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Ein Diakon teilt das Abendmahl aus
Diakon Thomas Pogoda (l.) und Bischof Feige teilen die Kommunion aus während der Messe vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag.
Bildrechte / Quelle: Bistum Magdeburg

Messe vom letzten AbendmahlPredigt: „Du bist wertvoll, so wie Du bist“

Mit der Messe vom letzten Abendmahl beginnt das "Triduum Sacrum", die "Heiligen Drei Tage": Gründonnerstag, Karfreitag und die Osternacht, die wie ein einziges großes Hochfest gefeiert werden. In seiner Predigt während der Messe vom letzten Abendmahl in Magdeburg sprach Diakon Dr. Thomas Pogoda über die Scham, die Petrus und Judas am Abend vor der Kreuzigung Jesu empfunden haben könnten – als Jesus ihnen die Füße waschen wollte.

Erscheinungsdatum: 17. April 2025

Scham, oder: Warum Christus Dich berühren muss
Predigt zum Gründonnerstag am 17.4.2025 in der Kathedrale St. Sebastian, Magdeburg
Johannes 13,1–15

Das Blut schießt Dir in den Kopf. Dir wird plötzlich ganz heiß. Den Blick des anderen kannst Du nicht mehr aushalten, unweigerlich schlägst Du die Augen nieder. Eigentlich willst Du im Boden versinken. Dir wird das Herz eng. Du wünschst Dir, dass Du an einem anderen Ort bist.

Ein Diakon spricht am Ambo
Diakon Dr. Thomas Pogoda Bildrechte / Quelle: Bistum Magdeburg

Das, liebe Geschwister, sind Erscheinungsformen des Gefühls der Scham. Und dieses Gefühl ist wohl jedem und jeder vertraut. Scham ereilt uns plötzlich, und sie trifft uns unerwartet. Manchmal ergreift sie uns, weil wir gegen eine Norm verstoßen haben. Oder weil wir uns einreden, dass das so ist. Vielleicht meinen wir auch, dass wir nicht genügen. Dass wir zu unbedeutend sind, dass unser Verstand und die Redefähigkeit nicht genügt; dass unser Körper nicht schön ist, weil wir ihn zu dünn, zu dick ansehen. Jedenfalls anders, als es die Norm ist, die wir für Schönheit ansehen.

Scham ereilt uns auch, wenn die Kräfte von Leib und Verstand nachlassen, weil der Körper alt geworden ist und der Geist vergesslich. Scham empfinden wir manchmal, wenn wir um Hilfe bitten müssten. Schamvoll gestehen wir einen Mangel nicht ein, bauen einen Schutzwall auf und weichen auf alternative Schauplätze aus: Überspielen das, was unangenehm ist. Scham.

Um Scham und Schamgefühl geht es - so scheint es mir - auch im Evangelium von der Fußwaschung, dass wir an diesem Abend lesen. Da ist einmal Petrus, der nicht so recht weiß, wie er mit dieser Situation umgehen soll: Niemals sollst du mir die Füße waschen! (Joh 13,8) Das geht doch nicht, dass der verehrte Meister mir die Füße wäscht, mag sich Petrus gedacht haben, das gehört sich doch nicht. - Da schäme ich mich.

Doch Jesus korrigiert ihn: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. (Joh 13,8)

Nicht richtig meine Einstellung, also muss ich mich als Jünger erweisen, der dem Meister genügt, mag sich Petrus gedacht haben: Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. (Joh 13,9)

Also dann ganz oder gar nicht, der ganze Mensch, mag sich Petrus gedacht haben. Doch Jesus korrigiert ihn wieder: Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, [...] (Joh 13,10). Auch Du Petrus bist rein. 

Wieder also eine falsche Antwort, mag sich Petrus gedacht haben. Auf jeden Fall sagt Petrus jetzt nichts mehr, vielleicht wünscht er sich, unsichtbar zu sein - weil er die Erwartungen des Meisters vielleicht nicht erfüllt hat. Und vermutlich einen roten Kopf wird wohl auch Judas bekommen haben, als er die Worte hörte, die Jesus sagte. Denn den Entschluss, Jesus zu verraten, dürfte er schon gefasst haben: Auch ihr seid rein, aber nicht alle, [hatte Jesus gesagt]. Er wusste nämlich, wer ihn ausliefern würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein. (Joh 13,10–11)

Petrus und Judas haben vieles gemein an diesem Abend: nicht zu genügen und das auch zu spüren bekommen, denn der Meister war ihnen ja wichtig - ihm waren sie gefolgt, so lange schon. Doch das Evangelium von der Fußwaschung ist nicht nur ein Spiegel der Erfahrung der Scham, die wir empfinden, wenn wir uns in einem Zusammenhang als unzureichend und ertappt fühlen. Nein diese Geschichte des Evangeliums zeigt uns auch einen Weg, wie wir mit dem 
Schamgefühl umgehen können. Paradoxerweise liegen der Auslöser des Schamgefühls und der Weg aus der Scham nahe beieinander. Sie liegen in der Beziehung der Menschen untereinander, auch in der Beziehung zu Christus.

