Reden kann bewegen
Zum 25. Geburtstag der Telefonseelsorge Magdeburg las Viktor Staudt aus seinem Buch
Das Motto der Telefonseelsorge „Reden kann bewegen“ gehört auch zu den großen Appellen von Viktor Staudt. Am 12. November 1999 hat er sich vor einen Zug geworfen und überlebt. Ohne Beine. Seitdem fährt er im Rollstuhl durchs Leben. Anfänglich noch in der Depression gefangen, aber dann lernt er reden, in der Gruppe mit einem Therapeuten.
In seinem Buch „Die Geschichte meines Selbstmords“ erzählt der gebürtige Holländer von seinem Leben. Alles in schwarz-weiß, auf der Suche nach der Ruhe in der Finsternis, träumte er von der bunten Welt, die er erahnen, aber nicht kennenlernen konnte. Erst eine gute Hausärztin diagnostiziert seine Depression, verschrieb ihm Antidepressiva und riet ihm zur Therapie. Viktor weiß auch, dass Einsamkeit tödlich sein kann, deshalb rät er: „Einfach drüber reden, dann gibt es zumindest die Hoffnung, dass die Einsamkeit weggenommen wird.“
Mit seinem Buch und seinen Vorträgen will Viktor nicht nur über das Problem Depression und Suizid reden, er will zeigen, dass es attraktive Alternativen geben kann. Wenn es so ein Buch damals schon gegeben hätte, „dann hätte ich mir aus reiner Neugier die Zeit genommen, diese Geschichte zu lesen“, sagt er, „um erst dann eine Entscheidung zwischen Leben und Tod zu fällen.“
Die Leiterin der Magdeburger Telefonseelsorge, Pfarrerin Anette Carstens, freute sich, dass Viktor Staudt den Weg nach Magdeburg gefunden hat und dieses Jubiläum mitfeierte. „Die Erfahrungen können uns ganz viel Kraft geben.“ Denn die Telefonseelsorge ist für alle Menschen 24 Stunden am Tag erreichbar. 65 ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stehen zu Gesprächen bereit. Sie hören zu, sie interessieren sich für ihre Gedanken und suchen mit ihnen nach Lösungen.
Alle Hilfe, die Telefonseelsorge gewährt, zielt auf Ermutigung zum Leben und auf die Befähigung, Lebenskrisen zu bewältigen ab.
Die Träger dieser Arbeit sind der Evangelische Kirchenkreis Magdeburg und das Bistum Magdeburg. Unterstützt wird die Arbeit durch die Stadt Magdeburg, das Land Sachsen-Anhalt sowie durch die Kirchenkreise und Landkreise im Norden Sachsen-Anhalts und verschiedene Institutionen und private Förderer. Wenn auch Sie bei der Telefonseelsorge in Magdeburg mitarbeiten wollen: am Samstag, 24. November findet ein Kennlerntag in der Räumlichkeit der Telefonseelsorge statt. Anmeldung unter ts-md@t-online.de .
Im Januar startet ein neuer Ausbildungskurs, zu dem Sie sich am Kennlerntag umfassend informieren können.