Mutige Integrationsarbeit
Bischof Dr. Gerhard Feige besucht Islamisches Zentrum in Magdeburg
Am Gemeindezentrum der Islamischen Gemeinde Magdeburg herrscht vor dem Abendgebet reges Treiben, „aber kein Vergleich zu dem Andrang an jedem Freitag“, so der 1. Vorsitzende Dr. Moawia Al Hamid bei der Begrüßung von Bischof Dr. Gerhard Feige und dem Leiter des Katholischen Büros, Stefan Rether. Der Magdeburger Bischof war zum ersten Mal in der Moschee und dem Gemeindezentrum, während Stefan Rether intensiv dabei geholfen hat, dem Verein dieses Zentrum zu vermitteln.
Imam Moawia Al-Hamid präsentiert stolz, was sich in dem ehemaligen Heizwerk in der Innenstadt von Magdeburg alles getan hat. Mit der Unterstützung aus der ganzen Welt konnten Teppiche, Gebetsnischen und Uhren, die die fünf Gebetszeiten jeden Tag anzeigen, angeschafft werden. Die stark wachsende Gemeinde denkt bereits über einen Ausbau des 1. Stockwerkes nach, denn zum Freitagsgebet kommen manchmal bis zu 1000 Gläubige, die alle gar keinen Platz haben.
Den Zuwachs hat die Gemeinde nicht nur wegen der in Magdeburg lebenden Flüchtlinge erfahren. „Auch die internationalen Programme der Magdeburger Universität bringen Muslime aus aller Welt zu uns“, so der Imam, der auch als Dozent im Fachbereich Elektrotechnik an der Uni arbeitet.
Dabei legt der seit über 20 Jahren in Deutschland lebende Familienvater großen Wert darauf, Anhänger des IS zu identifizieren und aus der Gemeinde fern zu halten. Für sein energisches Vorgehen gegen den IS braucht der Imam Mut. Er und seine Mitstreiter sind schon des Öfteren bedroht worden.
Das Islamische Gemeindezentrum fungiert darüber hinaus als Integrationsservicestelle. „Wir beraten viele Menschen unabhängig ihrer Herkunft und Religion mit Anträgen und Deutschkursen“, so Dr. Amjad Alhajjk. „Und dabei geht es sehr deutsch zu!“, fügt er schmunzelnd hinzu. Denn die vielen Hilfesuchenden müssen Nummern ziehen und warten, bis sie an der Reihe sind.
Im Rahmen ihrer Arbeit mit Muslimen aus 22 Ländern ist den beiden aus Ost-Syrien stammenden Männern auch klar geworden, dass es einen Unterschied zwischen Kultur und Religion gibt. „Einige versuchten ihren Glauben hier so zu leben, wie sie es von zuhause aus kennen, dabei hat das nur etwas mit der gelernten Kultur des entsprechenden Landes zu tun und nichts mit dem Islam“, so Al-Hamid.
Nicht nur in dieser Frage konnte Bischof Feige einige Parallelen erkennen. Er lobte das Engagement der Islamischen Gemeinde, als Brückenbauer einen wichtigen Teil für die Integration zu tun. Nach dem anregenden Gespräch denkt er über eine Fortsetzung des Dialoges auch auf anderen Ebenen nach.