Ein offenes Wort
Der Katholikenrat des Bistums nimmt Stellung
Es ist absurd. Seit Wochen wird über die noch unveröffentlichte Handreichung „Mit Christus gehen – Der Einheit auf der Spur. Konfessionsverbindende Ehen und gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie“ diskutiert. Erklärungen werden abgegeben, persönliche Briefe durchgestochen, Standpunkte verbreitet, Argumente ausgetauscht, Artikel publiziert und die sozialen Medien widmen sich dem Thema mal fundiert, mal polemisch, mal oberhalb und mal unterhalb der Grenze des Anstandes.
Nur die „Subjekte der Pastoral“, also diejenigen, um die es geht, die konfessionsverbindenden Ehepaare, Familien und ihre Gemeinden bleiben außen vor. Es wird lebhaft über sie - aber nicht mit ihnen gesprochen.
Kardinal Woelki schreibt, „es gelte auch für konfessionsverschiedene Ehepartner, den Schmerz der Kirchenspaltung auszuhalten“. Schlüssig ist das nicht. Seit wann ist es Aufgabe des Lehramtes, anderen Schmerz aufzuladen oder sie Kreuze tragen zu lassen? Nein, es ist ein sehr eigenartiges Bild eines nur halbherzig liebenden, barmherzigen Gottes, dass Kindern in diesen Familien vermittelt wird. Zwar sind Vater und Mutter getaufte Christen, sie haben sich mit der Ehe vor Gott ein wunderschönes Sakrament gespendet, sie lieben sich und ihre Kinder, mühen sich Gott zu lieben und dies im Leben zu bezeugen. Aber beim Abendmahl hört die Freundschaft auf. Wer soll das wem ernsthaft vermitteln können? Es ist wohl auch diese Sorge, die die Mehrheit der deutschen Bischöfe veranlasste, pastorale Klarheit in eine nicht mehr haltbare Situation zu bringen und auf dem ökumenischen Weg einen weiteren wichtigen Schritt zu gehen.
Besagte Handreichung wäre zur Veröffentlichung nicht reif, hat Papst Franziskus nach dem eigentlich nicht für die Allgemeinheit gedachten Brief von Erzbischof Ladaria entschieden. Dann mag das so sein. Aber dann sollte der Text, versehen mit dem deutlichen Vermerk „Entwurf“, den wirklich Betroffenen zur Kenntnis gebracht werden! Also im Sinne „Hier ist der Text, um den wir gemeinsam ringen. Er ist noch nicht fertig. Aber macht euch selbst ein Bild und seid nicht abhängig von dem, was andere hineininterpretieren.“
Verschiedene Aspekte sollen noch von den zuständigen Dikasterien des Heiligen Stuhls geklärt werden. Vielleicht liegt hier ja die Chance, doch noch zu einer zur Botschaft Jesu passenden Lösung zu kommen. Bei der Lösungssuche kann der offene Dialog mit den konfessionsverbindenden Paaren, ihren Familien, Gemeinden und Seelsorgern hilfreicher sein, als manche medialen und kirchenpolitischen Schachzüge einiger Bischöfe und vatikanischer Behördenmitarbeiter. Was alle angeht, sollte auch von allen besprochen werden. Der Heilige Geist wirkt auch im Volk Gottes. Der ausstehenden Entscheidung des Lehramtes kann diese Diskussion nach allen Verwirrungen der letzten Wochen nur guttun.
Im Brief von Erzbischof Ladaria heißt es auch: „Insbesondere erscheint es angebracht, dem Diözesanbischof das Urteil über die Existenz einer "drängenden schweren Notlage" zu überlassen.“ Diesen Satz sollte man nicht überlesen, kann er doch nichts Anderes als eine Stärkung der Stellung der Ortsbischöfe bedeuten. Da die meisten der deutschen Ordinarien der Handreichung zugestimmt haben, bleibt zu wünschen, dass diese nun in ihren jeweiligen Jurisdiktionsbezirken ein entsprechendes Handlungskonzept umsetzen. Das wäre durchaus im Sinne der betroffenen Menschen, die sich zumeist ihr Urteil längst gebildet haben und auf ihre Weise mit Christus weitergehen.
für den Katholikenrat im Bistum Magdeburg
Dagobert Glanz
Vorsitzender