Die Gaben der Anderen
Christlichen Kirchen feiern 40-jähriges Bestehen der ACK Sachsen-Anhalt
Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, kurz ACK, in Sachsen-Anhalt luden die Verantwortlichen der Kirchen zu einem ökumenischen Gottesdienst in die Kathedrale St. Sebastian zu Magdeburg ein. Musikalisch begleitet wurde dieser von Friederike Heckmann und Johann Friedrich Röpke an Querflöte und Orgel.
Durch sie wurde das eine zentrale Thema des Gottesdienstes untermalt. Das Lied „Strahlen brechen viele aus einem Licht“ zog sich wie ein Band durch die liturgische Feier und signalisierte die Verbundenheit der Kirchen durch den Glauben. Um dieses auch bildlich zu signalisieren, gestalteten die Vertreter der Kirchen, ausgehend von der Osterkerze, eine Sonne aus verschiedenfarbigen Stofftüchern.
Das zweite zentrale Thema wird in der Predigt von Bischof Dr. Gerhard Feige, bezogen auf das Lukasevangelium, geschildert. „Ist Demut die Grundlage für unser Miteinander in der Ökumene?“ Mit dieser Frage knüpfte Feige an das im Evangelium geschilderte Hochzeitsmahl an. „Als Gäste bei seinem Hochzeitsmahl haben wir bei ihm so viel Ansehen, dass wir uns keine Sorgen um uns selbst machen müssen.“ Durch das Zurücknehmen der eigenen Person und der eigenen absoluten Wahrheit resultiert eine Demut gegenüber dem Anderen. Wir sind „dazu befreit, einander wahrzunehmen und zu achten. Dazu gehört zum Beispiel der Austausch unserer Gaben.“ Auch der jeweils eigene Glaube kann davon profitieren. „Sich von deren Stärken und Schätzen anregen zu lassen, könnte das eigene Glaubensleben wesentlich bereichern.“
Demütig zu sein hieße aber auch, dem Anderen mit den eigenen Gaben zu dienen. „Darin spiegelt sich etwas von der Hingabe Gottes an uns.“ Sowohl im Gebet, als auch im Handeln sollten wir der Lösung: „Tun, was eint.“ folgen. „Bedenkenswert ist dabei ja, dass Jesus zwischen der Einheit und Liebe der Glaubenden und einer erfolgreichen Verkündigung des Evangeliums eine tiefe Beziehung sieht.“
Bezüglich des einig seins, der Ökumene, findet Feige in Bezug auf Sachsen-Anhalt lobende Worte: „In Deutschland – kann man sagen – ist die ökumenische Lage sogar besser als anderswo: sowohl im offiziellen Verhältnis als auch in den persönlichen Kontakten vor Ort. Daran hat die ACK Sachsen-Anhalt einen großen Anteil.“ Jedoch gibt Feige auch zu: „Neben Christen, die ökumenisch aufgeschlossen, begeistert und engagiert sind, gibt es auch solche, für die Ökumene weiterhin ein Fremd-, Reiz- oder sogar Unwort ist.“
Dennoch sei die ACK Sachsen-Anhalt auf einem guten Weg, da sie sich bewusst ist, „dass wir alle Gäste beim Hochzeitsmahl Jesu Christi sind. Wir sitzen sozusagen an einem Tisch, und er ist der Gastgeber.“ Diese Erkenntnis ermutige, „in Wort und Tat gemeinsam vom Evangelium Zeugnis zu geben.“
Im Anschluss an den Gottesdienst waren alle Anwesenden ins Roncalli-Haus zu einem Festprogramm eingeladen, um Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger zum Thema: „Die ACK als impulsgebende Kraft der multilateralen Ökumene im Austausch der Gaben“ reden zu hören. Hierbei nannte er aus seiner persönlichen, katholischen Sicht Gaben der verschiedenen Konfessionen, die er als Schatz auffassen kann.
So bewundert Schwerdtfeger beispielsweise die orthodoxe Kirche für ihr besonderes Augenmerk auf den Geist des Auferstandenen. Die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen hingegen schätzt er für ihr Vertrauen in das Wort Gottes und dessen Umsetzung im Alltag. Als gelebte Verbindung zwischen Architektur und Glaube nennt der Weihbischof die Herrnhuter Brüdergemeinde. Diese ließen den kirchlichen Raum „zu einem offenen Ort des gemeinsamen Lebens und Glaubens“ werden. Auch dies sei ein „wesentlicher Teil der Kirche“. Eine Konfession, deren Gaben besonders für die Region Sachsen-Anhalt von Bedeutung sein könnte, ist die armenische-apostolische Kirche. Schon immer sei sie eine Diasporakirche und habe trotzdem überlebt. Für den persönlichen Glauben kann der Versuch unternommen werden, die Schätze der anderen Konfessionen mit in den eigenen Lebensalltag einzubeziehen.
Dem Vortrag folgte eine Gesprächsrunde, in der sich die Vertreter der Konfessionen zu den Fragen: „Welche Schätze hält meine Kirche für das Christentum bereit?“ und „Was haben wir von der ACK gelernt und was können wir noch verbessern?“ äußerten. So schätzt Bischof Feige an der katholischen Kirche die Internationalität und die „Einheit in Vielfalt“. Seine Kirche sei, auch wenn es teilweise nicht so wirke, weder genormt noch zentralisiert. „Der Begriff katholisch ist nicht eng gefasst, sondern bietet eine große Weite.“, so Feige. Durch die ACK, besonders in Sachsen-Anhalt, habe er gemerkt, dass es im Miteinander nicht einfach nur um ökumenische Themen gehe, sondern um einen unbedingt notwendigen Austausch. Nicht nur die katholische, sondern auch die evangelische Kirche sei mit der Situation konfrontiert, dass sie hier in der Minderheit ist. Aus diesem Grund sei Ökumene existenziell.
Den Abschluss des Tages bildete ein kurzes Resümee des Hildesheimer Weihbischofs. Aus den Statements und Gesprächen sei hervorgegangen, dass sich die Anwesenden bewusst sind, dass „Ökumene als Dienst am Glauben“ wahrgenommen werden kann. Auch darf sie nicht als zusätzliche Last, sondern als Bereicherung empfunden werden. Es sei die Aufgabe der ACK, miteinander zu lernen und mit den jeweils eigenen Gaben Zeugnis für den Glauben zu geben. (TT)