KoKoRu als Bereicherung
Ökumenische Besuchsreise zu 30 Jahren Religionsunterricht in Sachsen-Anhalt und das Pilotprojekt der konfessionellen Kooperation im Religionsunterricht
Auf ihrer ökumenischen Besuchsreise unterschiedlicher Schulen in Sachsen-Anhalt machten der evangelische Landesbischof Friedrich Kramer und Bischof Dr. Gerhard Feige Station in der Internatsschule Pforta, mit derzeit etwa 300 Jugendlichen der Jahrgangsstufen 9-12.
Anlass für diese Reise sind 30 Jahre Religionsunterricht in Sachsen-Anhalt sowie die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen. Die Landesschule Pforta beispielsweise hat das Pilotprojekt der konfessionellen Kooperation im Religionsunterricht- auch KoKoRu - genannt bereits im 3. Jahr in der Umsetzung.
So konnten die beiden Bischöfe an zwei Religionsunterrichtsstunden der Jahrgangsstufe 10 teilnehmen. In der ersten Gruppe, unterrichtet von der katholischen Religionslehrerin Uta Flöter, stand das Thema „Wert der Arbeit” im Vordergrund, während die zweite Gruppe, unterrichtet von der evangelischen Religionslehrerin Susanne Riemer-Ranscht, sich mit der unterschiedlichen Wahrnehmung von Zeit im Kontext jüdischer Weisheitstexte auseinandersetzte.
Beide Lehrerinnen haben als Team die Lehrpläne für KoKoRu aus den katholischen und evangelischen Plänen zusammengeführt und mit Leben gefüllt. Momentan entwickeln sie vor allem den Unterricht in der Sek I, bis hin zur Einführungsphase des Abiturs in Klasse 10. Am Kompetenzschwerpunkt Ethik wird in diesem Schuljahr unter Anleitung von Uta Flöter gearbeitet, den Kompetenzschwerpunkt Eschatologie begleitet Susanne Riemer-Ranscht. Durch die kontinuierliche Arbeit in den Lerngruppen und den Wechsel der Lehrkräfte soll zum einen die Nähe beider Konfessionen betont und zugleich die konfessionellen Unterschiede sichtbar und reflektierbar gemacht werden.
Auch wenn die Landesschule keine konfessionsgebundene Schule ist, so empfinden die Schülerinnen und Schüler den KoKo-Religionsunterricht als bereichernd, weil das Kennenlernen des Anderen als interessant und spannend angesehen wird. Gerade auch die freie Diskussion aller Standpunkte wird als befreiend empfunden. „Hier werden alle existenziellen Fragen der Jugendlichen besprochen“, so Bischof Feige, „und dabei herrscht der Geist der Freiheit und der Menschlichkeit in den Diskussionen.“
Die Schüler:innen kämen nicht mehr wie in früheren mit konfessionellen Vorurteilen nach Pforta, so Schulpfarrer Daniel Schilling-Schön, sondern eher mit der Unsicherheit ihrer eigenen Religiosität. In den sich anschließenden Gesprächsrunden mit den Bischöfen wurde immer wieder die Bedeutung der Vielfalt in den Lerngruppen betont und wie sehr der Austausch über die konfessionellen Grenzen hinweg neue Perspektiven erschließen würde.
Nach der Vereinbarung über die konfessionelle Kooperation im Religionsunterricht (KoKoRu) zwischen den beiden christlichen Kirchen im Dezember 2020 etablieren sich an drei Schulen erste KokoRu-Lerngruppenformate. Während der KokoRu in Schulpforta bereits mit Schüler:innen umgesetzt wird, bereiten die Fachkollegien an den Standorten Aschersleben und Halle derzeit den Unterricht noch vor, indem sie entsprechende schulinterne Lehrpläne erarbeiten. Die Erfahrungen aus Pforta können dabei nur ermutigend sein.
(sus; EKM; Foto Sperling)