Flüchtlinge an den FKK-Strand?
Bischof würdigt Refugium e. V. und kritisiert fragwürdige Erwartungen
Bischof Gerhard Feige hat pauschale Anpassungsforderungen an Flüchtlinge zurückgewiesen. „Woran genau sollen sie sich anpassen?“, fragte Feige am Mittwochabend in einem Vortrag in Magdeburg. „An christliche Traditionen oder konfessions- und religionslose Gepflogenheiten? An Bratwürste und Steaks oder vegetarische und vegane Alternativen? An bayerische Folklore oder nordostdeutsche FKK-Strände?“ Integration sei keine Einbahnstraße, sondern betreffe Migranten und einheimische Bevölkerung.
Integration könne weder Assimilation bedeuten noch die Entwicklung einer Parallelgesellschaft, so der Bischof des Bistums Magdeburg. „Ohne Zweifel ist die Anerkennung des Grundgesetzes eine unabdingbare Basis für alle, die in Deutschland leben wollen“, betonte er zugleich. Wer sich jedoch auf das Christentum als Grundlage der deutschen Identität berufe, müsste dabei auch konsequent bleiben. Christliche Identität erweise sich gerade darin, „dass sie auf Menschen aller Kulturen und Nationen ausgerichtet ist“.
Feige sprach bei einem Festakt zum 20-jährigen Bestehen von „refugium“. Der Verein hat bislang 393 bis zu dreijährige Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus 49 Ländern übernommen. Er ist Träger der freien Jugendhilfe in Sachsen-Anhalt und gehört der Caritas an. Der Verein engagiert sich auch für Kinderrechte und hat bislang 160 ehrenamtliche Vormünder ausgebildet.
Der Bischof würdigte „refugium“ als „Zufluchtsort“, von dem aus die Jugendlichen eine neue Heimat finden könnten. Die minderjährigen Flüchtlinge seien „die verletzlichsten Opfer der weltweiten Fluchtbewegungen“ und oft traumatisiert. Es sei Aufgabe des Vereins, die politischen Rahmenbedingungen mitzugestalten, so der Bischof. Er verwies auf die oft fehlenden rechtlichen Möglichkeiten, dass die Jugendlichen ihre Familien nachholen könnten. „Hier gibt es einen dringenden Handlungsbedarf, um gemeinsam humanitäre Lösungen zu finden.“ Zudem forderte Feige „bessere Übergangssysteme“, wenn die Flüchtlinge von der Minderjährigkeit ins Erwachsenenalter kämen.
Sachsen-Anhalts Integrationsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) würdigte den Verein als verlässlichen Partner der Landesregierung. Er sei „ein Garant für Humanität, Nächstenliebe und Hoffnung“, so die Ministerin, die Schirmherrin von „refugium“ ist. | kna