Schmetterlinge im Bauch wiederfinden
Dies sacerdotalis und Ölweih-Messe in St. Sebastian
In seiner Predigt zum Dies sacerdotalis – Tag der Priester - ermutigte Bischof Dr. Gerhard Feige die aus dem gesamten Bistum Magdeburg angereisten Priester, Ordensleute und Diakone zu mehr Freude. „Wer hat noch „Schmetterlinge im Bauch“, wenn er an seine Berufung denkt,“ fragte er. „Wir haben die Botschaft von der Auferstehung, von der Freude und von der Hoffnung zu verkünden“, so der Bischof.
„Dabei gilt es, die Ängste der Menschen ernst zu nehmen, darin aber auch ihre Sehnsucht und ihre Hoffnung herauszuhören. Denn jeder Mensch ist letztlich für die Freude geboren und sucht danach, sie zu finden. Den Menschen dabei zu helfen, ist eine wesentliche Aufgabe für Seelsorger und Seelsorgerinnen. Die alltäglichen Erfahrungen von Glück und Freude können dabei ein Anknüpfungspunkt sein; sie können den Geschmack an einer Freude wecken, die nicht mehr verfliegt. Sie können das Herz für einen weiteren Horizont öffnen. Dieser positive Ansatz scheint mir hilfreicher zu sein als anklagende Moralpredigten, die sich an den Schwächen und Fehlern der Menschen abarbeiten. Kirche ist ja weniger eine elitäre Besserungsanstalt als ein populärer Ort der Gnade und des Heils. Unser Auftrag ist es nicht, verbiestert darüber zu wachen, dass auch alle den Normen gerecht werden oder draußen zu bleiben haben. Glaube – so zeigt die Erfahrung – wird vielmehr vor allem durch Anziehung geweckt, durch Menschen, die in Gott verankert sind, die Freude und Zuversicht ausstrahlen und ihren Schwestern und Brüdern von Herzen zugetan sind.“
Gründe gäbe es viele, die Freude am Glauben zu verlieren. „Schon in der frühen Kirche haben die Mönchsväter dafür den Begriff „acedia“ gewählt. Er bedeutet Lustlosigkeit, Trägheit, Erschöpfung und Überdruss. „Acedia“ kann dazu führen, dass Priester und Ordensleute keinen Sinn mehr in ihrem Tun sehen und entweder davonlaufen oder nur noch einen Dienst nach Vorschrift absolvieren. Doch nicht nur hauptamtliche Seelsorger und Seelsorgerinnen sind in dieser Gefahr. Sie kann auch viele Christen betreffen, „die über ärgerliche Vorgänge oder über manches Versagen in der Kirche erbost sind, von der Kirche genug haben, …, eine religiöse Leere empfinden und deshalb ihr Leben in der Kirche und mit der Kirche immer mehr und schließlich ganz aufgeben…“
Aber das Evangelium fordere geradezu heraus, die Freude zu verkünden. „Diese Freude ist mehr als Spaßhaben oder, wie es manchmal heißt: „Gut drauf sein“. Die Freude des Evangeliums blendet die dunklen Seiten der Wirklichkeit nicht aus. Sie kann das Schwere und die Schwermut der Welt ertragen und überwinden, weil sie mit der Hoffnung verschwistert ist. Hoffnung ist keine billige Vertröstung, kein Wartesaal, bis endlich die Tür aufgeht; sie ist Vorfreude. In ihr scheint die eschatologische Freude schon jetzt in diese Welt hinein und verwandelt sie. Mit Jesus Christus ist die Zeit der Freude angebrochen. Er hat uns zugesagt, dass sich unsere Angst, unsere Schwermut und unser Kummer in Freude verwandeln werden, dass unser Herz sich freuen wird, und dass niemand uns diese Freude mehr nehmen kann (vgl. Joh 16, 20.24).
„Eine solche grundsätzliche Zustimmung zur Welt als Gottes guter Schöpfung ist das, was die Menschen unserer Zeit und unseres Landes so dringend brauchen. Die rasanten Veränderungen in unserer globalisierten Welt bringen nicht nur Fortschritt, sondern bergen unabsehbare Risiken. Angst vor der Zukunft prägt das Lebensgefühl vieler Menschen in unserer Gesellschaft. Davon sind auch unsere Gemeinden betroffen. Als Christen leugnen wir keineswegs die höchst bedenklichen aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Wir schauen auch realistisch auf unsere kirchliche Situation. Doch wir dürfen uns von alldem nicht lähmen lassen. Trotz allem, was uns selbst beschwert, ist es gerade Ihre und Eure Berufung, anstatt „Hiobsbotschaften zu verkünden, Trauermärsche zu spielen und Klagelieder anzustimmen“, „Helfer der Freude“ zu sein .
Zum Dies sacerdotalis findet im Bistum Magdeburg traditionell auch die Ölweih-Messe statt. Bei dem Gottesdienst segnet und weiht der Bischof die Öle, mit denen im Laufe des Jahres Neugetaufte, Firmlinge und Kranke gesalbt werden. Der Festgottesdienst zählt zu den Höhepunkten der Karwoche.
Die Predigt von Bischof Dr Gerhard Feige finden Sie hier