Was ist ein Ablass?
Das große Anliegen von Papst Franziskus ist es, dass möglichst viele Menschen im „Heiligen Jahr“ mit der Barmherzigkeit Gottes in Kontakt kommen. Diese Barmherzigkeit erweist sich gerade auch da, wo wir vor Gott und aneinander schuldig werden.
Im Sakrament der Versöhnung werden uns unsere Sünden vergeben. Aber trotzdem, so schreibt Papst Franziskus, „bleiben die negativen Spuren, die diese in unserem Verhalten und in unserem Denken hinterlassen haben. Die Barmherzigkeit Gottes ist aber auch stärker als diese. Sie wird zum Ablass, den der Vater durch die Kirche … schenkt und der ihn von allen Konsequenzen der Sünde befreit“ (Misericordiae vultus, 22).
Der Ablass ist damit letztlich ein Geschenk der kirchlichen Gemeinschaft, besonders der Heiligen, die uns in ihrem Gebet unterstützen. Denn im Leib Christi kann ein Glied für das andere eintreten. Somit ist der Ablass das sichtbare Zeichen für eine solche Solidargemeinschaft innerhalb der Kirche.
In der Geschichte der Kirche ist dies nicht immer so klar gesehen worden. Die Reformatoren des 16. Jahrhunderts haben deshalb zu Recht auf Missbräuche hingewiesen, die mit der Ablasspraxis verbunden waren. Denn der Ablass hat nichts damit zu tun, dass wir uns durch gute Werke oder gar durch materielle Zuwendungen vor Gott rechtfertigen könnten. Er beruht auch nicht auf der Angst vor einem strafenden Gott. Er ist vielmehr ein Geschenk seiner Gnade, ein Zeichen seiner grenzenlosen Barmherzigkeit.
Dank der berechtigten Kritik der Reformatoren ist es so zu einer grundlegenden Reinigung im Verständnis des Ablasses gekommen. Dennoch tun sich heutzutage auch die meisten Katholiken damit schwer, so dass der Ablass in ihrer persönlichen Glaubenspraxis kaum eine Rolle spielt.
Dr. Annette Schleinzer | Download
Quelle: Bistum Magdeburg, Pressestelle, presse@bistum-magdeburg.de, 0391-5961134