Vom Blitz getroffen offen für Veränderung
Zum Gedenken an den Bistumsheiligen Norbert von Xanten
Zum Gedenktag des Heiligen Norbert von Xanten, dem Schutzpatron des Bistums Magdeburg, feierten die Gläubigen ein Pontifikalamt unter der Leitung von Bischof Dr. Gerhard Feige, musikalisch begleitet von der Bläserklasse des Norbertusgymnasiums in Magdeburg.
Der Lebensweg des um 1080 geborenen Norbert von Xanten war nicht gradlinig, er hat seine Lebensentwürfe oft über den Haufen geworfen und mit charismatischer Persönlichkeit das Volk begeistert und die Obrigkeit verärgert. Dechant Magnus Koschig griff in seiner Predigt Teile aus Norberts Leben auf und reflektierte sie im 25. Gründungsjahr des Bistums mit der Gegenwart. „Haben wir uns vor 25 Jahren mit der Gründung unseres Bistums übernommen?“, fragt Koschig. Die Tatsachen, dass Ressourcen knapper werden, Gemeinden weiter schrumpfen und kaum mehr junge Männer Priester werden wollen, kämen für viele wie ein Blitz aus heiterem Himmel. „Dabei sind die dunklen Wolken langsam aufgestiegen. Jeder, der es sehen wollte, hat es wahrgenommen.“
Auch Norbert wurde 1115 bei einem Ritt zum örtlichen Damenstift vom Blitz getroffen. „Diese existentielle Bedrohung veränderte sein Leben“, so Koschig. „Er wurde zum Erimiten, der sich selbst und sein Umfeld radikal zu Christus zurückführen wollte. Grenzsituationen – wie der Blitz im Leben des heiligen Norbert oder die Verlusterfahrung, die unseren Gemeinden derzeit zugemutet werden – sind eine Gefahr“, so der Dechant. „Aber sie sind auch eine Chance!“
Grenzerfahrungen stellten alles in Frage und zwingen dazu, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden. „Kirche soll Zeichen des Heils, der Heilung der Welt sein.“ Dem Evangelium solle ein Gesicht gegeben werden und „wir sollen dafür sorgen, dass die Liebe Gottes in Mitteldeutschland Hand und Fuß bekommt.“ Nicht allein die da oben sollten es richten, sondern jeder durch Taufe und Firmung befähigter sei dazu in den Dienst genommen. „Wir sind berufen, unser Leben transparent, durchlässig auf Gott hin zu gestalten, dessen Liebe allen Mensche gelte.
„Norbert lehnte als Wanderprediger jene kirchlichen Strukturen ab, die zu sehr auf Machterhalt und Pfründensicherung ausgerichtet waren. Damit sprach er Vielen aus dem Herzen. Zugleich aber erregte er den Argwohn der Amtskirche.“ „Wer aber Traditionen in Frage stellt“, so der Dechant weiter, „erregt den Argwohn derer, die Angst vor jeder Veränderung haben und jener, die meinen, genau zu wissen, wo Gottes Geist zu wehen hat.“ Dabei müßten wir akzeptieren, dass Gottes Wege oft nicht unsere Wege seien. „Was ist das Zentrum des Glaubens? Ist es wichtiger, an der geschichtlichen Tradition festzuhalten, dass nur zölibatär lebende Männer Priester sein können, oder dafür zu sorgen, dass auch in kleinen Gemeinden Eucharistie gefeiert werden kann? Kann eine menschlich, sozio-kulturell bedingte Norm für alle Zeiten und an allen Orten unwandelbare Gültigkeit besitzen?“
Koschig hält Denkverbote für wenig sinnvoll und auch geistig-geistliche Besitzstände gehörten auf den Prüfstand, wenn es darum ginge, unser Bistum zukunftsfähig umzugestalten. Mitte und Maßstab ist Jesus Christus. Egal, wie die Sozialgestalt unserer Kirche zukünftig aussehe oder auch das Miteinander in der Ökumene, die Empfehlung von Papst Franziskus „sprecht mit dem Herrn und dann geht weiter“ sei beachtenswert. Denn „für dieses „Sprechen mit dem Herrn“ brauchen wir die Kirche, brauchen wir Orte und Menschen, die uns helfen, beim Herrn Rat einzuholen.“
„Wer zum Nachdenken anregt“, so der Dechant weiter, „eckt an.“ Deshalb warnt er auch davor, anderen den Glauben abzusprechen oder an irgendwelchen Etiketten zu kleben. „Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen meistern, vor denen unser Bistum steht. Nur verankert im Herrn erkennen wir, was sein Wille ist: für uns und für Mitteldeutschland.“ Er dankte allen, die sich nicht an Ausgrenzung beteiligten, die Brücken bauen und in vielen, kleinen Schritten mitarbeiten, „damit es auf der Baustelle unseres Bistums vorangeht.“
Predigt von Dechant Magnus Koschig zum download