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Weihnachten – hautnaher geht es nicht

Pontifikalamt mit großer Pastoralmesse in G-Dur in der Kathedrale St. Sebastian

Einen Weihnachtsgottesdienst, der alle Sinne und den Verstand berührt hat, boten der Kathedralchor, Mitglieder der Magdeburgischen Philharmonie und Gesangssolisten unter der Leitung von Kathedralmusiker Matthias Mück sowie Bischof Dr. Gerhard Feige am 1. Weihnachtsfeiertag. Die Große Pastoralmesse in G-Dur des deutschen Kirchenmusikers  Karl Kempter  (1819-1871) erzeugte mit dem zusätzlichen Einsatz von Bläsern und Pauken einen besonders festlichen Charakter.  Man konnte den Seufzer der Schöpfung in der Magdeburger Kathedrale St. Sebastian förmlich hören.

In seiner Predigt ging Bischof Feige auf die Menschwerdung Gottes ein. „Er hat sich voll und ganz auf unsere menschliche Wirklichkeit eingelassen: auf Geburt und Tod, auf Armut, Hunger und Schmerzen, auf Freuden und Leiden.“ Im Gegensatz zu dem „deus ex machina“, dem in antiken Theateraufführungen erscheinenden „Gott aus der Maschine“, der alle Verwicklungen, Streitigkeiten und Ungeklärtheiten der Spielhandlung mit einem Machtwort beseitigte, ist Jesus alles andere als spektakulär in unsere Welt gekommen. „Unser Gott ist in Jesus Christus gewissermaßen einen Weg der „Karriere nach unten“ gegangen. Dieser ist nicht nur selbst unter ärmlichsten Bedingungen zur Welt gekommen. Er hat sich in seinem kurzen Leben auch vor allem mit denen umgeben, die arm, verachtet und ausgegrenzt waren. „Incarnatus est“: hautnaher geht es nicht – und auch nicht erniedrigender“, so Feige.

Weihnachten sei nichts für Zuschauer, so der Bischof. „Wir selbst stehen sozusagen mitten auf der Bühne. Es geht um uns! Gott kommt von innen, pocht an unsere Tür, meldet sich in unseren persönlichen Empfindungen, in den Fügungen unseres Lebens. Er meldet sich vor allem in jedem Menschen, dem wir begegnen. Seit seiner Menschwerdung kommt Gott in jedem Bruder und in jeder Schwester auf uns zu. Seine Herbergssuche fordert uns ganz konkret heraus: „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen“, heißt es in dem bekannten Gerichtsgleichnis von Matthäus (Mt 25, 35). So manche, die ihr Herz öffnen, werden vielleicht einmal erstaunt sein, wie oft sie Christus in anderen begegnet sind.“

Doch so sehr „wir auch glauben und erfahren, dass mit ihm das Heil in die Welt gekommen ist, so sehr erfahren wir auch, dass da noch so viel aussteht. Nach wie vor seufzt die Schöpfung und wartet darauf erlöst zu werden. Nach wie vor geht es ungerecht und lieblos in unserer Welt zu. Nach wie vor ist nichts vollkommen und wirklich heil.“

Hier verweist der Bischof auf eine Übereinstimmung mit den gläubigen Juden, „die uns darauf hinweisen, dass der Messias erst dann endgültig gekommen ist, wenn es keine Bosheit, kein Leiden und keine Sinnlosigkeit mehr gibt.“

Auch deshalb feiern wir Weihnachten! Denn so haben „wir jedes Jahr die Möglichkeit, einen zentralen Satz unseres Glaubensbekenntnisses tiefer bei uns ankommen zu lassen: „Incarnatus est – er hat Fleisch angenommen“. Wir feiern, dass Gott in unserer Welt angekommen ist  – damals in Palästina. Wir vergewissern uns, dass er mitten unter uns ist – hier und heute, in diesem Gottesdienst, in jedem und jeder von uns. Und wir strecken uns sehnsüchtig und hoffnungsvoll nach seiner endgültigen Ankunft aus. Das kann uns helfen, auch jetzt schon voll Freude in dieser Welt zu leben.“

Predigt von Bischof Dr. Feige am 1. Weihnachtstag

(sus/Sperling)

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