Einsteigen und einmischen
Auch Mechthild von Magdeburg wirbt für „Heilige Aufmerksamkeit“ und Zivilcourage
„Das wird eine schöne Bahn“ so ein Mitarbeiter, der die Grafiken der ökumenische Initiative „hingucken… denken… einmischen“ auf die Straßenbahn der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) klebt. Die neue Bahn löst die seit 2008 im Magdeburger Stadtbild zu sehende „Vielfalt-Bahn“ ab und wirbt für Vielfalt, Weltoffenheit und Demokratie.
Diesmal sind Personen, Symbole und Orte der Magdeburger Stadtgeschichte präsent, über einen QR-Code auf den Motiven gelangt man zu ihren Geschichten und Hintergründen.
Mit dem Ruf um „Heilige Aufmerksamkeit“ wirbt Mechthild von Magdeburg für Zivilcourage. Aufmerksamkeit ist gefordert, wenn Menschen in unserer Stadt diskriminiert, bedroht oder angegriffen werden. Dann braucht es andere, die sich zivilcouragiert einmischen. Im Regelverkehr der MVB wird sie beständig daran erinnern, wie notwendig unsere Aufmerksamkeit für uns selber und unsere Mitmenschen ist und wie sehr Magdeburg von Einflüssen von außen geprägt ist, davon profitiert hat und weiterhin profitiert.
Maria Faber von der Initiative „hingucken… denken… einmischen“: „Wir wollen, das Magdeburg vielfältig und weltoffen bleibt. Die Gestaltung der Bahn verbindet unsere demokratische Haltung mit bekannten Personen, Symbolen und Orten der Stadtgeschichte, die mit uns für dieses Anliegen stehen“.
Auch Ludger Nagel, Geschäftsführer der Katholische Erwachsenenbildungunterstützt die Straßenbahn-Aktion: „Schon in der Vergangenheit hat die KEB die „Vielfalt-Straßenbahn“ als ungewöhnlichen Lernort genutzt – zum Beispiel zu Themen der Stadtgeschichte. Ich freue mich über das gelungene neue Outfit und das rollende Bekenntnis für Vielfalt und Zivilcourage. Im Januar, zur Aktion „Eine Stadt für alle“, wollen wir die Bahn für eine nächste Bildungs- und Kulturveranstaltung nutzen.“
Dieses Engagement ist auch für die Abteilungsleiterin Marketing der MVB, Cornelia Muhl-Hünicke wichtig: „Die MVB sorgt für eine umweltfreundliche, nachhaltige Mobilität in Magdeburg und verbindet die Menschen der Stadt Magdeburg miteinander. Wir sind ein Ort der Begegnung und heißen jeden in unseren Bussen und Bahnen willkommen, egal welcher Herkunft, oder Hautfarbe er hat. Wir setzen uns für Vielfalt und unsere demokratischen Grundrechte ein. Zusammen mit der KEB haben wir in der „Vielfalt-Straßenbahn“ schon verschiedene gemeinsame Aktionen zum Thema Weltoffenheit durchgeführt. Die MVB befördert jährlich viele Millionen Fahrgäste. Unsere Kunden sind dabei ein Spiegel der Gesellschaft. In keinem anderen Verkehrsmittel, als dem öffentlichen Nahverkehr, gelingt es so gut, miteinander ins Gespräch, in einen Dialog zu kommen. Toleranz und Weltoffenheit können hier hautnah und täglich neu geübt werden. Daher unterstützen wir die Initiative mit diesem wichtigen Thema, indem wir die Werbekosten für die neue Straßenbahn als „MVB-Eigenwerbung“ übernommen haben.“
Als Demokratiebotschafterin des Landes Sachsen-Anhalt und Rektorin der h2 engagiert sich auch Prof. Anne Lequy für das Projekt: „hingucken… denken… einmischen … das ist eigentlich ein Wissenschaftsmotto, in dem genaues Schauen (Evaluieren), genaues Überlegen und Abwägen (Analysieren), und konkretes und konsequentes Einbringen (Engagieren) miteinander verknüpft ist. Hingucken, Denken und Einmischen, das möchten wir als anwendungsorientierte Hochschule in dieser Stadt. Deshalb engagieren wir uns!“
Zu den täglichen Nutzern des Öffentlichen Nahverkehrs gehören auch viele Studenten. Deren Sprecher der Studierendenschaft der Hochschule Magdeburg-Stendal, Karl Künne, wünscht sich mehr Zivilcourage im öffentlichen Raum: „Wir Studierenden sind täglich in den Bussen und Bahnen unserer Stadt unterwegs. Aber wir sehen eine zunehmende Verrohung der Umgangsformen gegenüber vermeintlich Fremden und tatsächlich Schwachen. Es ist nicht in Ordnung, wenn junge Studenten beispielsweise aus Indien die Bahn verlassen müssen, weil sie sich fürchten. Wir Studierende können vermitteln, oder müssen erleiden – und das kann auch in Zukunft so sein, denn wir sind Teil der Zukunft dieser Stadt. Deshalb wollen wir besonders aufmerksam sein.“
Möglich wurde die Gestaltung mit den Preisgeldern, die die Initiative in zwei bundesweiten Wettbewerben für die erste Straßenbahn sowie die Gestaltung des ehemaligen Haus der Lehrer gewonnen hat. Die Initiative bedankt sich bei den Magdeburger Verkehrsbetrieben, der Grafikerin Sarah Deibele und den Akteuren des bundesweiten Tages für Zivilcourage für die Zusammenarbeit. Mehr Informationen: www.hinguckendenkeneinmischen.wordpress.com
(mf/ Foto: Faber)