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„Gott traut uns eigene Lösungen zu“

"Schöpferische Minderheit ausbuchstabieren" - Auftaktveranstaltung in Halle zur „pastorale! 2019“

Die erste von drei Auftaktveranstaltungen zur Fachmesse und Ideenbörse „pastorale!“  brachte in Halle (Saale) mehr als 80 Vertreterinnen und Vertreter aus dem Bistümern Dresden-Meißen, Magdeburg und Erfurt zusammen, um gemeinsam den Begriff schöpferische Minderheit auszubuchstabieren.  Bischof Dr. Gerhard Feige sieht die Diasporasituation als große Chance. „Wir sind ein wirkliches Original und haben es nicht nötig, andere Ortskirchen nachzuahmen. Wir sind nicht grund- und absichtslos in diese Situation Ostdeutschlands gestellt.“ Kirche sei nicht mehr nur da, wo ein Priester ist, sondern überall dort, wo Christen miteinander beten, feiern, ihren Glauben leben und sich für Menschen einsetzen. Kirche ereigne sich überall da, wo Menschen mit Gott in Berührung kommen.

Dagobert Glanz, Vorsitzender des Katholikenrates des Bistums Magdeburg, und Stephanie Hauck, Geschäftsführerin des Katholikenrates des Bistums Dresden-Meißen nannten die Diaspora-Situation der Christen den „Normalfall des Glaubens“. „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen und mancher Widerstände gegenüber notwendigen Blickwechseln“, so Bischof Feige, „ kann man immer wieder nur staunen, wie begnadet und kreativ doch auch eine „kleine Herde“ von gläubigen Christen sein kann: in geistlichen und katechetischen Belangen, im Erziehungs- wie im Bildungsbereich, kulturell und politisch oder in der Sorge um Notleidende und Bedürftige, Benachteiligte und Ausgegrenzte.“

In verschiedenen Foren konnten sich die Teilnehmenden der Tagung zu einigen Thesen austauschen. In den intensiven Diskussionen änderten die Teilnehmer auch ihren Blickwinkel. Vom Träumer über den Kritiker bis hin zum Realisten. „Ist die ‚schöpferische Minderheit‘ nicht eher eine erschöpfte Minderheit?“  wurde genauso gefragt wie „wo und wie können wir der Kirche ein Gesicht geben?“ . Dabei betonte der Bischof: „Gott traut uns durchaus auch eigene Lösungen zu.“

Dazu seien jedoch neue pastorale Ansätze erforderlich. So müssten sich die Pfarreien als „großräumige Netzwerke» verstehen, in denen die darin befindlichen Gemeinden, Einrichtungen und Initiativen «Knotenpunkte» seien, an denen die christliche Botschaft besonders konkret gelebt werde. Angesichts der rückläufigen Priesterzahl  müssten noch mehr Laien als bisher Verantwortung auch an der Leitung übernehmen.  

Bischof Feige rief dazu auf, die Präsenz der Kirche auch außerhalb ihrer Gemeinden wahrzunehmen. Er  nannte Kindertagesstätten, Schulen, Sozialstationen, Kliniken und Pflegeheime sowie Suppenküchen, Sozialkaufhäuser und Akademien in kirchlicher Trägerschaft. Kirche könne überdies in Lebenswendefeiern für ungetaufte Jugendliche oder auf Weihnachtsmärkten präsent sein.

Jesuitenpater Philip Geister, Rektor des Newman-Instituts in Uppsala, berichtete von seinen Erfahrungen aus der Minderheitensituation der Katholiken in Schweden: „Schöpferische Minderheit – schwedische Erfahrungen“.  Auch für ihn ist Diaspora eher Chance als Anlass zur Traurigkeit. Er regte an, die Handschrift Gottes in unserem Tun und Handeln zu suchen. „Gott hat uns nicht ans Messer geliefert, sondern in diese Situation berufen, zum Heil der Welt.“ Ausgang aller Überlegungen müsse die Frage sein: Was will ICH mit meinem Leben tun? Was meine ich, was der Herr möchte, dass ich tue? Das Zweite Vatikanische Konzil habe die Berufung jedes Christen zur Heiligkeit betont. Die Frage sei daher nicht, „was wir tun müssen“ um die Situation zu verbessern, sondern eher die Frage „wer sollten wir sein“.  Die Authentizität einzelner in ihrem unaufdringlichen Glaubenszeugnis und täglichem Handeln seien das, was Menschen überzeuge.

In einer anschließenden Podiumsdiskussion erörterten Pater Geister, Bischof Feige und Prof. Dr. Regina Radlbeck-Ossmann von der Martin-Luther Universität die Thesen der Referenten.

Die nächste Auftaktveranstaltung findet am 4. April in Zwickau statt zu dem Thema „Was bleibt, wenn alle gehen? – Herausforderungen im ländlichen Raum.“

Die vom 19. Bis 22. September 2019 in Magdeburg geplante „pastorale!“ ist ein Ort, an dem katholische Verbände und  Initiativen Ostdeutschlands großräumige Netzwerke und Knotenpunkte der Vernetzung ausbauen und vertiefen können, aber auch Stärkung für ihr Handeln erleben können.

(sus/kna)

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