Dienen aus der Kraft, die Gott verleiht
Priesterweihe von Dr. Jürgen Wolff in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg
„Möge Christus Sie segnen und zum Segen für viele werden lassen“, das wünschte Bischof Dr Gerhard Feige dem neuen Priester des Bistums Magdeburg, Dr. Jürgen Wolff. Überglücklich strahlte der 48 Jährige nach seiner Priesterweihe in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg zu Beginn seines 2. Lebens, wie er es nennt. Bei der feierlichen Weihe waren auch Bischof em. Leo Nowak und der Landesbischof der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, Friedrich Kramer, zugegen.
Bischof Feige hat in seiner Predigt die Priester zu einer permanenten Prüfung ihres Selbstverständnisses aufgerufen. „Innerkirchlich schlagen Priestern derzeit ganz unterschiedliche Erwartungen entgegen: Manche Gläubige sehen in ihnen „sakral legitimierte Heilsvermittler“, andere schreiben ihnen Manager-Aufgaben zu oder halten sie für Systemwächter, Brauchtumspfleger beziehungsweise Verhaltenskontrolleure. Vor allem aber sollen sie Seelsorger sein und bleiben. Andererseits haben sie längst ihren Status als Autorität eingebüßt und an Macht verloren.“ Es gehe um die Fragen: “Stehe ich wirklich für diesen Jesus Christus, der gekommen ist, um zu dienen? Rede ich mit den Worten, die Gott mir gibt, und diene ich aus der Kraft, die Gott verleiht?“, sagte Feige.
Trotz dieser kirchlichen und gesellschaftlichen Gemengelage habe sich Wolff als lebenserfahrener und vernünftig denkender Mensch keineswegs abschrecken lassen, einen solchen Beruf ernsthaft in Erwägung zu ziehen und noch einmal ein intensives Studium und eine mühevolle Ausbildung auf sich zu nehmen!
Schon als Abiturient hatte der aus Düren (Nordrhein-Westfalen) stammende Wolff den Wunsch, Priester zu werden. „Aber ich habe mich damals noch nicht getraut“, verrät er. Daraufhin hat er Betriebswirtschaft studiert, bei einer Bank gearbeitet und auch verschiedene Stationen im Ausland durchlebt. Über diesen Berufsweg kam er auch vor mehr als 25 Jahren nach Halle und ins Bistum Magdeburg.
Bei der unter Corona-Bedingungen stattfindenden Priesterweihe sagte Feige, die Sakramentalität sei das Schlüsselwort für die Identität eines Priesters. „Die Weihe will zum Ausdruck bringen, dass da jemand weder uns noch sich mehr gehört, sondern qualitativ neu gesendet und bevollmächtigt ist, im Namen eines anderen zu handeln. Dazu sind auch nicht die Qualitäten der eigenen Person entscheidend – Leistung, Tüchtigkeit und Ausstrahlung –, sondern die gnadenvolle Befähigung, transparent zu sein, Jesus Christus durch sich wirken zu lassen und auf ihn zu verweisen.“
„Mehr denn je ist heute darüber hinaus – auch von Priestern – die Bereitschaft gefragt, sich auf neue Wege einzulassen, die sich erst in Umrissen abzeichnen.“, so Bischof Feige.
Das Gebet des Priesters und Dogmatikprofessors Karl-Heinz Menke gab Bischof Feige dem neuen Priester mit auf den Weg:
„Herr Jesus Christus, ich weiß, dass nicht wichtig ist, ob ich ankomme, ob ich gelobt werde, ob ich Erfolg und Anerkennung ernte; ich weiß, dass nur eines wichtig ist: dass ich dir nicht im Wege stehe, dass ich dein Werkzeug bin, dass ich die Menschen nicht zu mir, sondern zu dir führe. Herr Jesus Christus, bewahre mich vor dem Wahn, ich selbst müsste die Welt retten. Lass mich nie vergessen, dass du sie schon gerettet hast; und dass ich nicht am Ende bin, wenn meine Kräfte mir den Dienst versagen. Ich bin das Fenster, du das Licht. Du kannst durch mich hindurch, was ich nicht kann. Du fädelst dich ein in diese Welt durch mich armseliges dünnes Nadelöhr hindurch. Das macht mich frei von der Last, etwas bewirken zu müssen, was meine Kraft übersteigt. Das macht mir Mut zu der Vollmacht, die du in mich, in meine Schwäche und Armseligkeit gelegt hast. Ja, du in mir! So froh, so unverkrampft und echt wird mein Leben, wenn ich mich entschieden habe zu dir in mir.“
Landesbischof Friedrich Kramer brachte mit seiner Teilnahme an diesem feierlichen Gottesdienst auch die gute ökumenische Zusammenarbeit zwischen EKM und dem Bistum Magdeburg zum Ausdruck. In seinem Grußwort hatte er fünf Segenswünsche im Gepäck. „Ich wünsche ihnen stets den Blick auf ihre Taufe und damit den Blick auf die Würde des gemeinsamen Priestertums aller Glaubenden, die jeder und jedem in der Taufe geschenkt ist. Sie ordnet uns Priester ein in eine tragende Gemeinschaft und bewahrt vor Überhöhung, Selbstüberschätzung und Überforderung.“
Zudem wünschte Kramer dem Neupriester Freude in der Aufgabe, Gottes- und Menschennähe und die Chance, als Freund Christi und als Mann der Kirche ein ausdrucksstarkes Zeichen der Liebe Gottes in der Welt sein zu können. „ Ich wünsche ihnen, dass sie als Priester die Stola tragen und auch die Schürze“, sagte der Landesbischof. „Wer als Priester „in persona Christi“ mit der Stola bekleidet die Messe feiert, wird auch die Schürze nötig haben, weil er sich im Dienst an der Welt die Hände schmutzig macht. Behalten sie sich stets den Blick auf die Fußwaschung Jesu an den Jüngern und folgen sie seinem Beispiel“
Musikalisch wurde der feierliche Gottesdienst von einem Kammerchor unter der Leitung von Kirchenmusikerin Sandra Schilling gestaltet sowie von Kathedralmusiker Matthias Mück an der Orgel und Marie-Theres Finkler an der Trompete.
(sus/kna; Foto: Sperling)
Predigt Bischof Dr. Feige zum Download
Livestream der Priesterweihe auf YouTube