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Ausstellung zeigt Momente kirchlichen Lebens in der DDR
Landtag und Roncalli-Haus in Magdeburg haben sich gefreut: Volles Haus bei der Ausstellungseröffnung mit Schwarzweißfotos des Leipziger Fotografen Harald Kirschner, aufgenommen mit einer Kleinbildkamera. „Credo – Kirche in der DDR“, steht darüber. Die Bilder zeigen kirchliches Leben in der DDR der 1980er Jahre. Vom atheistischen und religionsfeindlichen Umfeld ist nicht viel zu sehen. Dagegen ist es dem Fotografen gelungen, einige wenige Momente einzufangen, in denen die Kirche seinerzeit auffiel, weil viele zusammenkamen und außergewöhnliches passierte. Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a. D., sagte es in seiner Eröffnungsrede deutlich: „Repression und Kirchenfeindlichkeit konnte man nicht fotografieren.“
Harald Kirschner zeigt mit seinen Bildern die erlebte Freiheit des kirchlichen Binnenlebens und die Kraft der Gemeinschaft. Insofern ist die Ausstellung eine Sicht in die zweite Welt, in der viele DDR Christen lebten. Auf der einen Seite, der mal mehr mal weniger angepasste Staatsbürger, der versuchte sich halbwegs durchzuwursteln und mit den Verhältnissen irgendwie zu arrangieren. Der sich mal mehr mal weniger traute, Widerstand leistete, sich zurückzog, nicht studieren durfte oder sich im gut ökumenischen Miteinander an die Veränderung der Gesellschaft wagte.All dies zeigen die Bilder aber erst auf den zweiten Blick. Sie werden für die heutige Generation lebendig, wenn die, die DDR erlebten, ihre Geschichten erzählen. Dazu laden diese Bilder ein. Sie machen sichtbar, was Kirche in der DDR auch sein konnte. Eine sehr kleine, im Inneren weniger unfreie Welt als die sie umgebende Gesellschaft. Das Leben in dieser DDR Doppelwelt ließ sich mit dem Glauben an Gott besser aushalten. Bilder mit neuen Kirchbauten und viele große Veranstaltungen, die in den achtziger Jahre möglich wurden, weil sie teuer mit dem Geld aus dem Westen bezahlt wurden. Der kommunistische Staat brauchte dringendst Devisen.
Harald Kirschner führt den Betrachtern viele Momente vor Augen, in denen Christen in der DDR Kraft schöpften: das Erleben einer Gemeinschaft zehntausender Christen in Erfurt zum Elisabeth Jubiläum 1981, beim Dresdener Katholikentreffen 1987, die einzigartige Begegnung mit Roger Schutz und den Brudern von Taize 1983 im Magdeburger Dom.Auch diese Kraftquellen christlichen Glaubens und ökumenischen Miteinanders gehören zur Geschichte der Kirche in der DDR. Aber es war ein Land, das diese Kraftquellen bitter nötig hatte, sehr zum Ärger der sozialistischen Machthaber.
Die Ausstellung ist bis zum 21. Dezember 2017 auf dem Flur der SPD-Fraktion im Landtag und im Roncalli-Haus Magdeburg zu sehen.