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Primat und Synodalität konkurrieren nicht

Papst trifft orthodox-katholischen Arbeitskreises St. Irenäus und kündigte an, Namenspatron zum Kirchenlehrer erheben zu wollen

Der gemeinsame orthodox-katholische Arbeitskreis Sankt Irenäus  unter der Leitung des orthodoxen Ko-Vorsitzenden Metropolit Serafim (Joantă) von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa (Rumänische Orthodoxe Kirche) und des katholischen Ko-Vorsitzenden Bischof Dr. Gerhard Feige von Magdeburg hatte in Rom getagt.  In einer Privataudienz würdigte Papst Franziskus  die Arbeit der Gruppe und die gemeinsam erarbeitete Studie. Er konstatierte, dass „wir zu der Einsicht gelangt sind, dass Primat und Synodalität nicht zwei konkurrierende Prinzipien sind, sondern zwei Realitäten, die sich im Dienst an der Gemeinschaft gegenseitig begründen und stützen“.

In seiner Rede rief er die Teilnehmer auf, gemeinsam Mauern niederzureißen und Brücken der Kommunion zu bauen. Ihm gefalle auch der Name der Gruppe. Sie seien nicht eine Kommission oder ein Komitee sondern ein Arbeitskreis; eine Gruppe, die sich in einem brüderlichen und geduldigen Dialog als Experten unterschiedlicher Kirchen und Länder austausche. Dabei hätten alle die Einheit als Ziel. 

Der Arbeitskreis wurde 2004 auf Initiative des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik und einiger katholischer Ostkirchenexperten aus Deutschland, Österreich, Belgien und den Niederlanden gegründet. Dem Gremium gehören 13 orthodoxe Theologen aus verschiedenen Ortskirchen (Konstantinopel, Antiochien, Russland, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Amerika) und 13 katholische Theologen aus verschiedenen Ländern (Deutschland, Frankreich, Italien, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, USA) an. Die Mitglieder des Arbeitskreises werden nicht als Delegierte von ihren Kirchen entsandt, sondern aufgrund ihrer theologischen Kompetenz in den Arbeitskreis berufen.

Der Wiener Theologe Rudolf Prokschi, von Anfang an Mitglied des Arbeitskreises, wertete die Aussagen des Papstes als „Rückenwind“ für dessen Arbeit. Im Gespräch mit der österreichischen katholischen Nachrichtenagentur „Kathpress“ äußerte er die Hoffnung, die Hoffnung, dass die Ergebnisse des Arbeitskreises künftig auch stärker rezipiert würden, etwa das in Graz 2018 verabschiedete Dokument „Im Dienst an der Gemeinschaft. Das Verhältnis von Primat und Synodalität neu denken“. Prokschi betonte, betonte, dass der Primat und das synodale Element in der Kirche zusammengehörten. Sie seien nicht zu trennen und dürften auch nicht gegeneinander ausgespielt werden. 

Auf dem Programm des Arbeitskreises bei der Tagung am Institut für ökumenische Studien des Angelicums standen die Hauptthemen „Biblische Studien über 'Einheit - Vielfalt - Schisma'„, „Einheit - Vielfalt - Schismen in der Alten Kirche“ sowie „Die Überwindung von Schismen und die Suche nach Einheit im 20. Jahrhundert“.

In seiner Ansprache kündigte der Papst an, den heiligen Irenäus von Lyon (um 135 bis etwa 200) zum Kirchenlehrer erheben zu wollen. Er werde dem gallischen Bischof „bald“ diese Ehre erweisen und ihm den Titel „Doctor unitatis“, „Lehrer der Einheit“, verleihen, so Franziskus. Als Kirchenlehrer verehrt die katholische Kirche bisher 36 Heilige, die eine herausragende Bedeutung für die Glaubenslehre haben. Aus dem deutschen Sprachraum stammen Hildegard von Bingen (1098-1179), Albertus Magnus (um 1200-80) sowie der Jesuit Petrus Canisius (1521-97).

Der heilige Irenäus wirkte jahrzehntelang als Bischof von Lyon. Sein Name bedeutet „der Friedfertige“. Er war ein Schüler des heiligen Polykarp von Smyrna; vermutlich stammte er selbst aus Kleinasien. Als Nachfolger des als Märtyrer gestorbenen heiligen Pothinus übernahm er den Bischofssitz von Lyon, damals die bedeutendste Metropole des römischen Gallien. Die große Sorge von Irenäus war die Ausbreitung der Lehren der Gnostiker, die die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus leugneten. Irenäus studierte sie intensiv, führte viele Glaubensgespräche, las unermüdlich. Auf der Basis seiner erworbenen gründlichen Kenntnisse ihrer Auffassungen verfasste er das Werk „Adversus haereses“ („Gegen die Irrlehren“). Irenäus stellte die Kirche in ihrer Universalität und Einigkeit gegen die Irrlehren, die von Abweichung und Zersplitterung geprägt seien. Bis heute ist die Theologie der orthodoxen Kirchen stark von den Ideen Irenäus' geprägt. Die Kirchen des Westens gedenken seiner am 28. Juni, die Kirchen des Ostens am 23. August.

(sus, öki; Foto: Vatican Media)

 

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