Kinder-Projekt: „Eine Woche Frieden“ Erholung vom Ukraine-Krieg
Im Juli 2024 verbrachten 50 Kinder aus der Ukraine eine Woche in Magdeburg. Die Aktion „Eine Woche Frieden“ wurde von der Partnerschaftsaktion Ost des Bistums organisiert – und durch zahlreiche Spenden möglich.
Erscheinungsdatum: 6. August 2024
“Als ich im Februar 2024 den Kontakt mit Frau Nataliia Bedich, der Leiterin des Kinder– und Jugendtanztheaters “ARiRA” aus Charkiw, Ukraine aufgenommen habe und mit ihr das erste Mal telefonisch gesprochen habe, konnte niemand ahnen, dass diese Fernbegegnung innerhalb von fünf Monaten in eine reale Begegnung in Magdeburg münden würde”, erzählt die Leiterin der Partnerschaftsaktion Ost (PaOst), des Hilfswerks für Osteuropa im Bistum Magdeburg, Rasa Hinz.
In den ersten Telefonaten sei es um die aktuelle Lage in Charkiw gegangen, um ständige Raketenangriffe, Bombenexplosionen und Alarmsirenen, um andauernde Stromausfälle, um nächtliche Ausgangssperren, um Verunsicherung und Angst von den Kindern und Jugendlichen sowie um die unglaubliche Lebenskraft der jungen Menschen, die trotz der schlimmen Erlebnisse und Erfahrungen versuchen, ihren vom Krieg geprägten Alltag so gut wie es geht zu meistern.
Sehnsucht nach Erholung
Bei weiteren Gesprächen erfuhr Rasa Hinz, dass die Kinder und Jugendliche des Tanztheaters einen großen Wunsch haben: eine Sehnsucht nach Ruhe und Erholung. Sie wünschten sich wenigstens eine Woche Auszeit vom Krieg, eine Woche Erholung an einem friedlichen und sicheren Ort, an dem keine Raketen einschlagen, an dem keine Alarmsirenen heulen, an dem man keine Angst vor Flugzeugen haben muss.
Und so entstand aus diesem Wunsch der Kinder in Charkiw das Projekt „Eine Woche Frieden“. Die Partnerschaftsaktion Ost holte einen weiteren Partner, die europäische Jugendbildungsstätte Magdeburg (ejbm), mit ins Boot.
Der Geschäftsführer der ejbm, Christian Scharf, gab seine Zusicherung für die Unterbringung und Verpflegung der Kinder und Jugendlichen im Bildungshaus „Villa Böckelmann“ in Magdeburg-Ottersleben. Seine Idee war, die Kosten hierfür durch eine Spendensammlung im Internet zu generieren: Mit Hilfe von zwei erfahrenen Internetaktivisten (Niklas und Niklas) wurde dann das Geld von Spenderinnen und Spendern aus ganz Deutschland und Litauen gesammelt. Damit wurden zwei Drittel der Gesamtkosten des Projektes gedeckt.
Die Partnerschaftsaktion Ost übernahm die Reisekosten und stellte ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm mit Hilfe von vielen Ehrenamtlichen der PaOst auf die Beine.
Kinder zwischen 7 und 18 Jahren
Am 12. Juli 2024 trafen die 50 Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 7 und 18 Jahren mit fünf Begleitpersonen schließlich nach zweitägiger Busfahrt in Magdeburg ein und wurden in der Villa Böckelmann im Magdeburger Stadtteil Ottersleben untergebracht.
Ruhe, Frieden und Erholung konnten die Kinder und Jugendliche aus dem ostukrainischen Charkiw dann wortwörtlich erleben: Sie nahmen an einem Yoga-Lehrgang mit Leiterin Anne Herfurth teil, in dem sie Übungen und Techniken zur Entspannung und Stärkung erlernten. „Für ihre Zukunft können solche positiven Erfahrungen durchaus helfen“, sagt Rasa Hinz.
Weiterhin besuchten die Kinder und Jugendliche einen Kunst-Workshop, den die Graphikerin und Malerin Ava Basiri anbot. Das Kunstprojekt trug den Namen „Wir gehen nicht unter!“. Es ging um Fische – das Symbol des Christentums und der Lebenskraft.
Kunstprojekt: Fische als Überlebenskünstler
Basiri erklärte den Kindern und Jugendlichen, dass Fische Überlebenskünstler seien, die oft gegen den Strom schwimmen und sich verstecken müssen, aber dabei nie untergingen – eine Situation, die mit der Lage der Kinder und Jugendlichen durchaus vergleichbar sei. Im Kunstprojektes entstanden über 40 kunstvolle Bilder voller Kreativität und Ideenreichtum.
In den nächsten Tagen standen der Besuch des Magdeburger Domes, ein Orgelkonzert in der Kathedrale St. Sebastian und ein Ausflug in den Elbauenpark Magdeburg sowie in das Schwimmbad „Nemo“ auf dem Freizeitprogramm der Gäste aus Charkiw. „Der Besuch im Schwimmbad hat den Kindern und Jugendlichen große Freude bereitet“, erzählt Hinz. „In Charkiw ist es aufgrund der Raketeneinschläge verboten, Gewässer zu betreten. Die Schwimmbäder sind entweder zerstört oder wegen Energiemangel nicht in Betrieb.“
Die evangelische Domgemeinde führte zudem zwei kostenlose Domführungen durch. Herr Matthias Mück, Organist der Kathedrale, präsentierte einen kurzen und beeindruckenden Orgelauftritt.
Tanz-Aufführung der Kinder
Als Dankeschön für die Einladung nach Magdeburg hatten die Kinder und Jugendlichen des Tanztheaters „ARiRa“ eine Tanzveranstaltung mitgebracht, die im Gemeindehaus der Pfarrei St. Marien in Magdeburg-Sudenburg aufgeführt wurde. Die Kinder und Jugendlichen zeigten mehrere Tänze – einige modern mit akrobatischen Einlagen, andere waren fröhliche Stücke ukrainischer Folklore. „Die Professionalität und das schauspielerische Können der Kinder haben die Zuschauer berührt und begeistert“, sagt Hinz. Der Auftritt endete mit Standing Ovations.
Mit positiver Perspektive einer Wiederholung des Projektes verabschiedete Hinz nach einer friedlichen Woche die Kinder und Jugendlichen sowie deren Mütter und die Leiterin Natalia Bedich und wünschte ihnen eine gute Rückreise. „Wir hoffen, dass diese Woche Frieden den Kindern und Jugendlichen aus Charkiw Zuversicht und Hoffnung auf eine bessere und friedliche Zukunft gegeben hat und ihnen gezeigt hat, dass die Welt, die Menschen in Magdeburg und in Deutschland und auch in Litauen sie nicht vergessen haben“, so Rasa Hinz.
Quelle: Rasa Hinz, Bistum Magdeburg, Pressestelle, presse@bistum-magdeburg.de, 0391-5961134