Das Kreuz gehört zur Stadt
Ökumenischer Kreuzweg "Via Crucis" zieht durch die Magdeburger Innenstadt
Am Abend des Palmsonntags folgten mehr als 400 Menschen dem Kreuz durch die Innenstadt Magdeburgs. Zum traditionellen ökumenischen Kreuzweg „Via Crucis“ luden Bischof Dr. Gerhard Feige, Superintendent Stephan Hoenen, Dechant Pater Andreas Struck, Domprediger Jörg Uhle – Wettler, Dompropst Reinhold Pfafferodt und Vertreter der christlich-orthodoxen Gemeinden Magdeburgs ein. An den verschiedenen Stationen wurde der wandelnden Stadtgeschichte gedacht, aber auch der Bezug zu den heutigen gesellschaftlichen Problemen in unserer Region wurden nicht vergessen.
Gestartet wurde mitten in der Magdeburger Innenstadt am Katharinenturm. Hier stand einst die Katharinenkirche. Seit dem 2. Weltkrieg fehlen die Silhouetten von vier Altstadtkirchen im Stadtbild der Landeshauptstadt. Welchen Platz haben Kirchen überhaupt noch in dieser Stadt?
Bevor das schlichte Holzkreuz durch die Straßen und Gassen getragen wurde, gab Pater Andreas ein paar Fragen mit auf den Weg: „Ist das Kreuz ein Zeichen von Macht und Größe oder einer unattraktiv gewordenen Geisteshaltung? Ist es ein Relikt eines verblichenen Glaubens oder bloß ein Stück Holz? Wir tragen das Kreuz durch die Stadt, weil wir glauben, dass es zu dieser Stadt gehört.“
Am Alten Markt vor dem Magdeburger Reiter war die nächste Station. Seit Jahrhunderten ein Ort des Handels und auch der Versammlung der Bürger, ein Ort politischer Entscheidungen. Dann ging es weiter zum Prämonstratenserberg. Die weiten Flächen lassen erahnen, dass hier in der Mitte der Stadt etwas fehlt. Die Bomben des Krieges haben riesige Lücken hinterlassen. Später sollte diese Stelle sozialistisch neu aufgebaut werden, mit einem Hochhaus, dass den Dom überragen sollte. Aber die Geschichte dieser Stadt verlief anders. „Auf Schritt und Tritt begleitet uns die Geschichte der Stadt, die oft geprägt von Verstrickung in Schuld und Ohnmacht, von Ablehnung bestimmter Menschen, aber auch von Gottvergessenheit ist.“
Weiter ging es zum Hundertwasserhaus, dem Gegenentwurf zu allem Militarismus und zum „Diktat der geraden Linien“. Hier baten die Gläubigen um Stärke, damit ein liebevoller Umgang miteinander gelingen kann. „Nimm den Kleinglauben und die Ängstlichkeit von uns. Hilf, den nicht leichten Weg im Mainstream der Meinungen zu gehen.“
Den Abschluss des „Via Crucis“ bildete das Ablegen des Kreuzes in der Kathedrale St. Sebastian mit einer kurzen Meditation zur Absurdität des Todes. „Der Tod bleibt dunkel, aber in der bevorstehenden Karwoche können wir eintauchen in das Geheimnis des Todes, mit unseren Fragen, Ängsten und unserer unstillbaren Sehnsucht nach Leben.“