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Lumen Christi  - Aufschrei des Lebens

Feier der Osternacht in der Kathedrale St. Sebastian

Mit der Segnung des Osterfeuers  vor den Toren der Kathedrale St. Sebastian  und der Entzündung der Osterkerze begann Dr. Gerhard Feige an seinem 17. Jahr der Amtseinführung als Bischof von Magdeburg die Feier der Osternacht. „Lumen Christi – Christus, das Licht. Das sind die ersten Worte der österlichen Liturgie, die im Dunkel der Kirche erklingen“, begann Diakon Wolfgang Gerlich die Predigt in der Osternacht.“

Klein, unscheinbar und  verletzlich erscheint das Licht der Osterkerze. „Ein beeindruckender Moment. Doch dieses Licht könnte missverstanden werden“, so der Diakon. „Die Osterkerze, an der diese kleine Flamme brennt, ist keine Kerze, die eine gemütliche oder behagliche Atmosphäre erzeugen will.“

Und dass sich an dieser kleinen Flamme so viele Kerzen im gesamten Kirchenraum entzünden, sei kein schöner Brauch, der Gänsehaut erzeugen wolle, so wie tausende Feuerzeuge oder neuerdings Handytaschenlampen bei einem Rockkonzert. „Das in den dunklen Kirchenraum hineingesungene „Lumen Christi!“ ist ein Aufschrei des Lebens gegen die gewohnte, hoffnungsleere und alles erstickende Macht des Todes.“

Das Licht der Osterkerze lege gleichsam wie ein großer Schalter von 0 auf 1 das ganze System von Tod auf Leben um.  „Wo vorher nur Dunkel war, ist jetzt Licht. So klein es ist, es wir alles verändern. Das ist die entscheidende Botschaft dieser Nacht: Gott hält an seinem Bund mit den Menschen fest, so groß das Chaos in dieser Welt auch ist, so unendlich die Verstrickung in Schuld und Sünde auch sein mag.“

Gottes Zuwendung hat einen hohen Preis, einen Preis, den Gott selbst bezahlt. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab,…“ schreibt  Johannes in seinem Evangelium.

Nach dem Karfreitag und dem zurückbleibenden Kreuz, an dem nach menschlichem Ermessen das Anliegen Gottes gescheitert ist, bleibt zunächst die Hoffnungslosigkeit. Die Osterkerze hat als das entscheidende Zeichen das Kreuz im Mittelpunkt. Aber auch die fünf Wundnägel aus Wachs seien wichtig, so Gerlich. „Sie sind mehr als Erinnerung an das Leiden eines beispielhaften Menschen vor 2000 Jahren. Diese Wundmale haben mit Gott selbst zu tun!“

„In diesem Jahr wird uns besonders deutlich, da das Leid der Welt sich nicht auf ein paar Nachrichten beschränkt, die man schnell überhören oder ignorieren kann. Es schreit zum Himmel!“ , so der Diakon. „Es sind die Wundmale der Menschen auf den Intensivstationen, die im Überlebenskampf nach Luft ringen und die der Pflegerinnen, die wundgearbeitet an Händen und Seele, erschöpft sind und nur noch funktionieren. Es sind die Wundmale derer, die durch Naturkatastrophen ihre Lebensgrundlagen, ihre Lebensorte, ja ihre Allerliebsten verloren haben, - gleich hier nebenan, nicht ein paar tausend sondern nur ein paar hundert Kilometer von uns entfernt. Es sind die Wundmale der Opfer unsäglicher Verbrechen gegen Kinder, gegen wehrlose und unschuldige Menschen in den Kriegen der Welt, die uns auch immer direkter und distanzlos berühren. Die zahllosen Gräber der Toten in der Ukraine, im Jemen, Afrikas Krisenregionen machen uns das unmissverständlich klar.“

Die Wundmale, die Jesus geschlagen wurden, seien die der ganzen Welt. „Weil wir glauben dürfen, dass diese Wunden eben nicht das letzte und ewig bleibende sind. Das feiern wir in dieser Nacht.“

„Christus lebt!  Und Ostern bedeutet einen Wechsel der Perspektive – auf alles, auf die Welt und auf mein eigenes Leben. Wir können aus der eigenen Hoffnungslosigkeit und Enttäuschung aufbrechen.“

Für all das stehe diese verflixt kleine Flamme, die an der Osterkerze brennt, empfindlich, verwundbar, --- letztlich aber unbesiegbar. „Ja, es ist ein berechtigter Aufschrei des Lebens gegen die gewohnte, hoffnungsleere und alles erstickende Macht des Todes: jenes Lumen Christi.“

 

(sus; Fotos: Sperling)

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