Öffne Dich!
Bistumswallfahrt auf der Huysburg ein Funken der Hoffnung
Der Nebel lag dicht und schwer in der Luft auf dem Weg zur Huysburg. Doch als das Benediktiner-Kloster nahte, öffnete sich der Himmel und die Sonne schien zur langersehnten Wallfahrt des Bistums Magdeburg, ganz im Sinne des Mottos „Effata, öffne dich!“
Nachdem im vergangenen Jahr die Bistumswallfahrt pandemiebedingt ausfallen musste, konnten in diesem Jahr wieder Christinnen und Christen zur Huysburg pilgern, wenn auch in begrenzter Zahl. Die Stimmung war nichtsdestotrotz fröhlich und feierlich zugleich.
In seiner Predigt kritisierte Bischof Dr. Gerhard Feige den Trend zur Abkapselung in Gesellschaft und Kirche und hat zum offenen Blick auf die Welt aufgerufen. Es gebe „Gruppierungen, Machthabende und Regierungssysteme, die nur begrenzt Einfluss von außen zulassen und jede Form der Kritik im Keim ersticken“, erklärte Feige. Er verwies auch auf „Christen und Christinnen, die an liebgewonnenen Strukturen und Traditionen festhalten und dabei in Kauf nehmen, dass die Kirche immer mehr den Bezug zur Welt und zu den Menschen verliert“.
Der Bischof rief dazu auf, „sich bewusst zu machen, dass der Ausschnitt, den ich von der Welt wahrnehme, begrenzt und damit noch nicht alles gesagt ist“. Zugleich könne eine Ahnung davon, dass es mehr gebe, als ein einzelner Mensch sehen, verstehen und erklären könne, „uns offen für Neues und Unbekanntes werden lassen und uns zum Fragen anregen“. Feige betonte: „Es kann unser manchmal eingefahrenes Denken erneuern und uns einen klareren Blick auf die Welt, uns selbst und unsere Mitmenschen ermöglichen.“
Der Bischof erinnerte an die Flutkatastrophen, die „verheerenden Feuer“ und die Entwicklungen in Afghanistan sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die anderen „dramatischen Herausforderungen“ in der Welt. „Verschließen wir uns nicht davor“, mahnte Feige. „Öffnen wir vielmehr unsere Augen für die unzähligen Nöte und Sorgen so vieler Menschen und lassen wir uns davon anrühren.“ Dazu ermutige das in den Evangelien bezeugte Verhalten Jesu.
Zugleich räumte der Bischof eine Neigung jedes Menschen ein, „unangenehmen Kontakten und Meinungen ganz bewusst aus dem Weg zu gehen“. Dies sei der Fall, wenn er sich in vertrauten „Blasen“ bewege und davon überzeugt sei, dass ein solcher kleiner Ausschnitt der Welt schon alles sei und damit das Ganze der Wirklichkeit bereits abgedeckt werde. „Wenn man sich in einer solchen Blase bewegt – also nur noch mit gleichgesinnten Menschen über ausgewählte Themen spricht und dabei völlig unumstrittene Antworten findet - scheint die Welt beherrschbar zu sein.“ Wer anderer Meinung sei, müsse „dann ganz einfach falsch liegen. Damit braucht man sich folglich auch gar nicht erst auseinanderzusetzen.“ Notwendig sei aber eine offene Haltung, „damit wir unser Menschsein wirklich entfalten können“.
Zum Abschluss des Gottesdienstes verabschiedete Bischof Feige seine langjährige theologische Referentin Dr. Annette Schleinzer in den wohlverdienten Ruhestand und stellte ihre Nachfolgerin, Dr. Christina Saal den Wallfahrern vor.
Nach einem Picknick auf der großen Wiese des Klosters verabschiedete Bischof Dr. Gerhard Feige die Anwesenden mit einem Reisesegen und der Hoffnung, im nächsten Jahr wieder in größerer Zahl feiern zu können.
Dank gilt vor allem dem Cheforganisator Klaus Tilly und allen Mitwirkenden wie den Bläsern aus Magdeburg Sudenburg, der Band Di9, den Mitarbeitenden der ctm Magdeburg, den Ministrantinnen und Ministranten der Pfarrei St. Sebastian, den Maltesern und vielen anderen Helferinnen und Helfern.
(sus, kna; Fotos: Sperling)
Predigt von Bischof Dr. Gerhard Feige zum Download
Kollekte für Caritas International