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Menschen knien vor einem Kreuz
Kreuz-Verehrung in der Karfreitagsliturgie in St. Sebastian Magdeburg
Bildrechte / Quelle: Bistum Magdeburg

Predigt am Karfreitag„Leg all deine Nöte vor dem Kreuz ab“

In seiner Predigt am Karfreitag spricht Diakon Wolfgang Gerlich über das Kreuz als Zeichen von Gottes Liebe zu den Menschen. Hier kann jede und jeder all seine Sorgen und Nöte ablegen.

Erscheinungsdatum: 18. April 2025

Predigt am Karfreitag 2025 in der Kathedrale St. Sebastian, Magdeburg
Diakon Wolfgang Gerlich

Der Rest ist Schweigen.

Die Worte der Johannespassion sind verklungen. Alles scheint gesagt. „Der Rest ist Schweigen“ - das sind die letzten Worte von Hamlet in einem der berühmtesten Dramen der Weltliteratur. Der tragische Held von Shakespeare stirbt - wie übrigens die auch anderen Hauptfiguren am Ende der Geschichte. 

Der Rest ist Schweigen.

Passen diese letzten Worte von Hamlet auch auf den Moment des Todes Jesu? Die heutige Liturgie ist schließlich eine auch vom Schweigen geprägte. Da ist Schweigen, schon ganz am Beginn des Gottesdienstes und jetzt am Ende der Passion. Wie eine alles verschluckende Hülle legt sich die Sprachlosigkeit über das Geschehen der Passion. 

Ein Diakon spricht am Ambo
Diakon Wolfgang Gerlich Bildrechte / Quelle: Bistum Magdeburg

Die heutige Liturgie will uns mit in dieses Schweigen hineinnehmen. Es geht dabei um mehr als um emotionale Betroffenheit. Wir dürfen zulassen, dass wir von diesem Ende der Worte ergriffen werden. Aber dieses Schweigen ist besonders. Das Geschehene schnürt uns zwar die Kehle zu, uns fehlen die Worte, aber schließlich ist es ein Schweigen, das aus dem Staunen erwachsen kann, ja soll. 

Und da ist der Unterschied Hamlet: Es bleibt nicht beim Schweigen, es ist eben nicht der Rest. Was folgt, ist weder das Versinken in eine erstickende Sprachlosigkeit noch das zu schnelle Wort im Erklären und damit vermeintlich schnellen Verarbeiten des Geschehens. All das Geschehen will Platz in uns nehmen. Es will Atmosphäre schaffen. Diese Atmosphäre des Schweigens ist wie ein tiefes Atemholen des Herzens, unserer tiefsten Mitte.

Dieses Atemholen des Herzens kann zudem eine ganz bewusste Absage sein, eine Absage an die uns betäubende alltägliche Bilder- und Wortflut, an die vibrierende und erschöpfende Masse der Likes uns Posts, der Kommentare und Pushnachrichten, der Fakenews und wahren Katastrophenmeldungen. Ich glaube, wir brauchen dieses Atemholen des Herzens angesichts des Kreuzes. Wir brauchen diese Atmosphäre, diesen Geist des ergriffenen und staunenden Schweigens. Aber wir werden nicht darin verharren.

Mit diesem Atem, in diesem Geist, werden wir in wenigen Minuten das Kreuz begrüßen. Ecce lignum crucis - Seht das Holz des Kreuzes, an dem der Herr gehangen. Das verhüllte Kreuz wird enthüllt, langsam, Stück für Stück. So haben wir Zeit, uns darauf einzulassen. Das Weichen des Tuches vom kleinen Kreuz erinnert uns daran, wie Markus, Matthäus und Lukas in ihren Evangelien berichten, dass im Moment des Sterbens Jesu der Vorhang im Tempel von oben bis unten zerreißt. Jener Vorhang, der im Tempel das Allerheiligste, den Raum Gottes verhüllt. 

Dieser kleine Ritus der Kreuzenthüllung sagt uns: Schaut her! Hier am Kreuz zeigt sich Gott, wie er unter uns Menschen und für uns Menschen ist! Seine Liebe ist so unfassbar groß, dass sie den Tod nicht scheut. Seht her! Das ist sein Weg: Liebe heißt Hingabe. Gott gibt sich hin, damit wir leben können. Das Kreuz ist sein Thron. Von ihm aus schaut er uns an. Er hört unsere Bitten, unser Seufzen angesichts unserer Welt und unserer eigenen Nöte und Zweifel. Von hier aus nimmt er unser manchmal so kleines und zaghaftes „Danke Herr!“ entgegen.

Wir dürfen all das mitbringen, hier vor sein Kreuz.  Er wartet auf uns. 

Eine Darstellung des Gekreuzigten spricht mich persönlich besonders an. Das Kreuz auf dem Hülfensberg im Eichsfeld zeigt einen Gekreuzigten, der den Betenden anschaut, mit einem wohlwollenden Blick voller Güte und mit großen Ohren, die besonders gut hören können. „Kommt“, sagt er, „bleib hier und lass dein Herz sprechen. Ich höre dich. Ich bin diesen Weg für dich gegangen. Und ich bin weitergegangen. Komm, folge mir zum Leben.“ Und dann geh diesen Berg hinunter in dein Leben mit all den Herausforderungen, geh voller Trost und Hoffnung und folge mir auf dem Weg der Liebe.

So wird der Galgen zum Denkmal seiner Liebe, zum Baum des Lebens, zum Thron, zum Siegeszeichen. Wenn wir gleich nach vorn kommen und dieses Kreuz verehren, dann dürfen wir alles, ALLES!, mitbringen und vor ihn ablegen. Er hört uns. Er sieht uns. Er liebt uns.  Und wir dürfen mit den Worten aus dem 1. Johannesbrief bekennen: „Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und ihr geglaubt.“ Ja, das ist die Mitte unseres Christseins: „Wir glauben der Liebe Gottes“. 

So bleibt das Schweigen nicht der Rest, das Ende, sondern es wird zum Anfang:
Venite adoremus – Kommt. Lasset uns anbeten.

Predigt als PDF

Quelle: Bistum Magdeburg, Pressestelle, presse@bistum-magdeburg.de, 0391-5961134

Menschen in einer Kirche
Menschen in einer Kirche
Männer in Gewändern in einer Kirche
Ein Chor singt
Ein Diakon predigt
Ministranten mit dem verhüllten Kreuz
EIn Diakon hält das enthüllte Kreuz vor der Gemeinde
Der Bischof verneigt sich vor dem Kreuz
Der Bischof verneigt sich vor dem Kreuz
Ein Diakon verneigt sich vor dem Kreuz
Jesusbilder auf einer Bank
Menschen verneigen sich vor dem Kreuz
Menschen beten vor einem Kreuz
Menschen in einer Kirche

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