unseres Bistums die Stiftung 'netzwerk leben' für Schwangere und Familie gegründet wurde. Wie kam es damals dazu?

Altbischof Leo: Ausgangspunkt Ende der 1990er Jahre war die umstrittene Einstellung des Vatikans unter Papst Johannes Paul II. zum Thema Schwangerenberatung. Konkret ging es um den sogenannten Schein, den Schwangere nach einer Beratung – auch in den kirchlichen Beratungsstellen – bekamen, so dass eine straffreie Abtreibung möglich wurde. Der Papst forderte 1998 die deutschen Bischöfe ausdrücklich auf, in der kirchlichen Schwangerenkonfliktberatung keine Beratungsscheine mehr auszustellen. Rom befürchtete, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, auch in der Kirche wird einer Abtreibung zugestimmt, wenn der Beratungsschein ausgestellt wrd. Die Ausstellung eines Beratungsscheins ist aber noch keine Freigabe für eine Abtreibung. Die Entscheidung der Betroffenen ist letztendlich ausschlaggebend. 

Porträt von Altbischof Leo Nowak
Altbischof Leo Nowak feiert seinen 96. Geburtstag am 17. März 2025, 18 Uhr, in der Magdeburger Kathedrale. Bildrechte / Quelle: Bistum Magdeburg

Zusammen mit dem Limburger Bischof Kamphaus hielt auch ich dagegen, in der Sorge, dass betroffene Frauen und Familien in Not unsere Beratungsstellen gar nicht mehr in Anspruch nehmen, wenn sie den Schein nicht erhalten. Angesichts dieser bedrückender Situation fiel mir ein Stein vom Herzen, als die Stiftung 'netzwerk leben' gegründet wurde. Ich habe gesagt ‚In Gottes Namen. Lasst uns das machen.‘

Das heißt, die Beratungsscheine werden bis heute in den katholischen Beratungsstellen nicht mehr ausgestellt?
Altbischof Leo: Genau. Das ist ja unser Problem. Trotzdem berät die Caritas. Und die Stiftung 'netzwerk leben' versucht eben, dem Leben auf die Beine zu helfen, wie es immer heißt. Mit Hilfsangeboten wie Kinderkleidung, Erstausstattungen, Schulranzen-Spenden, Hilfen bei Umzug oder Familienpatenschaften. Da bin ich auch überrascht, dass das bis heute gut funktioniert. Ich habe damals gedacht, dass die Hilfsangebote vielleicht zu wenig sind. Aber die Menschen nehmen die Hilfen offenbar gern an.

Welche Höhepunkte gab es in der Geschichte der Stiftung?
Altbischof Leo: Die Stiftung hat einen kleinen Second-Hand-Laden für Kinderkleidung und Zubehör in Magdeburg-Buckau. Das hätte ich nie gedacht, dass so viele Menschen den Laden in Anspruch nehmen. Inzwischen gibt es wegen der vielen Spenden gegenüber sogar schon einen zweiten Raum. Das freut mich natürlich sehr. 
Und ich bin dankbar für die zahlreichen Geburtstagsspenden zu meinem 95. Geburtstag, die an 'netzwerk leben' gingen. Das waren 10.000 Euro. Das hilft den betroffenen Familien an der richtigen Stelle.

Was wünschen Sie sich für die Stiftung?
Altbischof Leo: Ich hoffe, dass die Stiftung weiterhin vielen Menschen auf diesem Weg helfen kann und dass es weiterhin zahlreiche Spenden gibt. Die brennende Frage der Kirche ist ja: Wie können wir die tolle Botschaft des Christentums vom liebenden Gott den Menschen vermitteln. Wie können wir es schaffen, dass diese Botschaft zum Tragen kommt, dass wir als Kirche trotz aller Probleme den Zugang zum Menschen von heute finden. Es bleibt das große Gebot der Liebe. Der Mensch kann nicht ohne Glaube, ohne Hoffnung und ohne Liebe leben. 

Ich lese aktuell die Enzyklia des Papstes „Dilexit nos – Über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu Christi“. Und darin beschreibt Franziskus das Kernproblem: Ob wir als Kirche – auch als Minderheit – ein Zeichen setzen können. Meiner Meinung nach tut 'netzwerk leben' genau das: Glaube und Nächstenliebe leben. Denn am Ende ist Menschenfreundlichkeit das Entscheidende.

Zur Stiftung:
Die Stiftung "netzwerk leben" gibt es seit 2002. In jedem Jahr hilft die Stiftung rund 200 Mal Schwangeren und Familien - mit Geld, Begleitung und Gespräch. Dafür werden jährlich ca. 60.000 Euro aufgewendet. Über 80 Ehrenamtliche helfen mit, ebenso die Beratungsstellen der Caritas vor Ort. Ob in Lutherstadt Wittenberg oder in Stendal, in Staßfurt oder in Magdeburg. Spenden unterstützen die Arbeit der Stiftung.

www.netzwerkleben.de 

Quelle: Bistum Magdeburg, Pressestelle, presse@bistum-magdeburg.de, 0391-5961134


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