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Himmel mit roten Wolken

Bischofspredigt an Neujahr 2025Neuanfang

In seiner Neujahrspredigt hofft Bischof Feige darauf, das neue Jahr nicht von Sorgen und Zweifeln bedrängt, sondern mit Zuversicht und Offenheit für das Neue beginnen zu können – getragen von der Zuwendung Gottes, der uns in unserer Unsicherheit wie in unseren Glücksmomenten beisteht.

Erscheinungsdatum: 1. Januar 2025

"(Num 6, 22-27 / Gal 4, 4-7 / Lk 2, 16-21)

1.    Anfänge

Es liegt etwas Besonderes in diesem ersten Tag eines neuen Jahres. Das alte Jahr im Rücken streckt sich das neue Jahr schon vor uns aus und gibt den Blick frei auf das Neue. Was hält es für Sie persönlich bereit? Die Geburt eines Kindes? Ein Umzug in eine neue Stadt? Ein neuer Job? Ein neuer Lebensabschnitt? Eine neue Aufgabe? Neue Bekanntschaften? Dieses neue Jahr mit all seinen Ereignissen, Terminen und Plänen, mit all den Dingen, die zu erledigen, und den Entscheidungen, die zu treffen sind. Aber an diesem ersten Tag des Jahres hält das Neue noch inne und lässt uns in einem Moment des Dazwischen verweilen. Wir können den Zauber des Anfangs spüren, der neben der Angst vor dem Unbekannten auch Neugierde und Vorfreude bereithält.  

Dass da etwas Neues beginnt, dass Gott mit der Welt einen neuen Anfang macht, davon haben auch die Hirten auf dem Feld gehört. Der Engel hat es ihnen verkündet. Voller Erwartung und Hoffnung eilen sie dem Neuen entgegen. Sie brechen auf, das neue Leben zu begrüßen, das Kind, von dem der Engel sagt, dass es der Christus, der Retter sei. Und so sind ihre Schritte nicht müde und langsam, sondern schnell und ungeduldig. Sie eilen hin zu dem Ort, an dem sie Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe liegt, finden. Von da an scheint sich das Tempo zu verlangsamen. Da ist vom Sehen die Rede, vom Hören und Staunen, von Momenten des Innehaltens also und des Wahrnehmens. Hinsehen und zuhören, statt voreilig zu urteilen; sich staunend von den Sachen selbst berühren und die Fantasie anregen lassen – wenn wir uns so dem Neuen nähern, das das beginnende Jahr uns bringen will, können wir ihm mit Offenheit begegnen und den Zauber des Anfangs auf uns wirken lassen.

2.    Herausforderungen

Vielen wird das nach dem vergangenen Jahr mit all seinen großen Herausforderungen und Konflikten nicht allzu leichtfallen. Ich denke da an die Menschen in unserer Stadt nach dem Anschlag vor nicht mal zwei Wochen, an die Opfer und Betroffenen. Was haben sie wohl empfunden, als heute Nacht, statt der Bitte der Oberbürgermeisterin zu folgen, diesmal angesichts der schrecklichen Ereignisse vor elf Tagen auf das Feierwerk zu verzichten, massiver geknallt wurde als je zuvor? Wie mag sich das Neue, das mit dem neuen Jahr anklopft, für sie anfühlen? Braucht es dafür nicht noch Zeit, um Abschied zu nehmen, Zeit zum Begreifen und Heilen?

Wir stehen vor politischen Neuanfängen, auf die viele auch mit Sorge blicken. Was wird eine zweite Amtszeit von Donald Trump politisch und wirtschaftlich auch für uns bedeuten? Und wir selbst wählen in wenigen Wochen eine neue Regierung, in angespannten und unsicheren Zeiten, in denen das Vertrauen in die Politik erschüttert zu sein scheint. Diese Unsicherheit machen sich rechtspopulistische Gruppierungen zu Nutze, begegnen der Angst der Menschen mit scheinbar einfachen Lösungen. Sie sehnen sich nach einer Rückkehr zum Alten und vergessen dabei, dass das Leben immer vorwärts gelebt wird, niemals rückwärts.

Mit dem neuen Kalenderjahr nehmen in unseren Pfarreien auch die neugewählten Gremien ihre Arbeit auf. Ich halte es keineswegs für selbstverständlich, in diesen bewegten Zeiten Verantwortung zu übernehmen und schwierige Entscheidungen treffen zu müssen. Doch es ist ein Ausdruck von Hoffnung und Zuversicht, wenn sich Christinnen und Christen in den Dienst der Gemeinschaft stellen lassen, ganz gleich, ob sie ihr bisheriges Engagement weiterführen oder ob sie sich dieser Verantwortung neu stellen. In den Pfarrgemeinderäten und Kirchenvorständen werden die Perspektiven der Pfarreien in den Blick genommen und nach zukunftsfähigen Wegen für die Kirche in unserem Land gesucht. Allein für diese Aufgabe braucht es das persönliche Vertrauen in eine erstrebenswerte Zukunft. Erschwerend kommt der Abschied liebgewordener Gewohnheiten hinzu, die unsere Gemeinden bislang durch die Zeit getragen haben. Am Ende stehen sogar Entscheidungen über die Zukunft von Kirchengebäuden. Das fordert jede und jeden Einzelnen besonders heraus.

3.    Zusage

Dürfen wir angesichts dieser Entwicklungen den kalendarischen Neujahrstag als Lichtblick für die kommenden zwölf Monate verstehen? Die Lesungstexte aus dem Buch Numeri und dem Galaterbrief ermutigen uns jedenfalls dazu. Was wird uns da zu Beginn des Jahres zugesprochen? Vielen ist der Aaronitische Segen bekannt (Num 6,24-26): „Der Herr segne und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.“ Segen und Schutz für den Anfang wird uns da erbeten und zugesagt, dass Gott sich uns zuwendet und uns Frieden schenkt, damit wir hoffnungsvoll in die Zukunft blicken können. Dabei dürfen wir uns durch den Sohn und den Geist in Gemeinschaft mit Gott wissen.

Wer mit dem Blick auf die Verheißungen Gottes lebt, wird die Frage, ob der kalendarische Neujahrstag Lichtblick für die kommenden zwölf Monate sein kann, sicher leichter bejahen können als jene Menschen, die persönlich von Trauer, Leid und Zweifeln bedrängt sind. Gerade nach den schrecklichen Erfahrungen auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt braucht es dafür Zeit und Raum. Keinesfalls hilft dann ein noch so gut gemeintes „Aber dennoch!“. Wie in Zeiten der Not, so erleben wir auch bei freudigen Ereignissen, dass uns in Gemeinschaft Vieles leichter fällt. Dies gilt auch für die Arbeit in den neuen Gremien. Gemeinsames Suchen und Ringen wird dann zum Segen, wenn neben realistischen Sichten auch die zukünftigen Entwicklungen im Geist von Hoffnung und Zuversicht gesehen und gestaltet werden. Dazu lädt uns das sogenannte Neujahrsfest ein.

Liebe Schwestern und Brüder, mögen auch wir das neue Jahr nicht von Sorgen und Zweifeln bedrängt, sondern mit Zuversicht und Offenheit für das Neue beginnen können. Mögen wir uns dabei getragen wissen von der Zuwendung Gottes, der uns in unserer Unsicherheit wie in unseren Glücksmomenten beisteht. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes und freudiges neues Jahr 2025!"

Quelle: Bistum Magdeburg, Pressestelle, presse@bistum-magdeburg.de, 0391-5961134


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