Wenn aus Gemeinde Gemeinschaft wird
Rege Diskussionen beim 3. Online Hearing zum synodalen Weltprozess mit Bischof Dr. Gerhard Feige
„…das Leben feiern. Mit welchen liturgischen Formen gelingt es der katholischen Kirche, gemeinsam mit den Menschen das Leben zu feiern?“, so lautete der Titel des 3. Online Hearings mit Bischof Dr. Gerhard Feige, das im Rahmen des weltweiten, von Papst Franziskus ausgerufenen synodalen Prozesses stattfand. „Zusammen mit der Martyria und der Diakonia – der Verkündigung und der tätigen Nächstenliebe – ist die Liturgia ein Grundvollzug der Kirche“ so der Bischof in seinem Eröffnungsimpuls. „Sie ist Gipfel und Quelle kirchlichen Lebens. Sie ist Gipfel, weil das ganze kirchliche Leben in sie einmünden soll. Sie ist zugleich Quelle, weil wir aus ihr Kraft schöpfen können. Liturgie ist aufs engste mit dem Leben verknüpft; deshalb muss das Leben in alle Facetten in ihr auch vorkommen; sie selbst will lebendig sein.“
Vor knapp 50 Teilnehmenden plädierte Feige über ein breites Spektrum gottesdienstlicher Feiern. Bei bestimmten Anlässen wie Trauungen müsse im Blick sein, dass daran auch kirchendistanzierte oder konfessionslose Besucherinnen und Besucher teilnähmen. Einen solchen „rituellen Dienst für die Gesellschaft“ leisteten Christinnen und Christen auch bei Trauerveranstaltungen etwa nach Unglücksfällen. Er verwies auch auf die vor allem in Ostdeutschland etablierten kirchlichen „Feiern der Lebenswende“, die für konfessionslose Jugendliche beim Übergang in das Erwachsenenalter angeboten werden.
Es sei ein Verdienst der liturgischen Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts sowie des Zweiten Vatikanischen Konzils das Bewusstsein für das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen zu stärken; und damit auch die geistliche und liturgische Kompetenz aller Getauften und Gefirmten zu betonen. „Darin werden sie aber oftmals zu wenig bestärkt und ermutigt. Im Gegenteil, wir können immer noch eine Priesterzentrierung wahrnehmen.“ Die Corona-Pandemie hat nach Auffassung von Bischof Dr. Gerhard Feige mit Blick auf die Gottesdienste aber auch positive Effekte. „Die Zeit der leeren Kirchen war auch eine Zeit der kreativen Neugestaltung des kirchlichen Lebens“, erklärte der Bischof insbesondere mit Blick auf die Übertragungen von Gottesdiensten im Internet.
„Unsere Liturgien sollen Menschen in und außerhalb der Kirchen mit dem Geheimnis Gottes in Berührung bringen“ – so haben wir es in den Zukunftsbildern formuliert“, sagte der Bischof uns lud die Teilnehmenden zu einem regen Austausch ein.
Die einhellige Meinung der Diskussion zeigte den Wert der Liturgie als ein Beziehungsgeschehen. Besonders schöne und intensive Feiern habe sie erlebt, so Lucia Horst, „wenn es gelungen ist, aus der Gemeinde eine Gemeinschaft zu machen.“
Auch der Faktor Teilhabe oder Partizipation wurde als wesentlich erachtet. „Am Ehesten kann dieses gemeinsame Wir-Gefühl erreicht werden“, so Reinert Plewa , „wenn viele verschiedene Personen sich einbringen können.“ Eberhard Tiefensee plädierte dafür, die Hemmschwelle für die zu senken, die nicht ständig oder nie an einem Gottesdienst teilnehmen, wie beispielsweise Kinder oder Nichtchristen. Mehr Sensibilität für zeitgemäße Sprache in Gebetstexten und "aufgreifen" vom tagesaktuellen Themen, zur Erhöhung der Lebensrelevanz von Liturgie wünschte sich neben Matthias Marcinkowski auch andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Im Namen der kfd plädierte Patricia Erben-Grütz für die stärkere Beteiligung von theologisch und geistlich qualifizierten Laien, insbesondere Frauen, am eucharistischen Verkündigungsdienst. "Ich betone in diesem Zusammenhang, dass es dafür auch die Solidarität von Klerus und Kirchenvolk braucht. Schließlich bedarf es auch einer Willensbekundung von Seiten der Bistumsleitung, dass eine solche Dienstübernahme gewollt ist und unterstützt wird."
„Ich bin nicht ohne Hoffnung“, sagte Barbara Striegel, „dass uns auch in einer kleiner werdenden Gemeinde liturgische Gemeinschaft gelingen kann, in die sich alle Beteiligten mit ihrem Charismen einbringen können.“
Das 3. und letzte online Hearing zum weltweit von Papst Franziskus ausgerufenen synodalen Prozess stand das Zuhören im Mittelpunkt. Im Mai soll das Bistum Magdeburg dann einen 10seitigen Überblick darüber verfassen, wo es im Bistum schon synodale Elemente gibt. Alle drei Hearings sollen Teil dieses Überblicks werden.
(sus; Katholische Nachrichtenagentur; Foto: Sperling)