Wir haben versagt
Bistumsleitung zur Veröffentlichung der MHG-Studie
Zur Veröffentlichung der MHG-Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ und erste Einschätzungen aus dem Bistum Magdeburg
Generalvikar Dr. Bernhard Scholz und mit ihm alle Vertreter des Bistums Magdeburg zeigten sich auf der Pressekonferenz in Magdeburg bestürzt über die Ergebnisse der MHG-Studie, die am Mittag auf der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda veröffentlicht wurden. „Es ist erschütternd“, so Bischof Dr. Gerhard Feige von der Vollversammlung, „was sich in unseren eigenen Reihen abgespielt hat. Offensichtlich haben nicht nur Einzelne versagt, sondern die kirchlichen Rahmenbedingungen dies sogar begünstigt. Großes Unheil ist da angerichtet worden. Wir sind voller Scham und bitten die Opfer um Vergebung.“
„Wir können das Geschehene nicht rückgängig machen und das Leiden der Opfer nicht wegnehmen“, sagte Generalvikar Scholz. „Ich sehe uns als Bistumsleitung aber verantwortlich, Strukturen und Rahmenbedingungen, die den Missbrauch begünstigen, zu erkennen und Maßnahmen zur Veränderung einzuleiten. Die Studie hilft uns Veränderungen voranzutreiben. Prozesse müssen geprüft, Änderungen eingeleitet und Machtstrukturen aufgebrochen werden. Wir wollen aus der Studie lernen und werden unsere Regelungen und Ordnungen, unsere Prävention und unser tägliches Handeln erneut auf den Prüfstand stellen.“
Das Bistum Magdeburg gehörte zu den 10 Diözesen, die für die Studie alle Personalakten von 1946 bis 2014 nach Hinweisen durchgearbeitet haben. Insgesamt wurden dabei für das heutige Bistum alle 677 Akten ausgewertet. Im Bistum gab es in dieser Zeit Missbrauchsfälle bei sieben Priestern und einem Ordenspriester. Fünf der Beschuldigten sind bereits verstorben, bei den drei verbleibenden wurden kirchenrechtliche Schritte eingeleitet und entschieden. Die Straftaten geschahen zwischen 1953 und 1991.
Nicht in die Studie eingeflossen sind drei Fälle von Kinder-und Jugendpornographie. Auch in diesen Fällen wurden neben den strafrechtlichen auch kirchenrechtliche Verfahren eingeleitet. Bis auf den letzten Fall, der noch in Rom bearbeitet wird, sind alle abgeschlossen. Diese Straftaten geschahen zwischen 2005 und 2017.
Im Bistum Magdeburg haben sich 18 Betroffene von sexuellem Missbrauch durch Kleriker gemeldet. Davon sind acht männlich und zehn weiblich. „Wir gehen aber davon aus, dass die Zahl der Betroffenen noch höher sein kann“, so Ordinariatsrat Thomas Kriesel als zuständiger Personalreferent für das Bistum. „Wer durch die Veröffentlichung der Studie an erlittenes Leid erinnert wird, möge sich bitte bei unserem Beauftragten oder dem bundesweit geschalteten Beratungstelefon melden.“
Inzwischen gibt es verbindliche Maßnahmen im Bereich der Prävention. Seit 2012 nahmen im Bistum alle im aktiven Dienst befindliche Priester an einer Grundlagenschulung teil. Auch Diakone und andere pastorale Mitarbeiter wurden geschult. Viele Mitarbeiter haben vertiefende Kurse absolviert. In den Kitas und caritativen Einrichtungen sind diese Präventionsschulungen ebenfalls Pflicht.
Zudem wurden institutionelle Schutzkonzepte erarbeitet. Pfarreien, die noch kein Konzept vorgelegt haben, sind angewiesen, dies bis Ende 2018 zu tun. Sie werden dabei von der Präventionsbeauftragten des Bistums, Lydia Schmitt, und der AG Prävention unterstützt. Auf der Internetseite www.bistum-magdeburg.de stehen alle wichtigen Hinweise rund um das Thema Prävention unter dem Motto: „Augen auf – Hinsehen und schützen“.
„Wir stellen uns der Verantwortung und sehen den Kampf gegen sexuellen Missbrauch Minderjähriger als bleibende Aufgabe. Aber die Tage unseres Versagens müssen vorbei sein“, betont Generalvikar Scholz. „Wir müssen bei diesem gesamtgesellschaftlichen Problem alle mithelfen und genau hinschauen. Wir werden in unserem Handeln nicht nachlassen und niemals mehr den Täter- vor den Opferschutz stellen.“