Worte verwandeln die Wirklichkeit
Zum Neujahrsempfang des Bischofs trafen Liturgie und Schauspiel aufeinander
„Sie alle übernehmen einen Dienst inmitten des Lebens. Dafür möchte ich Ihnen sehr danken!“ Mit diesen Worten hieß Bischof Dr. Gerhard Feige zum Neujahrsempfang alle Ehrenamtlichen, die in der Durchführung von Wortgottesfeiern, der Kirchenmusik oder der Begräbnisbegleitung aktiv sind, herzlich willkommen.
Den Beginn des Empfangs bildete ein Wortgottesdienst in der Kathedrale St. Sebastian, der vom Fachbereich Pastoral vorbereitet und von den Kirchenmusikern Matthias Mück und Jacobus Gladziwa musikalisch begleitet wurde. Eingeleitet wurde dieser durch jeweils ein Gebet aus dem Judentum, dem Christentum und dem Islam. Die Verbundenheit dieser drei Religionen in Bezug auf das Wort Gottes, zog sich durch die gesamte Feier.
So führten die Schauspieler der Kammerspiele Magdeburg, unter der Leitung von Michael Günther Bard, zwei Szenen aus Lessings Werk „Nathan der Weise“ vor. Beide Szenen, sowohl die Unterhaltung zwischen dem Tempelritter und Nathan, als auch die Ringparabel, wurden in der Predigt von Bischof Feige wieder aufgegriffen und interpretiert: „Keine der drei großen monotheistischen Religionen – so wollte Lessing sagen – habe gegenüber der anderen einen Vorzug. Allen ginge es um dasselbe Ziel: die Menschlichkeit. Als Christen sind wir jedoch davon überzeugt, dass die Fülle des religiösen Lebens in Christus zu finden ist, und dass die Kirche ihn deshalb als 'den Weg, die Wahrheit und das Leben' (Joh. 14,6) verkünden muss. Zugleich erkennen wir aber an, dass auch in anderen Religionen 'ein Strahl der Wahrheit' aufleuchtet, so dass auch sie mögliche Zugangswege zum allein wahren Gott sind."
Aber auch das Wort Gottes, das an diesem Tag im Mittelpunkt stand, spiele in allen drei Weltreligionen eine verbindende und entscheidende Rolle. „Juden, Muslime und Christen glauben, dass Gott zu den Menschen spricht, und dass wir Menschen in der Lage sind, dieses Wort auch zu hören, zu verstehen und unser Leben danach auszurichten. Allen gemeinsam ist auch die Überzeugung, dass dieses Wort Gottes etwas bewirkt“, so der Bischof. Dass Worte etwas bewirken können, sei im alltäglichen Leben erfahrbar. „Worte wie „Ich liebe dich“ oder „Ich verzeihe dir“ verändern die Situation einer Beziehung. Worte können trösten, sie können aber auch zutiefst verletzen. Worte verwandeln die Wirklichkeit.“ Dies ist eindrucksvoll im Werk „Nathan der Weise“ zu erkennen. „Zwischen ihm, dem Juden, und dem christlichen Tempelherrn entsteht etwas Neues: eine Beziehung, in der beide einander anerkennen. Nicht anders ergeht es dann auch dem Sultan: auch er macht die Erfahrung, dass die Worte Nathans ihn berühren, dass sie ihm zu einer tieferen Einsicht verhelfen. Und am Ende werden auch sie – der Jude und der Muslim – zu Freunden.“
Besonders das Wort Gottes will und kann, was in uns Menschen bewirken: „Auch darin sind sich die monotheistischen Religionen grundsätzlich einig: Gott zeigt sich als ein Schöpfer, der sich an seinem Werk freut und der all seine Geschöpfe liebt. Alle sollen leben können. Das gilt vor allem den Armen und Schwachen, den Fremden und Ausgegrenzten. Gottes Weisung schützt ihr Leben“, so Feige.
Wenn wir Christen uns versammeln, um Gottes Wort zu hören, ist Jesus „darin nicht weniger gegenwärtig, als in einer Eucharistiefeier." Gott will, dass „wir Worte sprechen, die Leben ermöglichen: Worte, die trösten und ermutigen, Worte, die Frieden stiften.“
Im Anschluss lud der Bischof die versammelten Ehrenamtlichen in den Gemeindesaal. Hier zollte er ihnen seinen Respekt und freute sich, allen Freiwilligen auch einmal von Angesicht zu Angesicht begegnen zu können.
„Beides: die von Laien geleiteten Wortgottesfeiern und die Beauftragung von Laien mit dem Begräbnisdienst sind keine Notlösungen, die dann auch wieder abgeschafft werden könnten, wenn genügend Priester oder Diakone da wären. In diesen Diensten kommt vielmehr die Würde des gemeinsamen Priestertums aller Getauften zum Ausdruck.“, stellte Feige in seiner Neujahresansprache fest.
Der Ansprache folgte ein Podiumsgespräch mit Beteiligten aus Kirchenmusik, Begräbnisdienst und Wortgottesdienstleitung sowie dem Leiter des Kammerspiels Magdeburg. Als Ergebnis des Gespräches kristallisierte sich heraus, dass alle, seien sie in der Verkündigung der Liturgie, als Kirchenmusiker, im Begräbnisdienst oder am Theater tätig, ihre Aufgabe mit Ernsthaftigkeit wahrnehmen sollten. Mit den passenden Worten: „Authentizität ist das Zauberwort“, fasste Michael Günther Bard so die Wichtigkeit des Kirchlichen Ehrenamtes und des Theaterspielens zusammen und schloss so den Bogen des Neujahresempfanges. (TT)