Wenig hilft viel
Ehrenamtserhebung der Caritas zeigt, dass mit kleinen Beiträgen viel erreicht werden kann
„Wer Gutes tut, spricht meist nicht darüber.“, so Caritas-Präsident Peter Neher. Dies hat sich nun geändert, da die Ergebnisse einer Erhebung die Leistungen der Ehrenamtlichen in den Vordergrund stellen.
Allein im Bistum Magdeburg sind neben den 5.000 festangestellten Caritasmitarbeitern noch einmal so viele Menschen, mehr Frauen als Männer und mehr Alte als Junge, ehrenamtlich tätig. Neben den Bereichen der Behindertenarbeit, Migrations- und Integrationshilfe, liegt der Schwerpunkt der Freiwilligen in unserem Bistum bei der Familien- und Lebenshilfe.
Eine wichtige Institution der Caritas im Bereich Lebenshilfe ist die Magdeburger Bahnhofsmission unter der Leitung von Florian Sosnowski. Unterstützung erhalten die Hauptamtlichen von engagierten Ehrenamtlichen und Praktikanten.
So auch von der Studentin Anna, die an der Bahnhofsmission schätzt, dass hier „alles auf Augenhöhe“ durchgeführt wird. Es freut sie, den Menschen, die obdachlos sind oder aus finanziell schwächeren Verhältnissen kommen, etwas Gutes zu tun. „Es braucht nicht viel, um ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu Zaubern.“
Der Alltag sei laut Anna mit dem eines Haushaltes zu vergleichen. In der Bahnhofsmission haben Menschen die Chance, für wenig Geld etwas zu essen und zu trinken. Sie können aber auch sich und ihre Anziehsachen waschen.
Zu den Aufgaben der Ehrenamtlichen gehört das Zubereiten von Mahlzeiten, das Annehmen von Spenden und natürlich, für die Menschen da zu sein. „Jeder bringt seine eigene Geschichte mit.“, so Anna. Deshalb ist es wichtig, respektvoll miteinander umzugehen. Nicht von jedem kenne sie die Geschichte, trotzdem weiß sie, dass sie jedem etwas Gutes tun möchte. Oft reiche dazu schon ein offenes Ohr oder eine gemeinsame Spielerunde.
Weitere Beispiele für Ehrenamtsarbeit der Caritas im Bistum Magdeburg sind die Stiftung Netzwerk Leben oder das Sozialkaufhaus in Halle/Saale im Stadtteil Silberhöhe. Ohne den Einsatz von Ehrenamtlichen könnten diese sozialen Einrichtungen nicht die Unterstützung leisten, wie sie es jetzt tun.
Um die Ehrenamtlichen auch weiterhin zu motivieren, fordert Klaus Skalitz, Diözesan-Caritasdirektor, eine „hochzentrale Wertschätzung“ gegenüber den Freiwilligen. Zudem sei es die Aufgabe der hauptamtlich Angestellten, den Ehrenamtlichen in ihrem Handeln Sicherheit zu geben.
Bundesweit gehören 75 Prozent der Freiwilligen des katholischen Verbandes eben dieser Kirche an, ein Viertel der Aktiven sind keine Katholiken. Die sieben Prozent ohne deutsche Staatsangehörigkeit zeigen die kulturelle Vielfalt der Tatkräftigen auf Bundesebene. Rund jeder vierte Helfer ist männlich. Etwa drei von fünf Ehrenamtlichen sind älter als 50 Jahre.
Die durchschnittliche Einsatzzeit aller deutschen Ehrenamtlichen beträgt rund 6 Stunden im Monat. Im Jahr 2016, in dem circa 340.000 Engagierte in den Einrichtungen der Caritas aktiv waren, kamen diese Ehrenamtlichen so auf etwa 24 Millionen Einsatzstunden. Die Einsatzstellen mit den meisten Aktiven waren die sozialen Einrichtungen wie Kinder,- Jugend- und Altenhilfe.
Aber auch in Einsatzstellen mit dem Thema Migration sind viele aktiv, wie Neher berichtet: „Mit der Aufnahme von Geflüchteten im Sommer 2015 hat sich gezeigt, dass im Bereich der Migrationsdienste eine große Zahl von Ehrenamtlichen gewonnen werden konnte.“ Hierbei hätte sich jedoch auch bemerkbar gemacht, dass viele zwar ehrenamtlich engagiert seien, sich jedoch nicht von einem Träger vereinnahmt lassen wollen.
Aus diesem Grund sei es wichtig, die Angebote für Ehrenamtliche attraktiv zu gestalten und eine große Breite von Engagement-Möglichkeiten zu schaffen. Das Management und die Koordination von Freiwilligen sollte stets so durchgeführt werden, dass sich die Ehrenamtlichen immer noch selbst organisieren können, und dass dies auch wertgeschätzt wird. „Dann eröffnen sich Chancen, die Vielfalt im Engagement zu nutzen und den Zusammenhalt zu stärken. Denn die Zeit der Menschen ist kostbar, genau wie ihr Ehrenamt“, so Neher.