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Zeichen der Nähe Gottes

Pontifikalamt zur Weihe der Heiligen Öle in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg

Corona hat in diesem Jahr so einiges durcheinander gewirbelt. So muss auch die schon seit den 50er Jahren im Bistum Magdeburg gefeierte Bistumswallfahrt auf der Huysburg entfallen. Um ein Zeichen der Verbundenheit zu setzen, wurde die Chrisammesse zur Weihe der Heiligen Öle gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Pfarreien des Bistums am Wallfahrtswochenende gefeiert.

In seiner Predigt sagte Bischof Dr. Gerhard Feige: „Es gibt so etwas wie eine äußere und eine innere Wahrnehmung, es gibt Oberflächliches und Tiefgründiges, es gibt Dinge, die jeder sofort sieht, und andere, die sich erst langsam erschließen“, in Anspielung auf das liebenswerte Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. „Wer zum Beispiel leidenschaftlich fotografiert und dazu ganz besondere Motive sucht, wird Ausschnitte der Wirklichkeit oder Momente einfangen, die andere gar nicht bemerken. Was vom Sehen gilt, lässt sich ähnlich wohl auch auf das Hören übertragen: „Man hört nur mit dem Herzen gut. Das Eigentliche ist für die Ohren unhörbar.“

So gäbe es Zeichen, die sprechen, und Worte, die etwas anzeigen. „Natürlich lässt sich nicht immer alles eindeutig vermitteln oder erfassen. Menschen können dadurch auch geschickt täuschen oder getäuscht werden, und Missverständnisse bleiben nicht aus. Insgesamt lebt Kommunikation jedoch von solchen Zeichen und Worten, die ja nicht nur etwas ausdrücken, sondern sogar bewirken können und Folgen haben.“

Zu den Zeichen der vielfältigen Offenbarung Gottes gehören auch die sieben Sakramente. „Sie sind für uns Christen nicht nur irgendwelche schmückenden Rituale, sondern sichtbare Zeichen für Gottes verborgenes, aber wirkmächtiges Handeln an uns.“  Die heiligen Öle spielen dabei  schon seit alters her eine entscheidende Rolle. „Es linderte Schmerzen, heilte Wunden, stärkte müde Glieder, kühlte die Haut, machte die Athleten geschmeidig für den Wettkampf und diente als „Öl der Freude“ zur Salbung bei Festen und Mählern. Es war auch der Brennstoff für die Lampen.“

In dieser Tradition der Öle haben Christen die Salbung mit Öl als Zeichen für die Mitteilung des Heiles Gottes schon früh aufgegriffen. „Seitdem gibt es Salbungen am Beginn der Vorbereitungszeit auf die Taufe und bei ihrer Spendung, bei Firmung, Priester- und Bischofsweihe und als Krankensalbung.“

„Salbung und Sendung gehören fast unlösbar zusammen. Der Geist Jesu Christi will uns beleben, wo wir müde geworden sind, er will uns Hoffnung vermitteln, wo wir den Mut verloren haben, und er will uns befähigen, uns selbst zu überschreiten. Seine lebensspendende Kraft kennt keine Grenzen, sondern will überall dorthin fließen, wo sie gebraucht wird.“  Gerade deshalb sollten sich alle Getauften, Gefirmten und Geweihten immer wieder neu fragen: „Wo sind hier in dieser Region die Armen, die in Not geraten sind – leiblich oder seelisch –, und denen wir Mut machen und helfen können? Wo sind die – auch im übertragenen Sinn – Gefangenen, Blinden und Zerschlagenen? Was bedeutet dieser Auftrag derzeit in der Corona-Krise? Ich danke allen, denen das nicht gleichgültig ist und die sich wirklich darum mühen, aus dem Geist Jesu Christi zu leben, einander zu stärken und für andere da zu sein.“

„„Man sieht und hört nur mit dem Herzen gut“, so der Bischof. „Ich meine, das gilt zum einen, um noch besser zu erahnen oder zu erkennen, auf welche Weise uns Gott – besonders auch durch die Sakramente mit ihren Salbungen – nahe ist und ermutigt, sinn- und liebevoll zu leben, zum anderen aber auch, um zu verstehen, wo die wahren Nöte sind und wie ihnen hilfreich begegnet werden kann. Ich wünsche uns allen einen klaren Blick und ein gutes Gehör, vor allem aber ein sehendes und hörendes Herz „um Gottes und der Menschen willen“.

Im Anschluss an den Gottesdienst, der durch die Schola unter der Leitung von Kathedralmusiker Matthias Mück, feierlich gestaltet wurde, erhielten alle Vertreter und Vertreterinnen der Pfarreien Ölgefäße zur Aussendung in ihren Kirchen mit. Durch die feierliche Begrüßung der Öle in den einzelnen Pfarrkirchen soll nicht nur die eine Brücke zur Chrisammesse  geschlagen werden, sondern auch ein Zeichen der Nähe Gottes und der Verbundenheit zum Ausdruck gebracht werden.

Predigt von Bischof Dr. Gerhard Feige als pdf

Livestream der Christammesse zum Nachschauen

 

(sus/Sperling)

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