Bischof würdigt armenisches Christentum und erinnert an Völkermord
Delegation der Bischofskonferenz zur Weihe des neuen armenischen Bischofs für Deutschland in Etschmiadsin
Der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gerhard Feige (Magdeburg), hat die guten geschwisterlichen Beziehungen zwischen der Armenischen Apostolischen Kirche und der katholischen Kirche in Deutschland gewürdigt. Anlässlich der Weihe des neuen Bischofs und Primas der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland, Bischof Serovpé Isakhanyan, hob Bischof Feige den tiefen christlichen Glauben im armenischen Volk hervor, der eine lange Tradition habe und bis in die Anfänge des Christentums zurückreiche. Der neue armenische Bischof wurde am 12. Mai in der Kathedrale von Etschmiadsin nahe der armenischen Hauptstadt Yerevan geweiht. Bischof Feige und Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger (Hildesheim) nahmen als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz an der Weiheliturgie mit dem Obersten Patriarchen und Katholikos aller Armenier, Karekin II., teil.
In seinem Grußwort bei der Begegnung mit Katholikos Karekin II. erinnerte Bischof Feige an die Erklärung, die anlässlich der 1700-Jahr-Feiern der Armenischen Kirche im Jahre 2001 vom Katholikos und Papst Johannes Paul II. unterzeichnet wurde. „Sie sprechen in Ihrer gemeinsamen Erklärung von damals auch die dunklen Zeiten in der Geschichte des armenischen Volkes an, die als ‚der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts‘ in die Geschichtsschreibung eingegangen sind. Bis heute stehen wir tief erschüttert vor dieser Tragödie. Unfassbar ist das Leid, das die Deportation von hunderttausenden, ja bis zu anderthalb Millionen Armeniern, Syrern, Assyrern und Pontos-Griechen aus ihren Heimatgebieten in der heutigen Türkei bedeutete. Fassungslos macht uns gerade als deutsche Bischöfe auch der Umstand, dass die Regierung des Deutschen Reiches aus Machtkalkül zu diesen Ereignissen geschwiegen hat“, so Bischof Feige. Vor diesem Hintergrund würden sein Besuch an der Gedenkstätte des Genozids und das Gebet für die Opfer von besonderer Bedeutung sein. Der Blick auf „den gekreuzigten und auferstandenen Herrn kann die Kraft und den Mut schenken, nicht in der Erinnerung an vergangenes Leid, so unerlässlich sie ist, zu verharren. Der Glaube an Christus kann Vergebung und Aussöhnung ermöglichen. Dies verlangt freilich auf Seiten der Nachkommen der Täter Einsicht in die Schuld der Vergangenheit und ehrliches Bedauern“.
Mit Blick auf das ökumenische Gespräch betonte Bischof Feige, dass Offenheit und Verständnis füreinander unerlässlich auf dem Weg zu einer immer volleren Gemeinschaft unter den Christen seien. „Nur in solchem Geist wächst die Wertschätzung für den Reichtum, den unsere unterschiedlichen Traditionen bergen.“ Damit junge Menschen diese Haltung einüben können, fördere die Deutsche Bischofskonferenz mit einem eigenen Stipendienprogramm orthodoxe und orientalisch-orthodoxe Theologinnen und Theologen.
Den neuen Bischof der armenischen Kirche in Deutschland würdigte Bischof Feige als einen seit vielen Jahren verlässlich und ökumenisch engagierten Vertreter. „Ich bin überzeugt, dass Bischof Serovpé Isakhanyan seiner Diözese ein guter Vorsteher und Hirte sein wird und dass auch in Zukunft die vertrauensvollen Kontakte zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und der Armenischen Kirche in Deutschland festen Bestand haben werden.“
Grußwort von Bischof Dr. Gerhard Feige zum download