map_simpleBistumskarteJetzt spenden
Sus_DLF_1340_550

Kein katholisches Hochleistungsfest oder Heldengedenken

Rundfunkgottesdienst aus St. Sebastian zu Allerheiligen vom Deutschlandfunk übertragen

Zum Allerheiligenfest hat der Deutschlandfunk den Festgottesdienst aus der Kathedrale St. Sebastian übertragen. Dank der zahlreichen Mikrophone konnte auch der Kathedralchor unter der Leitung von Kathedralmusiker Matthias Mück unter Corona-Bedingungen auftreten.

In seiner Predigt ging Bischof Dr. Gerhard Feige auf den Lesungstext Mt 5, 1-12a ein: „Jesus spricht ausgerechnet dort vom Glück, wo die Glücksforschung es kaum ansiedeln würde: bei denen, die all das nicht haben, was andere genießen: Er nennt die Armen, die Traurigen, diejenigen, die sich nach Gerechtigkeit und Frieden sehnen, und die, die beschimpft und verfolgt werden. Gerade denen wird hier verheißen, dass sie glücklich sein werden. Jesus redet sie mit „Selig seid ihr“ an – und diese „Seligpreisung“ bedeutet nichts anderes als tiefes Glück, tiefe Erfüllung.“

Dies aber stelle alle auf den Kopf, was die meisten Menschen glaubten und was sie sich erhofften. „Ist das verrückt oder zynisch? Für wen soll das gelten? Wen meint Jesus eigentlich damit?“, so fragt der Bischof.

„Manche haben diesen Text so verstanden, dass er tatsächlich nur für diejenigen gedacht ist, die ganz besonders radikal ihren Glauben leben wollen: gesellschaftliche Aussteiger oder eben heiligmäßig Veranlagte. Für christlich „Normalsterbliche“ sei es unmöglich, so friedlich, barmherzig und vertrauensvoll zu sein. Andere – zum Beispiel Martin Luther – waren davon überzeugt, dass man das durchaus wörtlich nehmen müsse und sehr wohl so leben solle – allerdings aber nur im Privatbereich.“

Auch wenn die Ansichten und Auslegungen zu den Texten sehr unterschiedlich sind, so sei man sich doch einig: „Wenn wir Menschen nur etwas von den Seligpreisungen Jesu verwirklichen würden, sähe es unter uns anders aus.“

Am Festtag Allerheiligen beschreibt der Bischof Heilige nicht nur strahlende Persönlichkeiten, „sondern auch gebrochene, schwache, suchende und ringende Menschen ohne großes Format. Sie sind Beispiele dafür, wie Gott auf die spezifischen Nöte der jeweiligen Zeit geantwortet hat und Menschen bereit waren, seine Gnade durch ihre Gebrechlichkeit hindurch leuchten zu lassen. Damit können sie auch uns Mut und Zuversicht geben.“ Somit sei Allerheiligen „also kein katholisches Hochleistungsfest oder Heldengedenken. Es kündet vielmehr vom segensreichen Wirken der Gnade Gottes unter uns Menschen. Von Gott beschenkt können aber auch wir barmherzig sein, unseren Hunger und Durst nach Gerechtigkeit wachhalten, uns einmischen, wo Unrecht geschieht, zum Frieden beitragen und auf Grund der Hoffnung, die uns erfüllt, andere trösten.“

Diese Form des Strebens nach Heiligkeit zu streben, könne aber nicht angeordnet oder erzwungen werden. Begeisterung und Überzeugung gehörten dazu. „Wer aber versucht, so zu leben, durchbricht den Kreislauf des Bösen durch Liebe, die Spirale der Gewalt durch Frieden, die Hoffnungslosigkeit durch Zuversicht. Wer sich darauf einlässt, wird erfahren, dass dadurch unsere Welt tatsächlich ein wenig wärmer, freundlicher und menschlicher werden kann.“

Die Predigt von Bischof Dr. Gerhard Feige zum Download

Der Radiogottesdienst vom DLF zum Nachhören

(sus; Foto: Riekehr)

Themen und Partnerportale