„…und ein Buch wird aufgeschlagen“
Bruder Valentin Arnrich verstorben
Bruder Valentin Arnrich
* 13.1.1952 in Zella /Rhön
† 18.11.2018 in Halberstadt
Selbst wenn der Mensch, der einmal wahrhaft von Gott angerührt ist, ihm ausweichen wollte, vermag er es gar nicht: So auch geht es dem Menschen, der da wähnt, Gott zu entfliehen, und er kann ihm doch nicht entfliehen; alle Winkel offenbaren ihn. Er wähnt, Gott zu entfliehen, und läuft ihm in den Schoß. Wo immer ein Mensch sich mit allen Kräften darum bemüht, Gott wahrhaft zu lieben, dort wird er erfahren, dass Gott selbst das Verkehrte immer wieder in die rechte Richtung zu bringen vermag. Nichts macht dir Gott so zu eigen wie die Liebe. Wer diesen Weg gefunden hat, der suche keinen anderen. (Meister Eckhart)
Immer wieder hat sich Bruder Valentin mit Meister Eckhart beschäftigt. Überhaupt haben ihn die Gedanken der Mystiker tief berührt. Besonders fasziniert hat ihn die Vorstellung des Zimzum aus der jüdischen Kabbala: Gott muss sich selbst zurück nehmen und klein machen, damit die Schöpfung entstehen kann. Gottes Allmacht zeigt sich in seiner Selbstbegrenzung. Mit Franziskus hat Br. Valentin gestaunt über diese Demut Gottes.
Daneben galt Br. Valentins besonderes Interesse der Geschichte und der Kunst. In Halberstadt hatte er beides und damit eine wirkliche Heimat gefunden. So hat er beim Wiederaufbau der Andreaskirche verantwortlich mitgewirkt und die damit verbundenen Kunstschätze treu gehütet. Er verfasste Texte, Kirchenführer und Beiträge zur Geschichte von Halberstadt und nahm die ersten Kontakte auf mit Nabburg, dem Ort, in dem der hl. Burchard, Bischof von Halberstadt und der heutige Patron der neu errichteten Pfarrei, geboren wurde. Bei seinem Requiem, so hat es Br. Valentin gewünscht, sollte statt einer Predigt der Actus tragicus von Johann Sebastian Bach erklingen: Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit …
Seine lange und schwere Krankheit wurde für Br. Valentin zu einer wichtigen Schule, in der sein Leben nochmals gereift ist. Schon seit längerer Zeit rechnete er mit seinem Tod. Immer wieder hat er darauf hingewiesen, dass er alles für sein Ende vorbereitet habe. Mit Blick auf den Tod pflegte er stets zu sagen: „…und ein Buch wird aufgeschlagen“. Nach seinem Sterben durften wir nicht das Buch, wohl aber den großen Umschlag öffnen, den er für die Gemeinschaft vorbereitet hatte. Unter seinen letzten Wünschen schrieb er: „Freude und Dankbarkeit fühle ich, wenn ich an all die Jahre in der Gemeinschaft der Brüder denke. Wenn ich Euch allzu sehr geärgert haben sollte, dann verzeiht es mir und denkt ab und zu einmal an mich, wenn ihr betet. Danke!“
Diese Bitte erfüllen wir gerne in dieser Stunde des Abschieds. Wir danken Br. Valentin für alles, was er in das Leben unserer Provinz eingebracht hat, in Dingelstädt, in Berlin – Pankow, in Paderborn und vor allem auch in Halberstadt. Gerade auch in vielen praktischen Dingen des alltäglichen Lebens und nicht zuletzt in der Küche hat er sich gerne um die Brüder gesorgt.
Nun hat Gott das Leben von Bruder Valentin beendet, das zuletzt so schwer geworden war. Wir sind sicher, dass er nun das Wort Jesu hören darf, dem er ein Leben lang als Minderbruder gefolgt war: „Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn! (Mt 25,1)
Den Auferstehungsgottesdienst für Bruder Valentin feiern wir am Mittwoch, dem 28. November 2018, um 13.00 Uhr in der St. Andreas-Kirche in Halberstadt, anschließend findet die Beisetzung auf dem St. Katharinen-Friedhof statt.
Für die Familie Für die BrüdergemeinschaftMutter Anni Arnrich, geb. Mihm P. Ubald Hausdorf ofmSchwester Monika Hepp und Kinder Guardian von Halberstadt