Barmherzigkeit und weiter Blick
Familie stand im Mittelpunkt des Pastoraltags in Magdeburg | Jetzt mit Pastoralem Zwischenruf
Das Nachdenken über die Familie in Vergangenheit und Gegenwart stand im Mittelpunkt eines Fortbildungstags, zu dem kürzlich alle pastoralen Mitarbeiter|innen nach Magdeburg eingeladen waren. Dazu kamen aber auch Vertreter|innen verschiedenster Einrichtungen des Bistums wie Schulstiftung, Caritasverband, Erwachsenenbildung und Netzwerk Leben.
Im Raum standen Fragen nach dem Bild der Familie: Was war Familie vor und während der Moderne, wie leben Familien heute, was ist überhaupt Familie…? In welchen Formen existierte sie in der Vergangenheit, welche Möglichkeiten und Entwicklungen können aktuell ausgemacht werden?
Deutlich wurde so, dass Familie kein Auslaufmodell ist, sondern nach wie vor der Grundpfeiler jeder Gesellschaft. Dabei gilt es, Familien und Menschen in ihrer Beziehungsfähigkeit zu stärken und zunehmend als Netzwerke zu verstehen, die auch über weite Entfernungen funktionieren. Und auch wenn Familie der wichtigste und entscheidende Ort für die das gesamte Leben prägende Entwicklung ist, braucht nach Ansicht der Referentin Marina Hennig von der Universität Mainz in der heutigen Situation professionelle Betreuung von Kinder in Einrichtungen, möglichst verschiedene Orte, an denen Kinder Gemeinschaft erfahren und auch eine besseres Zusammenspiel von Familie und Beruf.
Für einen weiten Blick auf Familie plädierte die Leiterin des Fachbereichs Pastoral Friederike Maier. Vater, Mutter, Kind gelten zu Recht als Keimzelle der Gesellschaft, Familie könne aber auch als Netzwerk gesehen werden. So legt sie den Versammelten nahe, Familie als Netzwerk zu sehen: „Wir stehen ja selbst in viel größeren familiären Bezügen. Das Thema Familie ist für keinen von uns jemals erledigt und geht über Generationen und Entfernungen.“ Es gebe ganz unterschiedliche Lebenswege und Lebensformen mit Brüchen und Umwegen und Neuanfängen. Es sei besonders wichtig, dass Christen alles dafür tun, gute Beziehungen zu fördern. Laut Friederike Maier öffnen sich da für die Seelsorge weite Felder, in denen Hilfe und Begleitung nötig sind: „beim Scheitern von Beziehungen, bei Paaren, die nicht mehr miteinander sprechen können, bei Gewalt in Beziehungen und Machtmissbrauch“. Hier habe die Kirche Chance, Auftrag und Aufgabe, Menschen auch jenseits der Kerngemeinde die Frohe Botschaft Jesu erfahren zu lassen. Hier sei Raum, Gottes Barmherzigkeit denen nahe zu bringen, die sie brauchen.
Pastoraler Zwischenruf von Diakon Reinhard Feuersträter
Mehr Barmherzigkeit forderte schließlich auch Bischof Gerhard Feige in seiner Predigt am Ende des Pastoraltags. Gott offenbare seine Macht vor allem im Erbarmen und Verschonen. Davon sollten Christen sich leiten lassen und Herzen und Türen weit öffnen. „Wenn Gott barmherzig und unendlich großzügig ist: Wer sind wir dann, dass wir eigenmächtig etwas verweigern, was Gott vielleicht gar nicht verweigert? Wer sind wir, dass wir beurteilen könnten, wer zur Kirche Jesu Christi gehört und wer nicht? Wer sind wir, dass wir uns auf der sicheren Seite wähnen könnten? Lassen wir unseren Geist und unser Herz weit werden.“