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Schuld sind immer die anderen

Ökumenischer Kreuzweg „Via crucis“ durch Magdeburg

Mehr als 350 Menschen folgten am frühen Palmsonntagabend dem Kreuz durch die Innenstadt Magdeburgs. „Ehrlich, machen wir uns da nicht irgendwie lächerlich? Sollte Religion nicht Privatsache sein, jeder nach seiner Facon selig werden dürfen, aber bitt nicht so laut?“, fragte stellvertretend für die Teilnehmer der Vorleser aus der St. Sebastian Gemeinde. Aber selbst wenn, gingen sie weiter, wie Jesus weiter ging, jenem Punkt entgegen, der den Lauf der Welt verwandelte.

Der ökumenische „Via crucis 2018“ hat in Magdeburg Tradition. Landesbischöfin Ilse Junkermann, Bischof Dr. Gerhard Feige, Superintendent Stephan Hoenen,  Dechant Pater Andreas,        Domprediger Jörg Uhle – Wettler,  Dompropst Reinhold Pfafferodt und Boris Ustimenko als Vertreter der russisch-orthodoxen Gemeinde begleiteten das Kreuz vom Katharinenturm zum Dom.

An den verschiedenen Stationen wurde der wandelnden Stadtgeschichte gedacht, aber auch der Bezug zu den internationalen Krisenherden und den heutigen gesellschaftlichen Problemen in unserer Region wurden nicht vergessen.

„Es kann passieren, dass die Wahrheit nicht mehr zählt. Wie schnell das manchmal geht. Aus Vermutungen werden Gerüchte und dann ganz schnell alternative Fakten. Wen kümmert die Wahrheit, die so selten schwarz weiß gezeichnet ist. Wer ist bereit, zu differenzieren? Wie schnell wird aus einem Einzelfall ein Generalverdacht. Und dann sind sie eben an allem schuld: alle, die anders sind. Damals die Katholiken oder die Protestanten, die Juden,  dann die Ossis oder die Wessis, immer wieder die Ausländer, die Muslime, … eben die anderen.“

Bischof Feige machte in seinen einleitenden Worten deutlich, dass ein Kreuzweg immer auch ein Weg der Hoffnung ist, auch wenn wir zweifeln. „Auch uns stellst Du die Frage, die du einst deinen Freunden gestellt hast, Herr: „Ihr aber – für wen haltet ihr mich?“  Ist unsere Antwort manchmal auch zaghaft und unsicher, so wollen wir Dir heute auf dem Weg des Kreuzes durch unsere Welt, durch unsere Stadt folgen. Wir glauben, du bist unser Erlöser und unter uns gegenwärtig – hier und heute,  unter uns als pilgernde Kirche, voller Glauben und gleichzeitig nicht ohne Zweifel, beschenkt mit deiner Verheißung und doch auch fragend und suchend.“

Deshalb forderte er die Teilnehmer auch auf „ganz persönliche Sorgen und Nöte, Zweifel und Ängste“ vor ihn zu tragen. „Wir wollen diesen Weg gehen – in unserem manchmal so kleinen Glauben und Vertrauen, dass Du das Leid der Menschen kennst - und trägst - und aushältst, ja, dass Du dieses Leid wandeln kannst - in deiner Auferstehung.“

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