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Dialogbereit zum Wohl der Menschen

Zum Tod von Kardinal Karl Lehmann

Gott, der Herr über Leben und Tod, hat seinen treuen Diener, Kardinal Karl Lehmann, zu sich heim gerufen. Im tiefen Glauben an den gnädigen Gott ist er verstorben. Ein großer Theologe, Bischof und Menschenfreund geht von uns. „Wir haben einen äußerst liebenswürdigen, freundlichen und hochintelligenten Menschen verloren“, so Bischof Dr. Gerhard Feige. „Er war der ostdeutschen Kirche und ihrer besonderen Diasporasituation sehr verbunden. Die Zusammenführung der beiden deutschen Bischofskonferenzen nach der Wende hat Kardinal Lehmann maßgeblich vorangetrieben.“

Weit über zwanzig Jahre hat Lehmann die Geschicke der Deutschen Bischofskonferenz als deren Vorsitzender geleitet, mit Herzlichkeit und Offenheit, vor allem mit Lust an der theologischen Debatte. „Ich selbst habe ihn von 1999 bis 2016 in der Bischofskonferenz erleben dürfen“, so der Magdeburger Bischof, „und war von seiner Intelligenz und gleichzeitigen Bescheidenheit sehr beeindruckt.“

Noch im letzten Jahr hat er Bischof Feige ausführlich zur Einschätzung der Reformation geschrieben. Seine Rede zum Dialog der Konfessionen im vergangenen Jahr in Zeitz im Rahmen der Julius-Pflug-Ausstellung konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr persönlich halten. Aber sie wurde in seinem Namen verlesen.

Karl Lehmann blieb Zeit seines Lebens Professor der Theologie. „Es war erstaunlich, mit welchen Vorträgen und Ideen er die Bischofskonferenz immer auf dem Laufenden der Forschung hielt“, erinnert sich Bischof Feige.  Alle wissenschaftlichen Traktate hatten zum Ziel, in Zeiten des Umbruchs wegweisend den Menschen Zuversicht zu schenken. Das hat ihm auch großen Respekt in der Politik und bei vielen gesellschaftlichen Gruppen eingebracht.

Kardinal Lehmann hat in der Deutschen Bischofskonferenz Höhen und Tiefen erfahren. Es ging ihm immer wieder um die Frage, wie eine menschendienliche und zugleich traditionsverpflichtete Kirche beschaffen sein sollte. Die persönliche Wertschätzung, die er jedem Gesprächspartner gegenüber zeigte, sein unglaubliches Gedächtnis – Karl Lehmann vergaß nichts – und seine theologische Weite waren glückliche Jahre für die Bischofskonferenz. 1993, 1999 und 2005 wurde Karl Lehmann im Amt als Vorsitzender bestätigt, bevor er sich 2008 aus gesundheitlichen Gründen von diesem Amt zurückziehen musste. Es wäre nicht Karl Lehmann gewesen, hätte er dann nicht den Vorsitz der Glaubenskommission unserer Konferenz für mehrere Jahre übernommen.

In die Amtszeit von Kardinal Lehmann fallen so schwierige Momente wie die „Kölner Erklärung“ von 1988, das Ringen um den richtigen Weg in der Schwangerenkonfliktberatung und das Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Besonders glückliche Momente waren für Karl Lehmann die Wiedervereinigung der beiden getrennten Bischofskonferenzen in die erste gesamtdeutsche Bischofskonferenz, die 1991 zusammentrat. Die ökumenische Annäherung war ihm ein – theologisches und geistliches – Herzensanliegen. Nicht selten hat er sich dazu in vertraulichen Runden mit den Verantwortlichen der Evangelischen Kirche in Deutschland getroffen.

Der Verstorbene, 1963 in Rom von Kardinal Julius Döpfner zum Priester geweiht, war stets vom Aufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils geprägt. Als Assistent von Karl Rahner konnte er das Geschehen und das Ringen um Positionen aus nächster Nähe miterleben. Karl Lehmann machte sich zur Lebensaufgabe, das Konzilserbe zu wahren und dafür zu werben. In stürmischen Zeiten stand er fest im Glauben, so wie es sein bischöflicher Wahlspruch ausdrückt, den er mit der Bischofsweihe 1983 annahm: „State in fide - Steht fest im Glauben“ (1 Kor 16, 13). Ja, Karl Lehmann konnte nichts in seinem Glauben erschüttern.

Mit dem Tod von Karl Lehmann verliert die Kirche in Deutschland eine prägende Gestalt und unser Kontinent einen überzeugten Europäer. Gerade in den acht Jahren als Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen hat sich Kardinal Lehmann für Völkerverständigung und Aussöhnung, Brückenbau und Dialog unermüdlich eingesetzt.

Kardinal Lehmann war ein beeindruckender Mensch und vorbildlicher Geistlicher, dessen Engagement und Arbeit national und international ungezählte Ehrungen erfuhren. Vor allem war Karl Lehmann Priester, Seelsorger und Bischof, ein begnadeter Theologe und ein guter Freund. „Die theologische Finesse wird uns ebenso fehlen, wie seine kantigen Wortmeldungen. Karl Lehmann war ein katholischer Weltbürger, auskunftsfähig zu allen Themen der Zeit. Wir trauern um einen großartigen Menschen, eine wegweisende Persönlichkeit und einen gläubigen Katholiken, der sein Leben ganz nach Gottes Plan für ihn lebte und sich hingebungsvoll dem Auftrag Christi und seiner Botschaft gewidmet hat“, so der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

Der frühere Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann ist im Alter von 81 Jahren nach Angaben des Bistums am Sonntagmorgen, 11. März 2018, in seinem Haus in Mainz verstorben. Er hatte im Herbst vergangenen Jahres einen Schlaganfall erlitten.

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