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Gott wurde Mensch – werden wir es auch!

Feierliche Christmette aus der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg

„Christus ist uns geboren, kommt, wir beten ihn an!“ Mit diesen Worten aus dem Martyrologium begann die Christmette in der Kathedrale St. Sebastian. Auch wenn Pandemiebedingt viele Reihen frei bleiben mussten, so sorgte der Kathedralchor unter der Leitung von Matthias Mück für eine feierliche Weihnachtsstimmung, die auch auf dem Livestream mitgefeiert werden konnte.

In seiner Weihnachtspredigt über den Sinn des Lebens sagte Bischof Dr. Gerhard Feige: „Sinn erfahren wir Menschen, wenn wir über unseren eigenen Horizont hinaus leben und uns etwas oder jemandem außerhalb unserer selbst hingeben. Die Kontakte zu anderen Menschen sind dabei von großer Bedeutung. Oft wird uns das im Alltag gar nicht so sehr bewusst. Manche Beziehungen fühlen sich da ganz selbstverständlich an. Erst wo sie fehlen, merken wir die Lücke. Wo jemand aber das Gefühl hat, über sich selbst hinaus keine Berührungspunkte und auch keine Wirkung zu haben, verspüren er oder sie eine tiefe Einsamkeit und oftmals auch eine Sinnleere und Sinnlosigkeit. Nicht nur an Weihnachten ist das wahrnehmbar. Aber in dieser Zeit – und gerade jetzt zum zweiten Mal wieder unter Corona-Bedingungen – werden wir als Gesellschaft besonders nachdrücklich auf solche Menschen aufmerksam gemacht, die darunter leiden, irgendwo am Rande oder im Abseits leben zu müssen.“

Arbeit, Kultur oder soziales Engagement als schöpferische Werte könnten etwas Geistvolles und Erbauendes schaffen oder bewirken – könnten erfüllend sein. „Sinn stellt sich für uns ein, wenn wir nicht nur um uns selber kreisen, sondern über uns hinausgehen, uns also einer Sache oder einem Ziel widmen, das jenseits von uns selbst ist. Und kann sich – so wage ich zu fragen – bei solchen Erfahrungen nicht noch ein weiterer Horizont auftun, kann dabei nicht auch etwas Göttliches zum Leuchten kommen, das noch mehr verheißt als nur irdische Erfüllung und das auch dann noch trägt, wenn menschliche Beziehungen immer weniger oder brüchiger werden und man nicht mehr vermag, noch irgendwie erfolgreich zu sein?“

Im Rückblick auf das Jahr 2021 fiele es sehr schwer, vom Sinn zu sprechen. „Was ist in diesem Jahr nicht alles passiert, was uns völlig sinnlos vorkommt und uns an einem Sinn zweifeln lassen kann: die unvorstellbare Machtergreifung der Taliban in Afghanistan und die sich daraus ergebende Krise für die dortige Bevölkerung, die Flutkatastrophen in unserem eigenen Land und in anderen Regionen dieser Welt, Waldbrände, Wirbelstürme, die nicht abklingende Corona-Pandemie und die damit verbundenen gewalttätigen Demonstrationen bis hin zu Morddrohungen, die Bilder menschenunwürdiger Verhältnisse an den Grenzen Europas wie zwischen Belorussland und Polen oder im Mittelmeer und nun die drohende Eskalation im Blick auf die Ukraine.“

Allen Menschen habe Gott wie den Hirten in der Bibel zugesagt: „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude“, betonte Feige. „Vielleicht hat diese Nacht und ihre Botschaft die Kraft, unseren Blick von uns weg auf die Menschen und die Geschehnisse in dieser Welt zu lenken. Vielleicht lässt sie uns dadurch einen Sinn für unser Leben erfahren, an dem wir anderen Menschen teilnehmen lassen wollen“, so der Bischof.

„Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen in aller Unvollkommenheit dieser Welt ein gnadenreiches Weihnachtsfest, die Erfahrung menschlicher Zuwendung und göttlicher Nähe. Mögen Sie auch selbst mit dazu beizutragen, dass andere glücklicher werden! „Gott wurde Mensch – werden wir es auch!““

Predigt von Bischof Dr. Gerhard Feige zum Download

(sus, kna: Fotos: Sperling)

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