Innere Haltung ist entscheidend
Gründonnerstag-Gottesdienst mit Fußwaschung und letztem Abendmahl
Mit einem festlichen Gottesdienst in der St. Sebastian Kathedrale wurde der Gründonnerstags-Gottesdienst gefeiert. Zum letzten Mal vor seinem Leiden und Sterben kommt Jesus am Abend mit seinen zwölf Jüngern zusammen. Zwei außerordentliche Symbolhandlungen stehen dabei im Fokus, als Teil des Vermächtnisses Christi: das gemeinsame Mahl und die Fußwaschung der Jünger. Genau diese beiden Handlungen rückten am Gründonnerstagabend in den Mittelpunkt. Bischof Dr. Gerhard Feige kniete vor 12 Mitgliedern der Gemeinde nieder und wusch ihnen die Füße.
Damit stelle Jesus alles auf den Kopf, erläuterte Diakon Matthias Marcinkowski in der Predigt die Symbolhandlung der Fußwaschung. „Für Ihn gibt es kein oben und unten, keine Legitimation der Herrschaft von Menschen über Menschen, von Männern über Frauen, von Diktatoren über Völker.“
Genauso sollten in seinen Augen sein: „Alles tun, was dem Menschen dient. Keiner steht über dem anderen. Und auch sich selbst nicht schonen und sich dreckig machen. Wenn man einmal die bildlichen Darstellungen der Fußwaschung betrachtet, kann man sehen, wie sich Jesus intensiv und ausdrücklich diesem Detail des Fußes zuwendet. Er ist konzentriert auf diese Arbeit. Er beugt sich herunter, nimmt den Fuß in seine Hand und trocknet diese mit dem Leinentuch.“
Dies sei ein Hinweis, wie entscheidend eine persönliche Begleitung und die individuelle Wertschätzung des Gegenüber sei. „Menschen wollen nicht "durchgeschleust" werden, sie wünschen sich eine Begegnung mit ihnen als Person. Wir brauchen einen Blick, der das Gewohnte durchbricht und so Anwalt sein kann für Menschen, für die das konventionelle Maß nicht genug Aufmerksamkeit bietet.“
Diesen Gedanken weiter zu entwickeln, könnte vielleicht auch die Glaubwürdigkeit von Christen stärken. „Will die Kirche den Menschen das Evangelium glaubhaft verkünden, dann führt der einzig mögliche Weg zurück in den Abendmahlssaal – zur Fußwaschung. Jesus legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch.“ Marcinkowski versteht das nicht nur bildlich, sondern auch wörtlich. „Eine glaubwürdige Kirche muss sichtbar werden im entschlossenen Einsatz für die Armen und Entmutigten, die die am Rand der Gesellschaft stehen – in der Tat, aber auch im Wort.“
Die Fußwaschung sei eine Haltung und kein Nachspiel-Auftrag. „Wenn Jesus seinen Jüngern sagt: „So sollt auch ihr einander die Füße waschen“, meint das nicht, dass sie genau das in Zukunft vor dem Essen machen sollen, sondern dass sie vielmehr in dieser seiner Haltung des Dienens einander und den Menschen begegnen sollen.“
Wie sich die christliche Haltung der Dienstbereitschaft für andere, ausdrücke, sei situationsbedingt und stelle sich bei jedem und jeder anders dar. Aber: „Nicht die äußere Form, die innere Haltung ist entscheidend.“
(sus; Foto: Sperling)
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