Petrus empfindet das Unbehagen, weil der Meister ihm die Füße waschen will. Zugleich muss er sich die Füße waschen lassen, um zu erfahren, dass dieser Jesus ihn so nimmt, wie er ist. Dass für Jesus die Problemzonen, die es vielleicht gibt, oder die sich Petrus vielleicht einredet, nicht wichtig sind. Denn, so schreibt es der Evangelist: Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung. (Joh 13,1) 

Wörtlich heißt das: „liebte er sie bis zum Schluss.” Und weil sich - so sieht es Johannes - an Jesus zeigt, wie Gott ist, liebt Gott die Seinen, also Dich und mich, offenbar bis zum Schluss. Er will Dir, so wie Du bist - mit Deinen realen und wohl viel häufiger eingebildeten Makeln -, die Füße waschen. Du brauchst Dich nicht schämen! Denn Du bist gut, Du bist schön.

EIn Priester wäscht Gläubigen die Füße
Bischof Feige während der rituellen Fußwaschung in der Messe vom letzten Abendmahl Bildrechte / Quelle: Bistum Magdeburg

Vielleicht geht es beim Ritual dieses Abends - der Fußwaschung - genau darum: die Scham abzulegen. Und es entgegenzunehmen … diesen Satz: Es ist gut, dass Du hier bist und es ist gut, wie Du bist. Und dass sagt Jesus jedem von uns. Dir und mir - wir dürfen das annehmen, Du darfst es annehmen. Es ist gut, dass Du hier bist und es ist gut, wie Du bist. 

Dear brothers and sisters, we all know the feeling of shame. It arises whenever we believe we fail to meet certain norms or rules because we made a mistake or convinced ourselves of our inadequacy. With the foot washing, Jesus shows his disciples that they do not need to be ashamed before him and among each other. Jesus – the Son of God – wants to show: God accepts you as you are! As you are, you are good! As you are, you are beautiful! Let us follow Jesus' example and show our fellow humans that they too are valuable and cherished people. Just like you! 

Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe, [sagt Jesus]. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. (Joh 13,15.14) Er hat uns Beispiel gegeben: Zeigt, den Menschen, dass sie sich nicht schämen müssen! Da dürfen wir bei Jesus in die Schule gehen. Wie kann das gehen? Zeige Dich großzügig mit Deiner Wertschätzung, die Du einem 
Mitmenschen entgehen bringst. Lass sie, lass ihn spüren, dass Du diesen Deinen Mitmenschen als wertvoll erachtest. Und tue dies nicht nur in Deiner Überlegung, sondern mache Dich auf den Weg, und knüpfe Beziehung. Lass Dich berühren.

Vielleicht nutzt Du die Zeit, wenn wir gleich das Ritual der Fußwaschung begehen, und überlegst, wer dieser Mitmensch ist, bei dem Du mit Deiner Wertschätzung großzügig sein willst. Und dann gehe aus dieser Feier mit dem Entschluss heraus: Ich möchte ihm, ich möchte ihr zeigen, dass sie wertvoll ist – so, wie sie, wie er ist. Zeigst Du nach dem Beispiel Jesu diese Wertschätzung, dann braucht Scham nicht mehr sein, egal wie sich Dein Gegenüber fühlt. Dann erfüllen, wir - Du und ich - das Beispiel unseres Herrn und Meisters.

Thomas Pogoda, 2025

Predigt als PDF

Quelle: Bistum Magdeburg, Pressestelle, presse@bistum-magdeburg.de, 0391-5961134

Menschen in einer Kirche
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Menschen in einer Kirche
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Priester in einer Kirche
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Ein Chor in einer Kirche
Ein Priester predigt
Priester waschen Gläubigen die Füße
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Priester waschen Gläubigen die Füße
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Priester in einer Kirche
Ein Priester verteilt das Abendmahl
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