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Konrad Feiereis – Person, Werk, Wirken

Gedenkveranstaltung zum zehnten Todestag des Erfurter Theologen und Philosophen

Bei der Gedenkveranstaltung zum zehnten Todestag des Erfurter Theologen und Philosophen Konrad Feiereis (1931-2012) mit dem Thema  „Person, Werk und Wirken“ kamen auf Einladung der Akademie des Bistums Erfurt zahlreiche Weggefährten und ehemalige Philosophiestudenten zusammen. Der in Niederschlesien geborene, in Neuzelle zum Priester geweihte und als Philosophieprofessor an der Theologischen Fakultät der Universität Erfurt lehrende Feiereis erlangte 1986 nach seinem Referat über „Das Zusammenleben von Christen und Marxisten in der DDR“ in Budapest am dem von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und dem Vatikan veranstalteten Symposium „Gesellschaft und ethische Werte“ (bekannt als „Dialogtreffen von Christen und Marxisten“) viel Beachtung. 

Bischof Dr. Gerhard Feige gab in seinem Festvortrag persönliche Erinnerungen an Konrad Feiereis preis und berichtete, wie nachhaltig das religionsphilosophische Wirken zur Anwendung kam. „In oberen Schulklassen oder beim Studium an Berufs- und Hochschulen war es zu DDR-Zeiten im Rahmen des Staatsbürgerkundeunterrichtes immer wieder einmal möglich, dass sich die Lernenden oder Studierenden der schriftlichen Aufgabe zu stellen hatten: „Ziehen Sie aus der Beantwortung der Grundfrage der Philosophie Schlussfolgerungen für Ihr praktisches Handeln!“ Hierbei war bewusst nicht nur Wissen gefragt, sondern auch die persönliche Überzeugung. Wie aber konnte oder sollte man sich als Christ dabei verhalten? Noch immer habe ich dazu eine handschriftliche Argumentationshilfe, die bestimmt aus damaligen Sicherheitsgründen keinen Autorennamen trägt, die aber sehr wahrscheinlich von Professor Feiereis stammt oder mindestens von ihm stammen könnte. Auf gekonnte Weise wird darin – ohne in die gestellte Falle zu tappen – die marxistisch-leninistische Position in Frage gestellt bzw. widerlegt.“

Auch als Bischof von Magdeburg griff Feige hin und wieder auf Feiereissche philosophiegrundlagen zurück: „Anlässlich des 100. Geburtstages von Karl Marx war ich angefragt worden, ob ich für die Mitteldeutsche Zeitung in Halle nicht einen Gastbeitrag zu einem Zitat von ihm schreiben könnte. Dieses lautet: „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.“ Ohne meine philosophische Grundausrüstung durch Professor Feiereis hätte ich es wohl nicht gewagt, mich darauf einzulassen.“

 „Als katholischer Christ mit fast vierzigjähriger DDR-Sozialisation bedrückt es mich, wenn sich seit einiger Zeit der Eindruck verstärkt, Kirche sei auch nur eine Ideologie mit 'Wagenburgmentalität' und sektiererischen Zügen oder ein 'Allerwelts-Tummelplatz' von Willkür und Beliebigkeit“, räumte Feige mit Blick auf ein Weiterdenken seines akademischen Lehrers ein. „Nichts gegen unterschiedliche Meinungen“, so Feige, „aber manche beanspruchen inzwischen rigoros, im Besitz der Wahrheit zu sein, verstehen sich dabei sogar als besonders katholisch und scheuen sich auch nicht davor, andere unter Druck zu setzen und sie zu diffamieren oder zu denunzieren“. In größeren Bistümern „mögen sich solche Extreme noch verlieren, in kleineren belastet so etwas mehr“.

Kontraproduktiv werde dies vor allem, „wenn jemand mit westdeutscher Sozialisation meint, katholischen Christen in den neuen Bundesländern beibringen zu müssen, was wahrhaft katholisch sei“, kritisierte Feige. „Das ist angesichts unserer Glaubenserfahrung unter ganz anderen Bedingungen und unseres sorgenvollen Ringens um verantwortbare Lösungen im Geiste Jesu Christi mehr als anmaßend.“

„Falsche Götter zu entlarven und pseudoreligiöse Systeme ihrer Gottlosigkeit zu überführen“, erscheine heute auch innerkatholisch vonnöten, so der Bischof weiter: „Wenn es uns dabei als Kirche nicht gelingt, aus dem Korsett von sturen Denkverboten, dogmatischen Verkrustungen und totalitären Anmaßungen auszubrechen, werden wir den gleichen Niedergang oder Zusammenbruch erleben wie der real existierende Sozialismus mit seiner marxistisch-leninistischen Überforderung.“

In einer anschließenden Podiumsdiskussion mit Überlegungen wie Konrad Feiereis in der heutigen Zeit weitergedacht werden könne, zitierte  Prof. Eberhard Tiefensee seinen Vorgänger aus der  Festschrift zum 40. Jubiläum des Philosophisch-Theologischen Studiums „Die ganz alltägliche Freiheit. Christsein zwischen Traum und Wirklichkeit“ : „Kirchen als einen Ort der Freiheit sehen: „an welchem es kein höheres Ziel gibt als das ‚Heilsein’ des ganzen Menschen. An dem sichtbar wird, dass Freiheit nicht durch Bindungslosigkeit gewonnen wird. An dem Gebote und Verbote nicht erlassen werden, um die personale Entfaltung zu behindern, sondern zu ermöglichen. An dem Kritik nicht unterdrückt und als Gegnerschaft vorverurteilt wird, sondern als Zeichen des Suchens willkommen ist“ und als Ort der „Befreiung von kleinlichem, provinziellem Denken in der Ökumene, vor dem Rückfall in überwunden geglaubten Konfessionalismus, zu einem gemeinsamen Zeugnis der Botschaft Christi, da Ökumene bei uns einzigartig war und nur sie, glaubwürdig gelebt, dem Christentum in unseren Land einen fruchtbaren Boden bereitet“ .“

 

Festvortrag Bischof Feige zum Download

 

(sus; kna; Foto: Sperling)

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