Nicht verhandelbar
Laut Alois Glück gilt die Menschenwürde uneingeschränkt auch für Flüchtlinge
Die im Grundgesetz festgeschriebene Menschenwürde muss nach den Worten von Bayerns früherem Landtagspräsidenten Alois Glück uneingeschränkt auch für Flüchtlinge gelten. „Wir können als Christen bei verschiedenen Maßnahmen sehr wohl unterschiedlicher Meinung sein - aber dieser Maßstab muss eindeutig sein“, sagte Glück am Dienstagabend in Magdeburg. Der Mensch dürfe niemals „verzweckt“ werden. Sonst „gehen wir in eine inhumane Welt.“ Der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) hielt den Festvortrag beim Ökumenischen Jahresempfang der Kirchen in Sachsen-Anhalt vor rund 200 Spitzenvertretern aus Politik, Wirtschaft und Kultur.
„Wenn Populisten die Zukunft prägen, die Ängste ausbeuten, nur im Protest stehen bleiben und schwierige Entscheidungen vermeiden, bedeutet dies Stillstand und Abstieg, werden Zukunftschancen der Menschen verspielt“, warnte Glück in seiner Rede zur „Rolle der Religionen in unserer heutigen Welt“. Gerade in einer Zeit des „radikalen Wandels“ brauche Deutschland „mutige Realisten, die mit Verantwortungsbewusstsein und Sachkompetenz die Zeichen der Zeit aufnehmen“. Eine angemessene Verbindung von Freiheit und Verantwortung sei dabei der „Schlüssel zur Überwindung von Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft“.
Religionen seien als „Wertorientierungen die stärkste Kraft der Menschen“, so Glück weiter. Darin liege auch eine Gefahr, räumte er zugleich ein. Auch deshalb stünden in Deutschland die gesetzlichen Regelungen des Rechtsstaates über den Regelungen der Religionen. „Wer in unserem Land lebt oder leben will, muss diese Maßstäbe akzeptieren“, forderte Glück.
Der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Reiner Haseloff (CDU), erklärte mit Blick auf das anstehende Reformationsgedenken 2017, dass das Land „in der Verantwortung steht, sich als weltoffen und gastfreundlich zu präsentieren.“ Es gehe darum, zu zeigen, wo „die wirklichen Werte sind, die sich im Grundgesetz abbilden“. Christen müssten versuchen, sich „im Gespräch zu halten“. Die Gesellschaft bedürfe der christlichen Mitwirkung.
Die mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann betonte, dass religiöser Pluralismus auf der gemeinsamen Basis von Toleranz „alles andere als selbstverständlich“ sei. Auch Deutschland sei von der „Selbstverständlichkeit im Umgang mit der Vielfalt von Religionen immer noch etwas entfernt“. Wenn es um existenzielle Fragen des eigenen Lebens gehe, dann „wirkt Fremdes leicht auch irritierend, insbesondere dann, wenn die Gewissheit der eigenen Orientierung brüchig geworden ist“, sagte Junkermann.
Eingeladen zu dem Empfang hatten das Bistum Magdeburg, die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland und die Evangelische Landeskirche Anhalts; zudem das Erzbistum Berlin und die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig, die mit kleineren Gebieten in Sachsen-Anhalt vertreten sind. | kna
Zum Bild: Gastgeber des Empfangs im Gespräch mit Alois Glück