Ehrenamt im ambulanten Hospizdienst
Ausbildung zum ehrenamtlichen Hospizbegleiter unter erschwerten Bedingungen
Ralf Köhler hat sich trotz Corona für ein Ehrenamt entschieden. Seit September letzten Jahres lässt er sich beim Malteser Hilfsdienst in Magdeburg als ehrenamtlicher Hospizbegleiter für den ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst ausbilden – mitten in der Pandemie. „Der Wunsch der Gesellschaft etwas Sinnvolles zurückzugeben begleitet mich schon sehr lange“, berichtet der 33-Jährige aus Egeln. „Jeder von uns nimmt viel im Leben, genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt auch etwas zurückzugeben.“ Als er nach vielen Recherchen zufällig auf das Ambulante Hospiz- und Palliativberatungszentrum der Malteser in Magdeburg stößt, ist für ihn schnell klar: das ist genau das Richtige für mich! Schon früher überlegte er im Kinderhospiz zu arbeiten. „Die Verbindung zu meinem früheren Berufswunsch war sofort wieder da und nach der ersten Stunde beim Befähigungskurs wusste ich, dass ich mich goldrichtig entschieden hatte.“
Neben Ralf Köhler haben im September so viele Interessenten wie noch nie einen Befähigungskurs bei den Maltesern begonnen, natürlich unter angepassten coronakonformen Bedingungen, aber noch in Präsenz. Mit dem Lockdown im November ist Kreativität gefragt gewesen. Zwar werden postalisch oder digital Hausaufgaben verschickt und in Telefonkonferenzen besprochen, dennoch ist es auch laut Ralf Köhler nicht dasselbe. „Das Gespräch am Telefon erforderte größere Disziplin und Konzentration, der Austausch war nicht so intensiv wie sonst, Pausengespräche fehlten“, erinnert sich auch Antje Schmidt, leitende Koordinatorin des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungszentrums der Malteser. „Es geht nichts über die Präsenztreffen. Ich bekomme ein Gefühl für jeden Einzelnen, das nachher für den Einsatz in den Begleitungen immens wichtig ist. Die Ehrenamtlichen lernen sich kennen und ein großes Vertrauensverhältnis innerhalb der Gruppe baut sich auf. Das ist unerlässlich für die weitere Arbeit, die Fallbesprechungen und Supervisionen“, fügt sie hinzu. Nach der Praxisphase soll der Vertiefungskurs Ende März starten - hoffentlich unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln dann wieder in Präsenz. Das wünscht sich auch Ralf Köhler: „Denn gerade jetzt, wenn viele Menschen auf Abstand gehen müssen, sind es doch gerade persönliche Begegnungen, die uns glücklich machen. Das ist vor allem wichtig für diejenigen, die Abschied nehmen müssen.“
Die Corona-Pandemie bleibt eine Herausforderung für die ambulante Hospizarbeit, ganz besonders aber für Familien, in denen ein Kind lebensverkürzt erkrankt ist. Psychosoziale Hilfe, praktische Unterstützung, Therapien oder einfache Momente der Entspannung fallen für viele Eltern und Kinder weg. Zudem sind die Familien nicht in der ersten Priorität der Corona-Impfungen vorgesehen. „Die Familienmitglieder isolieren sich meist sehr streng gegenüber außen, um die Ansteckungsgefahr für das schwerkranke Kind Richtung Null zu drücken“, berichtet Antje Schmidt. Viele ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter bleiben dennoch mit „ihrer“ Familie telefonisch oder digital verbunden. Dieser Austausch ist wichtig und hilfreich. So können viele Herausforderungen und Themen besprochen werden. Die persönliche Begleitung ersetzt das aber leider nicht. Sterbebegleitung bei Abstandregeln und Kontaktbeschränkungen sind grundsätzlich schwer zu realisieren. Antje Schmidt weiß:„Hospizarbeit lebt von der Begegnung von Mensch zu Mensch, vom Blickkontakt, vom gemeinsamen Lachen und Weinen, manchmal vom gemeinsamen Schweigen und manchmal vom Händehalten.“ Es scheint Dinge zu geben, die nicht digitalisiert werden können. Für menschliche Nähe gibt es keinen Ersatz.
Telefonsprechstunden zum Tag der Kinder- und Jugendhospizarbeit
Für alle Fragen rund um die ambulante Kinderhospizarbeit sowie die Begleitung abschiednehmender Kinder und Jugendlicher hat Antje Schmidt anlässlich des Tages der Kinder- und Jugendhospizarbeit drei Telefonsprechstunden eingerichtet:
Montag, den 15. Februar 13 – 15 Uhr
Mittwoch, den 17. Februar, 13 – 18 Uhr
Freitag, den 19.Februar, 9 – 11 Uhr
Individuell kann dann auch ein Zoom-Meeting oder im Bedarfsfall ein persönlicher Kontakt vereinbart werden. Kontakt: Malteser Hilfsdienst e.V., Ambulantes Hospiz- und Palliativberatungszentrum, Neustädter Bierweg 15, 39110 Magdeburg, Ansprechpartnerin: Antje Schmidt, leitende Koordinatorin, Telefon: 0391-60783910 oder 0160 98966858 , E-Mail: Antje.Schmidt@malteser.org
(SM; Fotos: Malteser)