Das Heilige der Weihnachtsnacht
Haydn Messe St. Joannis de Deo am ersten Weihnachtsfeiertag in der Kathedrale St. Sebastian
Am Weihnachtsmorgen ertönte in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg die Missa brevis Sancti Joannis de Deo von Joseph Haydn, auch kleine Orgelmesse genannt. Unter der Leitung von Kathedralmusiker Matthias Mück sangen der Kathedralchor St. Sebastian und Gesangssolisten des Magdeburger Opernchores unterstützt von Mitgliedern der Magdeburger Philharmonie.
„Nach wie vor ist an Weihnachten vom „Heiligabend“ und von der „Heiligen Nacht“ die Rede“, so Bischof Dr. Gerhard Feige in seiner Predigt. “Wie aber kann Heiliges in Krisenzeiten wie unseren, inmitten von Kriegen und Pandemien, Inflation und zunehmender Armut, erfahren werden? Leben wir nicht inzwischen in einer fast völlig entzauberten und ziemlich religionslos gewordenen Gesellschaft, der fast nichts mehr heilig ist? In der es zum guten Ton gehört, das, was anderen heilig ist, zu entweihen?“
„„Und das Wort ist Fleisch geworden.“ Wenn mit dieser oder einer ähnlichen Formulierung im Credo der weihnachtlichen Gottesdienste die Menschwerdung Gottes bekannt wird, sind alle Gläubigen eingeladen, ehrfürchtig niederzuknien. Eigentlich – so wird damit zum Ausdruck gebracht – ist es unbegreiflich, faszinierend und erschreckend zugleich, was Gott uns damit zumutet“, so der Bischof.
Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit seien die Menschen auch in unserer Region für eine tiefere Dimension des Lebens durchaus offen. „Die oft diffuse Sehnsucht, die dahintersteht, sollten wir Christen ernst nehmen, auch wenn sie sich in Formen ausdrückt, die uns fremd und manchmal auch fragwürdig erscheinen mögen.“
„An Weihnachten heißt es: er ist gekommen. Er hat die Nacht hell gemacht. Er hat die Nacht unserer Finsternisse, die Nacht unserer Unbegreiflichkeiten, die grausame Nacht unserer Ängste und Hoffnungslosigkeiten zur Weihnacht, zur heiligen Nacht gemacht.“ Dennoch sei es für viele nicht leicht, das Heilige an Weihnachten zu finden oder sich ihm zu öffnen.
„Sicher bedarf es dazu einer tiefen Sehnsucht nach mehr, als was der Alltag bietet, eines wachen Gespürs für Wesentliches und der Fähigkeit, noch staunen zu können“, so Feige. Und auch heute vertrauen Menschen selbst in der Ukraine oder in anderen Kriegs- und Krisengebieten darauf, dass Weihnachten mehr als ein schöner Traum ist.
„Gott wird Mensch. Himmel und Erde berühren sich. In und trotz allem dürfen wir auf Erlösung und Heil hoffen – für uns und für die Menschen in unserem Land, ob sie nun an Gott glauben können oder nicht. Möge uns allen diese verheißungsvolle Botschaft zu Herzen gehen und zu einem heiligen Geheimnis werden, das unser Leben prägt und erfüllt. Haben wir auch den Mut, unsere religiösen Überzeugungen und Gefühle nicht schamhaft zu verbergen. Stimmen wir voller Freude und Dankbarkeit in den Chor der Engel mit ein, knien wir nieder und beten wir an. Stehen wir zu dem, was uns heilig ist und setzen wir uns auch überzeugend und tatkräftig dafür ein.“
(sus; Foto: Tekaath)