In Schutt und Asche
Aschermittwoch-Gottesdienst in Zeiten des Krieges in der Kathedrale St. Sebastian
Während in den Ukrainischen Städten Kiew, Charkiw und Schytomyr Menschen unter Schutt und Asche liegen und auch die Holocaust-Gedenkstätte Babyn Yar bombardiert wird, kamen die Gläubigen in Magdeburg zum Aschermittwochs-Gottesdienst in die Kathedrale St. Sebastian. „Uns ist das Lachen schon vor dem Ende der tollen Tage im Halse stecken geblieben“, eröffnete Bischof Dr. Gerhard Feige den Gottesdienst.
„Die Idee vom Frieden in Europa, mit der wir nun einige Jahrzehnte gelebt haben, liegt in Schutt und Asche. Für die Menschen in der Ukraine ist das Bild von Schutt und Asche noch viel konkreter und existentieller. Ihr Lebensraum, ihre Heimat, ihre Gegenwart, all ihre Zukunftspläne und jede Hoffnung auf ein freies, demokratisches Leben liegen wortwörtlich in Schutt und Asche“ so der Bischof in seiner Predigt. „Endlichkeit und Vergänglichkeit sind überall spürbar. Schutt und Asche scheinen alles unter sich zu begraben.“
„‘Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst‘. Mit diesem Satz“, so der Bischof, „wird der Ritus der Austeilung des Aschenkreuzes auf unserer Stirn begleitet. Ja, der Aschermittwoch will uns an unsere Vergänglichkeit und Endlichkeit erinnern. Gleichzeitig lenkt er unseren Blick jedoch auf den Anfang, auf die Erschaffung des Menschen. Poetisch verfasst malt der Schöpfungsbericht ein sehr eingängiges Bild: ‚Da formte Gott, der HERR, den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen‘ (Gen 2, 7).“ Aus dem Staub, der keine Form behalten könne, ist der Mensch geformt. „Aber er bleibt kein formloses Wesen, er wird lebendig und kann die Welt mitgestalten. Er kann aus Schutt und Asche wieder Lebensraum schaffen.“
„Wir alle können uns dafür einsetzen, dass das Leben und die die Idee von Demokratie und Freiheit nicht von Schutt und Asche erstickt werden, sondern wieder wachsen können. Lassen wir uns in dieser Fastenzeit dazu einladen, nach Wegen für ein demokratisches, menschenfreundliches und solidarisches Miteinander zu suchen“, so Feige, denn Ostern bedeute, dass nicht Gewalt und Leid, Tod und Zerstörung das letzte Wort haben, sondern das Leben.
(sus; Foto: Sperling)